Die LafargeHolcim Global Awards machen einiges richtig: Nicht nur fördern sie durch ihr System regionaler Auszeichnungen weltweit Projekte, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, in diesem Jahr wurden in der Hauptkategorie des Preises auch ausschließlich von Frauen geleitete Teams prämiert. Dieser Umstand sei zwar nicht intendiert gewesen – die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen floss nicht in die Beurteilung ein –, jedoch habe die starke Repräsentation und der Erfolg von Frauen die wie immer hochkarätig besetzte Jury sehr gefreut, so Alejandro Aravena, der dem Auswahlkomittee in diesem Jahr vorstand.
5085 Einreichungen aus 131 Ländern folgten auf die Auslobung der fünften Ausgabe des renommierten, vom schweizer Baustoffhersteller gestifteteten Preises. Unabhängie Jurys in den einzelnen Wettbewerbsregionen Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Mittlerer Osten/Afrika and Asien/Pazifik kürten daraus im vergangenen Jahr je drei Sieger, die sich das Preisgeld von jeweils umgerechnet rund 270.000 Euro teilten – und sich automatisch zur Verleihung der globalen Awards in Gold, Silber und Bronze qualifizierten. Desweiteren erhielten 40 Newcomer- und Studentenprojekte die Anerkennung Next Generation.
Die Auszeichnung in Gold geht an Hydropuncture, ein Infrastrukturprojekt, das Loreta Castro Reguera (Taller Capital, Mexiko) mit Manuel Perló Cohen (Universidad Nacional Autónoma de México) für Mexiko-Stadt planen. Eine Landschaft aus Hochwasserbecken und öffentlichen Einrichtungen, die räumlich der Gravitationslogik von Wasser folgt, schafft eine für alle zugängliche Wassersammlungs- und -aufbereitungsanlage in einem unterprivilegierten Bezirk der Millionenstadt.
Den silbernen Award erhalten die Architektinnen Mariam Kamara (atelier masomi, Niger) und Yasaman Esmaili (studio chahar, Iran) für ihre Intervention Legacy Restored. Im nigrischen Dorf Dandaji soll in lokal traditioneller Bautechnik und mit vor Ort produzierten Materialien eine Moschee mit Gemeinschaftszentrum entstehen, die einen öffentlichen Raum kreiert. Hier soll die Bildung und Präsenz von Frauen unterstützt werden.
Mit Bronze wurde Constance C. Bodurow mit ihrem interdisziplinären studio[Ci] (USA) ausgezeichnet, die in Kooperation mit der Detroiter Initiative It Starts at Home (USA) arbeitet. Unter dem Titel Grassroots Microgrid wollen sie Leerstand und verlassene Grundstücke der ehemaligen Motor City als Ressource und neues wirtschaftliches Paradigma zur Erneuerung der Gemeinschaft umnutzen und Nachbarschaften zu Energieautonomie verhelfen.
Alle drei Preisträgerprojekte setzten neue Maßstäbe und zeigten, was nachhaltiges Bauen leisten könne, so Aravena zum Juryentscheid. Sie verwendeten Architektur, um auch beim Bau von Infrastrukturen gemeinschaftlichen Mehrwert zu generieren und um fragilen ländlichen Kommunen oder wirtschaftlich Abgehängten Würde zu verleihen. In Megastädten oder im Ruralen verortet, zeigten sie zwei Tendenzen im Nachhaltigkeitsdiskurs auf: den Fokus auf Infrastruktur und traditionelle Bauweisen.
Prämiert wurden erstmalig auch Projekte, die die Jury für noch nicht ganz ausgereift, aber dennoch förderwürdig hielt. Aus den 40 Anerkennungen der regionalen Entscheidung kürten sie drei zu Gewinnern des Global LafargeHolcim Awards Ideas Preises. Darunter: Die markanten Türme des Refrigerating Jar-Sheabutterspeichers für die Nyingali-Gemeinschaft in Ghana von Wonjoon Han, Gahee Van und Sookhee Yuk (alle Südkorea), das Forschungsprojekt Cooling Roof von Georgina Baronian (USA), die einen Prototypen zur Kühlung großflächiger Strukturen entwickelt, und das Projekt Territorial Figure, mit dem Stefano Romagnoli, Juan Cruz Serafini und Tomás Pont Apóstolo (alle Argentinien) Möglichkeiten der Energiegewinnung aufgrund der Gezeitenströmung in Punta Loyola, Argentinien untersuchen.
Insgesamt wird der Weitergang der prämierten Projekte mit umgerechnet 280.000 Euro Preisgeld gefördert. (kms)
Zum Thema:
www.lafargeholcim-foundation.org