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06.03.2023

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Hexenkessel für Altona

Gmp Architekten gewinnen Wettbewerb in Hamburg


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Fußballstadien sind eine besondere Bautypologie. Meist sind sie monofunktional, nur alle zwei Wochen ausgelastet und von asphaltierten Parkflächen umgeben. Dennoch werden sie – wie es nur wenige Gebäude vermögen – von ihren Nutzer*innen fast schon innig geliebt. Wenn sich ein Verein gezwungen sieht, die heimische Spielstätte zu wechseln, ist das meist mit entsprechender Aufregung verbunden. Der fünftklassige Fußballclub Altona 93 verkaufte sein altes Stadion schon 2007 an die Genossenschaft Behrendt Wohnungsbau und den Altonaer Spar- und Bauverein, um Platz für dringend benötigte 350 Wohnungen zu schaffen. Bis 2026 muss der Verein ausziehen. Im Gegenzug soll er bis dahin eine nagelneue Arena erhalten, die jetzt schon verspricht, auch abseits des Fußballgeschehens ein integraler Teil der Nachbarschaft zu werden.

Das liegt nicht zuletzt an der besonderen Aufgabenstellung, die die Stadt Hamburg für die neue Spielstätte formuliert hat. Entstehen soll sie auf dem Areal Waidmannstraße am Diebsteich im Stadtteil Altona-Nord. Im Sommer vergangenen Jahres hatte der kommunale Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), in dessen Sondervermögen sich das Grundstück befindet, einen nicht offenen, einphasigen, hochbaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb (nach RPW 2015) ausgelobt. Darin waren nicht nur eine neue Heimat für Altona 93 gefordert, sondern die Entwicklung des gesamten Areals. Dazu zählen eine Konzerthalle, ein Büro- und Gewerbeneubau sowie weitere Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Kultur. Ein Teil dessen soll als mehrstöckige Mantelbebauung um das eigentliche Stadion herum angelegt werden. Neben Vereinsräumen sind zudem weitere Sport- und Gesundheitsangebote in den Obergeschossen sowie eine öffentliche Plaza über einem Sockelgeschoss vorgesehen.

Das Ergebnis des Wettbewerbs wurde zwar schon im Dezember vergangenen Jahres bekanntgegeben, das Juryprotokoll ließ aber bis vor Kurzem auf sich warten. Begleitet wurde das Verfahren von D&K drost consult (Hamburg). Unter den 13 Teilnehmern waren namhafte Büros wie Behnisch Architekten (Stuttgart) und Ingenhoven Associates (Düsseldorf) vertreten. Die Jury unter Vorsitz von Architekt Jörg Aldinger vergab drei Preise. Gewonnen haben gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) mit WES LandschaftsArchitektur (Hamburg) und den Tragwerksplaner*innen von sbp schlaich bergermann partner (Stuttgart). Die Preise im Überblick:

  • 1. Preis: gmp (Hamburg) mit WES LandschaftsArchitektur (Hamburg)
  • 2. Preis: agn Leusmann (Hamburg) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn)
  • 3. Preis: Architekten Venus (Hamburg) mit :mlzd (Berlin) und Greenbox Landschaftsarchitekten (Köln)

Bis zum Rückkauf durch die Stadt Hamburg 2017 gehörte das 4,7 Hektar große Gelände ThyssenKrupp-Schulte. Noch bis 2021 wurde es durch das Unternehmen genutzt. Seither wird es leergezogen und wartet auf eine städtebauliche Weiterentwicklung. Diese wiederum bot sich nun aufgrund der Verlegung der Fern- und Regionalbahnstation Hamburg-Altona nach Diebsteich an. Westlich des ehemaligen ThyssenKrupp-Werks befindet sich bereits ein Bahnhofsgebäude mit zwei Hochhäusern von C.F. Møller Architects (Aarhus/Berlin) in Planung. Es soll künftig als Landmarke des neuen Quartiers, das hier auf Basis eines städtebaulichen Rahmenplans für das Diebsteich-Areal entsteht, dienen.

Die meisten der noch bestehenden Industriehallen auf dem Grundstück sollen nun zugunsten der neuen Stadtbausteine weichen. Nahe der Bahntrasse im westlichen Teil ist der Büro- und Gewerbebau vorgesehen. Daneben existieren zwei kleine Portalhäuser und ein Verwaltungsgebäude aus den 1920er Jahren, denen jeweils neue Nutzungen, darunter eine Kita und Räume für Co-Working, zuzuführen sind. Bei einer größeren Halle ist ein Teilabriss samt anschließendem Umbau zur Hamburg Music Hall mit 5.000 Plätzen geplant. Auf der östlichen Hälfte soll der Stadionbau für ebenfalls 5.000 Zuschauer*innen entstehen.

Der Entwurf von gmp fügt all das zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Die Jury überzeugte vor allem die klare Organisation und differenzierte Ausformulierung der neuen Baukörper sowie der rücksichtsvolle Umgang mit dem Bestand. Allen Gebäuden gemein ist eine Fassadengestaltung mit rotem Klinker. Die Stadion-Visualisierungen von gmp versprechen, dieses zu einem echten Hexenkessel werden zu lassen, wie es in Fußballkreisen heißt. Durch die Mantelbebauung wirkt der Raum um das Feld kompakter, was die Atmosphäre einer Partie positiv beeinflusst. Außerdem erscheinen die Riegel der Längsseiten aufgrund ihrer Terrassierung optisch als Teil der Tribünen. In wiederverwendeten Schiffscontainern wird zudem Raum für ein Museum, Gastronomie und sanitäre Anlagen entstehen. 

Im Vorfeld des Verfahrens gab es lange Diskussion um einen möglichen Einbezug des benachbarten Lokalrivalen von Altona 93. Der momentan im Stadtteil Lokstedt ansässige Verein FC Teutonia 05 Ottensen möchte in naher Zukunft in die dritte Liga aufsteigen und brachte sich für eine gemeinsame Nutzung des Stadions ins Spiel. Letztlich entschied sich die Stadt jedoch dagegen. Ein entsprechendes Stadion hätte den Richtlinien des DFB zufolge nicht nur einen Sitzplatz mehr – also mindestens 5001 – erfordert, sondern auch die Kombination mit Gewerberäumen verhindert. Zudem hätten notwendige Sicherheitsmaßnahmen zu Mehrkosten von rund 30 Millionen Euro geführt. Die Baukosten für das gesamte Vorhaben werden auf rund 160 Millionen Euro geschätzt. Zehn Millionen davon entfallen auf die Kosten für den Spielbetrieb und werden von Altona 93 aus dem Verkaufserlös der alten Spielstätte selbst übernommen. (mh)


Zum Thema:

Weitere Informationen zum Wettbewerb sind auf hamburg.de zu finden.


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Kommentare
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2

a_C | 09.03.2023 09:01 Uhr

Hamburg traut sich was!

Schön zu sehen, dass wenigstens EINE Großstadt in Deutschland neue Wege geht und sich so ein Vorhaben traut. Wenn solch gelungene Wettbewerbsbeiträge herauskommen, wurde schon bei der Auslobung vieles richtig gemacht. Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut der Politik und Stadtverwaltung, so ein reizvolles, gemischtgenutztes Quartier a) zu denken und b) tatsächlich auch realisieren zu wollen.

Großartig! :-)

1

arcseyler | 06.03.2023 16:39 Uhr

........

Trotz der Terrassen beim 1. Preis. Am besten verbindet die konsequent horizontale Offenheit beim 2. Preis Stadt und Feld und wird beidem gerecht. Auch schon am Eingang.
Auch Arena und Gebäude darüber verschmelzen zu einer Einheit. Paradoxerweise durch den Schlitz.
Raum verbindet.

 
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1. Preis: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) mit WES LandschaftsArchitektur (Hamburg)

1. Preis: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) mit WES LandschaftsArchitektur (Hamburg)

2. Preis: agn Leusmann (Hamburg) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn)

2. Preis: agn Leusmann (Hamburg) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn)

3. Preis: Architekten Venus (Hamburg) mit :mlzd (Berlin) und Greenbox Landschaftsarchitekten (Köln)

3. Preis: Architekten Venus (Hamburg) mit :mlzd (Berlin) und Greenbox Landschaftsarchitekten (Köln)

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