Ein Projekt ohne aufwändige Renderings? Das ist man kaum mehr gewohnt. Noch dazu bei einem Vorhaben wie dem MPavilion, den die Unternehmerin
Naomi Milgrom alljährlich in den Queen Victoria Gardens in Melbourne errichten lässt. Nach Vorbild des
Serpentine Pavilion irgendwo zwischen Kultursponsoring und Selbstvermarktung angesiedelt, ist es zumindest überraschend, dass man gerade hier darauf verzichtet, schon frühzeitig mit schicken Bildern die Werbetrommel zu rühren.
Die Erklärung hierfür ist wohl beim diesjährigen Architekten
Glenn Murcutt zu finden, der – Pritzker-Preisträger und über Achtzig – wohl einfach zu seriös ist, um in dieser Hinsicht noch Zugeständnisse zu machen. Für Murcutt sind Bauwerke zunächst mal immer technische Apparaturen, deren Ästhetik sich aus dem Gebrauch ergibt und die darum – so darf man vermuten – auch keiner aufgehübschten Darstellungen bedürfen. Murcutt steht damit ganz klar in der Tradition von Mies, und mit Kollegen wie Norman Foster oder Richard Rogers teilt er einen ausgeprägten Sinn fürs leichte Bauen. Hightech muss es bei ihm allerdings nicht sein, im Gegenteil, gerade mit Blick auf die ökologische Dimension von Architektur bevorzugt er die einfache Lösung.
Und sein Pavillon für Melbourne, der im australischen Sommer von November 2019 bis März 2020 zu erleben sein wird? Auch hier bleibt er sich und seinen architektonischen Ideen treu, soweit es die vor kurzem veröffentlichen Skizzen vermuten lassen. Man sieht eine langgezogene, leichte Konstruktion, die an Projekte wie das Mange- oder Simpson-Lee-Haus denken lässt und die sich mit ihrer Ausrichtung an der Umgebung und der Stadtszenerie orientiert. Der Pavillon ist modular gedacht und wird sich – wie schon andere der Melbourner Pavillons – an einem anderen Ort neu errichten lassen.
Für die Dachkonstruktion hat sich Murcutt allerdings etwas Neues ausgedacht: Inspiriert von einer Reise nach Mexiko, wo er eine Mittagspause unter den textilbespannten Flügeln eines Leichtflugzeugs verbrachte, wird ein leichter Stoff zum Einsatz kommen. Im Kontrast zur skizzenhaften Darstellung steht übrigens der erkennbare Detaillierungsgrad, der bereits die entsprechenden Materialen verwendet – inklusive handgeschriebenem Google-Link zur Produktseite.
(sb)
Fotos: Anthony Browell
Zum Thema:
www.mpavilion.org
Die Pavillons von Carme Pinós, OMA und Sean Godsell, letztere beide sind heute Teil einer Uni und eines Museums.
Mehr zu Glenn Murcutt auch in unserer Baunetzwoche#426: Unknown Pritzkers, sein Islamic Centre wurde Ende letzten Jahres fertiggestellt.
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