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03.07.2023
Im Rhythmus des Lebens
Gesundheits- und Altenzentrum in Südnorwegen von 3RW und NORD
Sternförmige Anlagen haben in Anlehnung an das Panoptikum-Prinzip von Jeremy Bentham vor allem im Gefängnisbau eine gewisse Tradition. Für ein Gesundheits- und Altenzentrum scheint diese Typologie auf den ersten Blick nicht ganz passend. NORD Architects aus Kopenhagen interpretieren dieses Grundrisslayout für ihr jüngstes Projekt jedoch fast schon gegensätzlich. In Lyngdal im Süden Norwegens konnten sie zusammen mit 3RW arkitekter aus Bergen ein Gebäude errichten, das sich dem Gemeindeleben öffnet.
Das Lyngdal Helsehus steht am Rande des Zentrums des kleinen Ortes, der sich langgezogen zwischen die felsigen Küstenausläufer schmiegt. Angeboten werden sowohl Gesundheitsdienstleistungen als auch verschiedene Wohn- und Pflegeformate von tagesweise bis dauerhaft, von unabhängig bis betreut. Gewohnt wird in den fünf Gebäudeflügeln, während ein großes Atrium im Schnittpunkt als Ort der Zusammenkunft dient. Dieser richtet sich nicht nur an Bewohnerinnen und Tagesnutzer, sondern mit Friseur, Café und Lebensmittelgeschäft auch an die gesamte Nachbarschaft.
Angesichts des anhaltenden demografischen Wandels müsse es laut NORD das Ziel sein, ältere Mitbürger*innen wieder stärker in den Alltag zu integrieren. Im Atrium schaffen viel Glas, offene Umläufe und eine alle Abteilungen erschließende Treppe gute Voraussetzung für ein kommunikatives Zusammenkommen. Trotzdem haben die Architekt*innen den Raum auch mit Nischen und Rückzugsorten ausgestattet, sodass sich – Stichwort Panoptikum – eben kein Gefühl von erzwungener Transparenz einstellt. Innen wie außen ist der konventionelle Stahlbetonskelettbau mit Holz verkleidet. An der Fassade löst sich der Rhythmus der Lattung dabei mit jedem Stockwerk etwas mehr auf. Insgesamt verfügt das viergeschossige Gebäude über eine Nutzfläche von rund 12.500 Quadratmetern.
Entsprechend des im Detail vielschichtigen Programms verbergen sich hinter der simplen Grundform kleinteilig gestaltete Raumzusammenhänge. Die einzelnen Wohnbereiche sind dabei auch unabhängig voneinander zu nutzen. Sie verfügen außerdem noch einmal über eigene Gemeinschaftsräume und direkte Zugänge zum ebenerdigen Garten. Neben Apartments mit Eigenversorgung gibt es auch Demenzstationen, die eine Komplettbetreuung gewähren. Zwei Dachterrassen mit je einem „Schuppen“ an der Gebäudekante geben dem Helsehus darüber hinaus ein verspieltes Element. (sb)
Fotos: Adam Mørk
Zum Thema:
Weitere Beispiele eines altersinklusiven Bauens finden sich in der aktuellen Baunetzwoche#623 „Sorge tragen“.
Ein Buchtipp zum evidenzbasierten Gesundheitsbau findet sich außerdem bei Baunetz Wissen.
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