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17.07.2023
Schicker Hut für Gabelstapler
Gewerbebau von rundzwei Architekten bei Tübingen
Ein Ort voller Gabelstapler, Radlader und Hebebühnen: Das klingt nach einem Spielplatz für großgewordene Kinder. Es ist aber auch das Metier des Unternehmens Hald & Grunewald, das diese Maschinen vermietet und verkauft. Ende 2022 verlegte die Firma ihren Sitz nach Rottenburg-Ergenzingen im Landkreis Tübingen. Hier hatte sie das Berliner Büro rundzwei Architekten 2019 mit der Planung eines Neubaus beauftragt.
In einem kleinen Gewerbegebiet entwarfen die Architekt*innen einen schlichten Baukörper mit einem auffallenden, haubenartigen Vordach. Sechs Meter weit kragt es zu allen Seiten aus, um dann senkrecht abzukippen. Auf diese Weise entstanden rund um das Gebäude überdachte Arbeitsbereiche und Stellflächen für die Fahrzeuge. Gleichzeitig schützt die simple Konstruktion die Fassade vor Wind und Wetter. So konnten die Außenwände des Gebäudes mit unbehandeltem Lärchenholz bekleidet werden, während die Dachhaube aus einem Gitterwerk karbonisierter Lärchenholzlatten besteht. Mithilfe der japanischen Technik Yakisugi wurden sie händisch verkohlt, wodurch das Holz weniger Wasser aufnimmt und widerstandsfähiger wird.
Unterhalb des hölzernen Hutes besteht der Bau mit insgesamt 4.900 Quadratmetern Bruttogrundfläche aus zwei Teilen. Etwa drei Viertel des einfachen Quaders nehmen die zehn Meter hohe Werk- und Lagerhalle ein, der Rest ist einem dreigeschossigen Büroriegel gewidmet. Dieser gibt sich außen durch sein oberstes Geschoss zu erkennen, das als einziges über die schwarze Haube hinausragt. Wie das Vordach ist auch dessen Fassade in karbonisiertes Holz gehüllt. Statt als engmaschiges Gitter wurden die Latten hier horizontal angebracht, um vor den Fenstern als Sonnenschutz zu fungieren.
Der größte Teil des Tragwerks ist in Holz hergestellt. Stützen und Träger bestehen aus Brettschichtholz, die Decken aus Brettsperrholz. Gewisse Bauteile benötigten jedoch den Einsatz von Beton. So etwa die Brandwand, die Halle und Bürotrakt voneinander trennt, wie auch der umlaufende Sockel, um mechanischen Belastungen durch die Maschinen standzuhalten. Auch für die Fassadenstützen vor den Büros und im Bereich der ovalen Deckenausschnitte im Atrium verwendete man Beton.
Im Vorfeld analysierten die Architekt*innen gemeinsam mit den Mitarbeitenden die Arbeitsabläufe, um „optimale Workflows und Aufenthaltsqualität zu schaffen“. Die neue „Corporate Architecture“ sei aber nicht nur mit Blick auf das bestehende Team ein Erfolg. Laut Geschäftsführerin von Hald & Grunewald sind beim Unternehmen allein durch das Gebäude zusätzliche Initiativbewerbungen eingegangen.
Das Projekt ist der erste Gewerbebau von rundzwei. Einen Namen konnte sich das Büro vor allem mit Wohngebäuden in Berlin machen, bei denen sie ebenfalls mit spezifischen Formen oder Materialien arbeiteten. Ein Bau in Moabit etwa bekam eine eisig wirkende Straßenfassade, ein anderes in Staaken besteht aus Stampfbeton und Kork. (mh)
Fotos: Gui Rebelo
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