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21.11.2016
Weiße Kisten, grauer Staub
Goethe-Institut in Kairo von Worschech Architekten
Aktuelle Meldungen aus Ägypten stimmen momentan selten froh. Zumindest aus architektonischer Sicht gibt es jedoch Positives zu vermelden, denn im Kairoer Stadtteil Doqqi wurde nun, nach fast zehnjähriger Planungsarbeit, der Neubau des Goethe-Instituts eröffnet. Die bisherige Aufteilung von Unterrichtsräumen und Verwaltung auf zwei Standorte hatte den Neubau notwendig gemacht, in dem nun alle wichtigen Funktionen vereint sind. Der Wettbewerb für den Neubau fand bereits 2007 statt, also noch vor dem arabischen Frühling. Worschech Architekten aus Erfurt konnten diesen damals für sich entscheiden, doch nicht zuletzt die politischen Verwerfungen seither haben die Fertigstellung des Hauses verzögert. Umso erfreulicher ist es, dass der Neubau nun endlich eröffnet wurde und ein bauliches Zeichen für Offenheit und Transparenz setzt.
Der weitgehende Erhalt der bestehenden Gartenanlage samt alter Bäume war das Grundanliegen der städtebaulichen Konzeption. Die Baumassen wurden deshalb an den Rändern des Grundstücks angeordnet. In ihrer Gliederung und Höhenstaffelung orientieren sie sich an den benachbarten Villen. Das Ensemble des Neubaus setzt sich aus einem renovierten Altbau, einem zentralen Saal mit darüber liegender Bibliothek und einem Riegel mit Unterrichtsräumen zusammen.
Eine Aufweitung im Straßenraum markiert den Eingang zum Institut. Über das Foyer gelangen Besucher zur zentralen Halle. Hier befinden sich das Sprachsekretariat und ein Begegnungszentrum. Über Treppe und Aufzug werden die beiden Bibliotheksetagen erreicht. Panoramablicke in den Garten und Leseplätze auf einer Dachterrasse kennzeichnen diesen Bereich.
Der Riegel mit den Unterrichtsräumen erstreckt sich entlang der südlichen Grundstücksgrenze, schirmt gegen die Nachbarschaft ab und schafft den passepartout-artigen Hintergrund für einen zweiten, intimeren Gartenbereich. Die Unterrichtsräume sind in locker gruppierten Kuben untergebracht, die untereinander durch eine zum Garten offene, im Erdgeschoss etwas erhöhte Loggia verbunden sind. Nach Süden ist die Loggia mit einer leichten, perforierten und luftdurchlässigen Sichtschutzwand versehen. Alle Unterrichtsräume sind konsequent zum Garten orientiert.
Mit seinen kubischen, klaren Baukörpern und den großen Fensterflächen steht der Bau einerseits in den Traditionslinien einer internationalen, klassischen Moderne. Anderseits verweist die Staffelung der einzelnen Bauteile und der ornamental perforierte Sonnenschutz auf ägyptische Bautraditionen. Der Blick auf die bauliche Nachbarschaft verrät eine zentrale Herausforderung, der sich das Facility Management wird stellen müssen – und auf das auch die lokale Kritik schon hingewiesen hat. Denn der permanent in die Stadt wehende Wüstensand lässt die Architektur Kairos schnell schmutzig grau erscheinen. Es wird wohl nicht unerhebliche Mühe kosten, die strahlend weiße Anmutung des Neubaus, wie er sich auf den Fotos zeigt, zu erhalten. (gh)
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