Die Auszeichnung des Schweizer Pavillons mit dem Goldenen Löwen auf der 16. Architekturbiennale ist wohlverdient. Denn die darin präsentierte Ausstellung „Svizzera 240“, in der sich Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara dem zeitgenössischen Wohnungsbau in ihrem Land widmen, entfaltet eine stärkere Wirkung bei den Besuchern als vorab erwartet.
Mit einer gehörigen Portion Selbstkritik konfrontieren die vier uns nämlich mit den Abgründen der für ihre Qualität gelobten Architektur des privaten Wohnhauses in der Schweiz. Die Installation mit ihren ach so lustigen, ganz kleinen und ganz großen Türen ist spielerisch und humorvoll – und zugleich ein bitteres Abbild der Realität. Die Summe jener Wohnungen haben sie nachgebaut, deren Fotos sie auf zahlreichen Websites Schweizer Architekturbüros gefunden haben. Das Ergebnis sind: weiße Wände, Parkettboden, Einbauküchen. Wer den Katalog anschaut, dem bleibt dann abermals das Lachen im Halse stecken ob der eindringlichen Otto-Normalverbraucherhaftigkeit der Schweizer Alltagsarchitektur.
„Ich bin mit einem Grinsen rausgekommen“, sagte eine Besucherin vergangenes Wochenende. Eine andere war überrascht, angesichts des Humors, den sie den Schweizern gar nicht zugetraut hatte. Die vielseitige Lesbarkeit ist nur eine der Stärken dieses Beitrages. Sein räumlicher Ausdruck allein ist Grund für eine Reise nach Venedig. Unser Film gibt einen Vorgeschmack. (fm)
Video:
BauNetz-Film über den Schweizer Pavillon: Eine Produktion der OFFscreen MODERNmedia. Redaktion: Friederike Meyer
Zum Thema:
Alessandro Bosshard, Li Tavor, Matthew van der Ploeg und Ani Vihervaara in der Baunetzwoche#504.
BauNetz in Venedig: Unsere Beiträge zur 16. Architekturbiennale.
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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maxi | 29.05.2018 09:15 Uhr...
"Eine andere war überrascht, angesichts des Humors, den sie den Schweizern gar nicht zugetraut hatte."
so etwas würde man sich von den deutschen beiträgen auch mal wünschen.