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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Geschaeftshaus_von_Tobias_Noefer_in_Berlin_7271674.html

16.06.2020

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Provokation am Ku’damm

Geschäftshaus von Tobias Nöfer in Berlin


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Traditionalistisch und neo-klassizistisch arbeitende Architekt*innen sehen sich regelmäßig mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Fassaden seien letztlich bloß aufgeklebtes Dekor. Denn hinter der dünnen Schicht aus Gesimsen und Pilastern steckt oft eben einfach nur ein schnödes WDVS. Die gern behauptete Dauerhaftigkeit, die Prinzipien des Tektonischen und die Ästhetik steinerner Solidität sind dann nicht mehr als ein Bild für die konservative Kundschaft.

Einer solchen, all zu pauschalen Kritik werden Nöfer Architekten (Berlin) bei ihrem 2018 fertiggestellten Palais Holler am Kurfürstendamm leicht kontern. Denn die Architekt*innen konnten hier voll auf eine „Materialität und Opulenz“ setzen, die dem Charakter der teuersten Straße Berlins absolut angemessen ist. Im Auftrag der Münchner Holler-Stiftung entstand ein Geschäftshaus mit Innenhof, das nicht nur in seiner axialen Monumentalität den Geist der Zeit um 1900 atmet, sondern diesen durch seine hochwertige Materialität auf geradezu verschwenderische Weise feiert.

Über die Baukosten des Hauses mit 10.500 Quadratmetern BGF schweigen sich Bauherr und Architekt aus, doch dass bei dem Siebengeschosser mit zwei Untergeschossen Tiefgarage nicht gespart wurde, sieht man sofort. Im Vestibül staunt man über Säulen aus Jura-Marmor – die aus einem Stück bestehen! –, dahinter finden sich vergoldete Wandflächen mit grazilen Pflanzenmalereien. In den Büroetagen kamen dunkles Nussholz – bei Türzargen und Fußleisten – sowie Parkett aus Eiche zum Einsatz. An der Straßenfassade wurden dem tragenden Stahlbeton dicke, teilweise aufwendig gerundete Werkstücke aus Jura-Kalkstein vorgehängt und mit Mörtel fest verfugt. Das verleiht der Front eine Dignität, die die Architekt*innen als sensibles Weiterdenken des Alten begreifen – denn Säulen oder andere klassische Ordnungselemente findet man hier bezeichnenderweise nicht. Stattdessen trifft man auf eine Neuinterpretation der typischen Berliner Geschäftshausfassade, die mit ihren geradezu wulstigen Steinen und manch seltsamer Überschneidung im Detail etwas durchaus Manieristisches hat.

Die Architekt*innen verstehen die „dauerhafte Materialität“ des Hauses explizit als einen Beitrag zum aktuellen Nachhaltigkeitsdiskurs. Was aus schwerem Stein gebaut wurde, das muss auch Jahrzehnte halten. Wichtig ist ihnen außerdem, dass die Bauherrschaft das Objekt nicht als Spekulationsobjekt sieht, sondern als langfristiges Eigentum. Das Projekt genießt einen solch hohen Stellenwert im Büro, dass dazu sogar eine schwergewichtige Publikation im Verlag Wasmuth & Zohlen erschien.

Der Titel des Buches „Haus mit Eigenschaften“ liefert eine programmatische Antwort auf das Haus ohne Eigenschaften, das sich der späte Oswald Mathias Ungers in Köln errichtete. Wer das Haus jemals besichtigen konnte, wird die Härte und Kühle dieser radikalen und hochgradig individualistischen Idealarchitektur nicht mehr vergessen. Aber macht es Sinn, auf einen solchen Extrempunkt der Architektur – der auch typologisch völlig anders gelagert ist – zu referieren? Der Bezug sei eine bewusste Provokation, gibt Anne Nöfer zu, um eine Debatte über das Haus anzustoßen. In dem Buch findet man unter anderem einen entspannten Text von Alexis Bug, der sich ausmalt wie Nöfer und Robertneun im konkurrierenden Verfahren die City West nach ihren Vorstellungen umgestalten. Das eröffnet durchaus einen Resonanzraum selbstironischer Ambivalenzen.

Der schnelle Leser wird aber doch eher an der Einleitung hängen bleiben, in der Gerwin Zohlen gleich in die Vollen geht, Nöfer als den neuen Alfred Messel feiert und anschließend die gesamte Moderne verdammt, da sie von innen nach außen entworfen habe. Dabei entkommt auch das Palais Holler nicht den Logiken der Moderne – genauer: dem zeitgenössischen Immobilienmarkt. Denn auf den Büroetagen hinter der prachtvollen Fassade wurde – wie allgemein im Bürobau üblich – mit Gipskarton und einzelnen Glastrennwänden gearbeitet, um maximal flexibel auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen reagieren und jederzeit umbauen zu können. Also letztlich doch alles nur vorgeklebt? (gh)

Fotos: Maximilian Meisse, René Wildgrube, Torsten Zech


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

41

Philipp | 06.02.2022 10:22 Uhr

Wunderschön!

Ich freue mich sehr über dieses Gebäude. Endlich kommt die Schönheit wieder zurück in die Architektur. Das Gebäude ist nicht nur für "konservatives" Publikum, wie ja in den Medien gerne süffisant angesprochen, sondern durchaus ansprechend für die Generation, geboren ab den 80er Jahren.

Die unmenschliche Moderne findet nun hoffentlich endlich ihren letzten Ruheplatz - wohl in der "Aldi" Konstruktion des "Museums der Moderne". Genau dort soll diese auch bleiben.

Der Rest Berlins soll bitte von Nöfer, Patzschke & Co weitergebaut werden. Berlin wurde genug verschandelt, jetzt ist es wieder Zeit für Ästhetik!

40

Henn12 | 22.06.2020 18:08 Uhr

Zu "westen"

Sehr geehrter "westen",
danke für Ihre Erwiderung. Im Kern möchte ich Ihnen gar nicht widersprechen, was den Zwang zur Investorentauglichkeit und Vermarktungsmöglichkeit betrifft. Zudem überzeugen auch mich die meisten wie sie es nennen "Pappfassaden" nicht, das wirkt gekünstelt und spielt eine Langlebigkeit in der Form vor, die das Material allerdings nicht hält.
Bei diesem Gebäude am Kudamm sehe ich diese Vorwürfe allerdings als nicht zielführend. Zum einen hat hier ein Investor wirklich mal tief in die Tasche gegriffen. Zum anderen könnte man die Fassadengestaltung auch als Weiterentwicklung verstehen. Ein konkretes Vorbild kann ich Ihnen nicht nennen, es ist tatsächlich neu. Neue Klassik könnte man sagen. Aber das ist auch kein Problem. Kollhoffs Turm am Potsdamer Platz hat mich auch immer überzeugt, obwohl er irgendwie klassisch, aber irgendwie anders ist. Ein richtiges Vorbild mag mir auch da nicht in den Sinn kommen. Auch wenn der Architekt dies heute als Export in andere Länder stellt, wobei er diese Handlung vieler Architekten ja selber kritisiert. Nöfers Haus protzt, da haben sie recht, man könnte beim heute auf Baunetz vorgestellten Suhrkamp-Haus aber auch von einem Protz an Beton und glatten Linien sprechen. Warum soll das eine richtiger oder "ehrlicher" als das andere sein?
Seien wir ehrlich, im Grunde geht es nicht um richtige oder falsche Architektur, sondern um gekonnte und nichtgekonnte. Nöfers Haus am Kudamm und der neue Surhkam-Sitz von Bundschuh sind für mich Beispiele gekonnter und überzeugender Architektur an aus meiner Sicht passenden Orten, obwohl ihr Stil nicht unterschiedlicher sein könnte. Bedenken Sie, die Investoren, der Kapitalismus und Marketingstrategen besetzen früher oder später jede Art von Entwicklung/Mode und machen daraus eine vermarktbare Marke. Auch Brandlhubers Terrassenhaus im Wedding, dort finden Sie ein internationales Publikum, aber keinen richtigen Weddinger. Sehen sie was die Investoren aus dem sogenannten Zentrum der Europacity von Robertneun gemacht haben. Von der Feinheit des Ursprungsentwurfs ist kaum mehr etwas übrig. Nehmen Sie die Häuser von Eike Becker, ist das noch Architektur oder nicht doch rein investorentaugliches Design? Stile sind nicht das Problem aus meiner Sicht, unsere Städte ertragen und benötigen Pluralismus. Über die Schnittstelle zu gekonnter Architektur ist zu streiten.

39

westen | 20.06.2020 11:23 Uhr

zu #36

Lieber Henn12,

ein bisschen verwundert bin ich schon, dass Sie hier von "Abheben" von einem "Einheitsbrei" sprechen. Es mag sein, dass Baunetz ähnliche Bauten eher ignoriert, richtig ist auch, dass in diesem Fall mit Material geprotzt wird. Was die Formensprache des Nöfer-Baus angeht, ist das aber doch genau der "Einheitsbrei", den die Investoren-Architektur gerade überall hinstellt. Und da wird es halt auch meistens ekelig, weil hier eine Historisierung praktiziert wird, die zumeist mit den Stadtbildern nichts zu tun hat. Da werden Säulen-Portale und französische Balkone an einfallslos symmetrische Fassaden gepappt in Städten, die mit so etwas nie etwas zu tun hatten. Das finden sie mittlerweile genauso in Berlin, wie in München, in Köln und in Düsseldorf, in Offenbach, Wanne-Eickel und Bad Salzuflen. Überall dort, wo ein Investor etwas von "hochwertigem Wohnen" in den Prospekt schreiben möchte. Der einzige Unterschied liegt hier in der Materialwahl. Da muss man Nöfer zugestehen, dass sein Bau vermutlich nicht, wie die nur verputzen Schwestern und Brüder in kürzester Zeit gammelig und von Schmutzfahnen, Moos und Algen gezeichnet sein wird.

38

Genius_loci | 19.06.2020 00:24 Uhr

Addendum

Nach meinem ersten Kommentar ist es mir ein Bedürfnis, auf zwei jüngere Beiträge einzugehen:

@Henn12:
Danke für die beiden Kommentare, die mir Zeile für Zeile aus der Seele sprechen.

@Geschmacklos:
Zwar lässt sich über Ästhetik und Geschmack naturgemäß schwer "abstimmen". Wenn dennoch Passanten und Anwohner über das Palais Holler abstimmen sollten, wäre das Ergebnis mit Sicherheit deutlich zustimmender als von Ihnen erwartet. Ist doch die Mehrheit der Bevölkerung jener schmuck- und gesichtslosen "Moderne" überdrüssig, die beispielsweise den erschreckend banalen Vorgängerbau prägte. Dessen Verschwinden dürfte wohl niemand bedauern oder sich auch nur daran erinnern, während Nöfer wieder eine "Adresse" schafft, die in ihrer Vielgestaltigkeit und Detailfreude identitätsstiftend wirkt. Damit bewirkt er ungleich mehr für den Stadtraum, ohne bloße Rekonstruktion zu sein. Wie anders ist (auch weit weg vom Ku'damms) zu erklären, dass Gründerzeitquartiere landauf, landab zu den beliebtesten und wertstabilsten Wohnlagen zählen, während die Siedlungen der Moderne bei den meisten Menschen gleichgültige bis negative Emotionen hervorrufen? Das offenbart den erstaunlichen "Riss" zwischen Fach- und landläufiger Meinung, die von Architekten und Stadtplanern allzu gerne ignoriert wird. Er ist mit dem Siegeszug der Moderne nach '45 immer klaffender geworden.

37

Henn12 | 18.06.2020 19:14 Uhr

Notwendiger Nachtrag

Ich muss nochmal einen Kommentar verfassen. Mein vorheriger Kommentar war etwas bissig, ich möchte aber nicht, dass er zu weiterer Reizung und Provokation bei manchen führt.
Es erschreckt mich, wie wir als Architekten oder Bauinteressierte alleine hier in der Kommentarfunktion des Baunetz miteinander umgehen.
Woher kommt nur all der Hass und die Nulltoleranz gegenüber dem Andersdenkenden? Was ist nur passiert, ich kenne noch ein anderes Land, da wurde hart gestritten, aber diese Biestigkeit gab es nicht. Gehen wir bald alle mit Keulen aufeinander los?
Ich selber stehe einer klassischeren Architektursprache näher. Dies bedeutet aber nicht, auch wenn ich im vorherigen Kommentar von Betonwürfel geschrieben habe, dass ich mir z. B. Brandlhubers Häuser nicht ansehen würde und dieser Architekturauffassung auch Respekt entgegen bringe.
Warum können wir kaum mehr miteinander diskutieren, hier zum Beispiel auch nur mal über die Geschosshöhen, dies und das, für und wider.
Warum muss die historische nationale Vergangenheit inkludiert werden nur um die Vorhabenträger herabzusetzen, ich sage sogar zu entmenschlichen. Das ist der Trick mit dem Giftschrank.
Freilich vermisse ich auch in der Baunetz-Redaktion eine ausgewogenere Berichterstattung bzw. Kommentierung, diese wirk auf mich schon länger etwas einseitig. Auch ein Redakteur hat eine Verantwortung.
Dies ist keine Kritik an einzelne oder an den Redakteuren, sondern wir alle sollten wieder einen anderen Umgang miteinander lernen. Das ist wahre Toleranz, den anderen in seiner Vorstellung akzeptieren zu lernen.
Wenn das zu schwer ist, sollten wir zumindest den Respekt voreinander wieder lernen. Es gibt nicht die alleinige Wahrheit, die hat niemand für sich gepachtet.
So, etwas lang geworden, aber ich hoffe es wird verstanden, was ich ausdrücken wollte.

36

Henn12 | 18.06.2020 18:46 Uhr

Überzeugt

Da schlag ich wieder mal Baunetz auf und da wird mir ein Haus vorgestellt, das sich vom Einheitsbrei (nach meinem Empfinden) der mir sonst vorgestellt wird deutlich abhebt. Und schon kreischt die Kommentarfunktion nur so auf. Warum eigentlich? Solche Gebäude sind doch die Ausnahme. Die Betonwandbilligbauten, ich würde fast schon Primitivbauten bei manchen Gebäuden sagen, sind doch die Norm geworden. In unserer tristen Zeit schenkt der Herr Nöfer dem Kudamm ein lächeln. irgendwie schön.
Das ertragen leider viele nicht, irgendwie traurig.

P.S. habe etwas recherchiert, Herr Nöfer versucht auch in Spandau an der Paulsternstraße klassisches oder zumindest ästhetisches für den kleinen Geldbeutel entstehen zu lassen. Mal schauen, ob es gelingt. Es würde mich freuen, wenn es gelingt. Zudem würde es diejenigen Architekten, die Menschen mit geringerem Einkommen am liebsten in Betonwürfel verfrachten wollen lehren, dass Menschen kein Spielzeug sind.
Bei all dem Hass und der Hetze hier, in Wahrheit steht Herr Nöfer auf der Seite der Aufklärung und nur darum geht es.

Weiterhin good luck!

35

Geschmacklos | 18.06.2020 15:25 Uhr

irgendwie...

...ist es jenseits jeglicher Geschmacksfrage oder Politisierung erstaunlich wie man solch einen, (zugegebenermaßen bemerkenswerten) Aufwand an finanziellen Mitteln und Arbeitskraft investiert um ein zumindest für mein Gefühl unsympathisches Gebäude zu schaffen.

Ich wünsche dem Gebäude einen guten Psychologen, der es mal ein wenig locker macht, es wirkt einfach so ungemein bemüht.

Im vollen Bewusstsein hier doch noch zum Schluss politisch zu werden würde ich sagen:

das Gebäude ist gebaute FDP oder besser gebaute junge Liberale. Halbgar, mit festen Überzeugungen und im teuren Anzug.

Knapp 5% der Bevölkerung werden es verehren, 10% hassen - der Rest geht wohl einfach daran vorbei...

34

solong | 18.06.2020 14:15 Uhr

... die falle ...

... und die schlimmste falle der gesellschaft ... ist die "belanglosigkeit" ... ob im bauen oder kommentieren ....

33

Dr. Yikes | 18.06.2020 10:54 Uhr

Die Falle

Projekte wie dieses offenbaren wunderbar die Totalitären unter uns; die Anti-Liberalen, deren Weltbild es beinhaltet, sie hätten das Recht, anderen selbst noch den Architekturgeschmack vorschreiben zu müssen.

Sie wollen die Menschen vollkommen kontrollieren, und machen auch nicht Halt vor Geschmacksfragen. Anders ist es nicht zu erklären, warum jemand noch bei der Diskussion von Stilfragen politisch werden muss.

Ob modern oder von der Geschichte lernend bevorzugend, vor diesen speziellen Zeitgenossen sollte ein jeder freier Geist sich hüten, stehen sie doch wider alles, wofür wir unsere Demokratie in Ehren halten: Freiheit und Selbstbestimmung.

32

KarstenS | 17.06.2020 22:53 Uhr

Diskurs

Ich sehe nicht dass es sich hier um ein konservatives Gebauede handelt. Einige Details zB. die Untersichten der Balkone wirken sehr kreativ gestaltet. Es waere sicher einfacher gewesen Details aus italienischen Traktaten zu kopieren. Insofern nimmt das Gebauede fuer sich eben auch inanspruch zeitgenoessisch zu sein. In anderen Bereichen wird schon auf die Formensprache der italienischen Renaissancearchitektur zurueckgegriffen, wie bei den Saeulen und Halbsauelen im Atrium. Das geschieht allerdings nicht im oeffentlichen Raum sondern im Innern was bedeutet das Noefer eben doch sein Gebaeude mit dem Kontext aus Nachkriegsbauten kommunizieren laesst. Ich habe generell den Eindruck das Noefer Bauten fuer den Bauherrn und den Nutzer macht und nicht fuer sich und schon gar nicht fuer eine Architekturszene die oefter mal kritisiert ohne zu analysieren. Die klassische Moderne ist natuerlich fuer viele eine besondere Errungenschaft und der Verdacht sie heute zu ignorieren und zu einer Prae-Bauhaus Tradition zurueckzukehren ist stark emotional belastet. Das Weglassen des Ornamnents ist zwar visuell ein wichtiger Aspekt der klassischen Moderne, sie bedeutet aber vor allem Toleranz, Diversitaet und Flexibilitaet; nicht nur in Raumaufteilungen sondern auch im Denken.

31

Tim | 17.06.2020 18:43 Uhr

"In welchem Style sollen wir bauen?"

Chapeau werte Kollegen,
so fern hier mancher dieser Art déco-Retroarchitektur auch sein mag, die ideologisierte Geisteshaltung der 30er Jahre hat man hingegen gut verinnerlicht.

@rohmieser
Sie sprechen dem Gebäude also ab "echte" Architektur zu sein. Wie wäre es mit einem Lehrauftrag für "entartete" (Bau)Kunst des 21.Jahrhunders?

Es ist also der falsche "Stil", um gute Architektur zu sein? Ist der Barcelona-Pavillon auch schlechte Architektur, da "anachronistischer Stil" und Retroarchitektur der 80er?

Selbst baugeschichtlich begriffsstutzige Kollegen, sollten dieses Gebäude, aufgrund der großen liegenden Fenster und der massig auskragenden Erker und Balkone, doch in die heutige Zeit verorten können.

Willkommen Kollegen, in der stark individualisierten und indifferenten Gesellschaft des 21.Jahrhunderts, indem jeder nicht nur so lebt und sich so darstellt, sondern auch so baut wie er möchte.

30

pedro | 17.06.2020 17:05 Uhr

Ein Geschoss zuviel...

Die geringen Geschoßhöhen sind auch für mich bei aller Diskussion über Gestaltung und Architektur der Haupt-Kritikpunkt. So bleibt es bei sauberem Handwerk, aber eine souveräne, weil kompromisslose Haltung fehlt.
Aber wer kann oder will sich das heute noch leisten?

29

Volker von Kardorff | 17.06.2020 15:43 Uhr

Urteil

Über Architektur urteilt es sich 20 Jahre nach Fertigstellung besser. Ein Urteil, dem Herr Nöfer und sein Team gelassen entgegensehen können.
Es ist zu vermuten, dass es eines der wenigen Häuser sein wird, die unsere momentane "Gründerzeit" überdauert.

Chapeau! Herr Nöfer
Chapeau! Holler Stiftung

28

rohmieser | 17.06.2020 15:19 Uhr

der/die normale ..

Ku´damm -Flaneur/-in wird die Fassade gar nicht als etwas Besonderes oder Provokatives wahrnehmen.
Also: Was soll´s - stört immerhin nicht -
Es gibt noch genug Platz in Berlin für echte Architektur

27

Toni Tek | 17.06.2020 13:37 Uhr

@auch ein

Das "Gewürge" auf Bild 24 nennt man Architektur.

26

Marc Laugier | 17.06.2020 13:18 Uhr

Klassik

Leider will auch Klassik gekonnt sein. Schlechte Proportionen, räumliches Gewürge, referentielle Eklektik und materieller Pomp sind sind hier zu finden, keine Klassik. Edle Einfalt, stille Größe. Remember?

25

schlawuki | 17.06.2020 12:39 Uhr

neo

ich finde das schick und dekadent.
man sieht halt das geld das dahinter steckt, aber in jedem fall, oder in diesem fall, besser als ein sichtbetonkubus mit naturholz schischi.
und der begriff "neo" ist ja auch nicht wirklich was neues in der architekturgeschichte.

24

Passt | 17.06.2020 12:37 Uhr

doch

Ich halte es auch für ein ambitioniertes und gut durchdetailliertes Projekt, welches sich aus Sicht eines Ortsunkudigen gut einfügt!

Kritikwürdig sind lediglich die dunklen Fensterprofile. Diese sorgen dafür, dass die Öffnungen wie große Löcher wirken. Ein Kontrast hätte die gut strukturierte Fassade noch deutlich feiner wirken lassen (s. links u. rechts).

23

solong | 17.06.2020 10:43 Uhr

...vermögen als vermächtnis...

...einer seits gut wie die verwalter mit dem stiftungsvermögen umgehen ... das wertige gebäude ... wird immer einen wert darstellen ... andererseits ist stiftungsgrundgedanke ... die förderung sozialbedürftiger, kranker mitmenschen und der wissenschaft, kunst und kultur ... natürlich nicht angemessen durch so ein rückwärtsgewandtes gebäude ... vertreten - wie in vielen stiftungen deren stifter ohne nachkommen verstorben sind ... verliert sich der grundgedanke und die eigeninteressen der verwalter überwiegen ... schade

Ausschließlicher und unmittelbarer Zweck der Stiftung ist die Förderung der Jugendfürsorge, der menschlichen und medizinischen Betreuung Schwerkranker, der Wissenschaft sowie der Kunst und Kultur.

22

auch ein | 17.06.2020 07:54 Uhr

architekt

@14 Juergen:

Lesen SIe den Text, vielleicht verstehen SIe dann ein wenig das Ironische...
Wenn nicht : auch nicht schlimm...

21

Rolf | 17.06.2020 00:31 Uhr

Fassadenbauer

So eine Fassade zu entwerfen und zu planen ist m.M.nach nicht banal aber schon machbar. Viel beachtlicher finde ich die Leistung des Fassadenbauers. Aus vorgehängten Natursteinplatten solch eine plastisch durchgeformte Fassade so perfekt umzusetzen ist technisch schon sehr beeindruckend. Weiß jemand welche Firma das gemacht hat?

20

Azerty | 17.06.2020 00:15 Uhr

Provokation?

Wo sind bitte hier die politischen, sozialen, kunsthistorischen und ethischen Stellungen, die eine gegenwärtige Debatte auslösen?

19

Genius_loci | 16.06.2020 23:25 Uhr

Coup am KuDamm

Dass es hier im BauNetz, wo die Modernisten weitgehend unter sich sind, einen Aufschrei geben würde, war ebenso reflexartig wie vorhersehbar. Aber Moment, wieso eigentlich? Warum wird dieses in jeder Hinsicht außergewöhnliche und ambitionierte Projekt überhaupt als "Provokation" schon in der Headline eingeleitet? Weil ein Architekt mit Anspruch einmal etwas gewagt hat, jenseits der Komfortzone des Mainstreams, weit entfernt vom Diktat des glattgespülten Bauzeitschriften-Geschmacks? Weil er die Frechheit besitzt, der hundertausendsten Glas-Stahl-WDVS-Zeitgeistkiste konservativen Naturstein und Echtholz entgegenzusetzen? Erstaunlich, dass so ein Stück Stadtreparatur am KuDamm stärker zu polarisieren scheint, als das ganze Nachkriegs-Architekturelend, das Berlin wahrlich im Überfluss hat. Ist so eine Provokation dann nicht eher eine Wohltat? Jedenfalls hier, an dieser Adresse, mit dieser Nachbarschaft? Noefer schafft, was die meisten Kollegen nicht schaffen, nicht wollen, nicht können: Er fügt ein, nimmt auf, ergänzt. Was noch vor hundert Jahren selbstverständlich für jeden Architekten war, ist in Zeiten von "Fuck the context" anerkennenswert. Man kann das traditionell nennen, ich finde es einfach nur bemerkenswertig und mutig. Freuen wir uns also über solche (vermeintlichen) Provokationen zwischen all dem angepassten Durchschnitt.

18

Geil | 16.06.2020 22:04 Uhr

geiler

am geilsten!
Im Ernst, soviel Liebe zum Detail und soviel Aufwand, das muss man erstmal so planen und realisieren.
Um am Kudamm für über 30 € zu vermieten kann ein Investor auch wesentlich weniger Aufwand betreiben.
Hier zeigt sich eine Anspruchshaltung, die über reine Profitgier weit hinausgeht.
Ich finde das gut!

17

Eurospider | 16.06.2020 20:50 Uhr

Kommentierungen

@ 7 Albert:

Bitte ein Modul "Geschichte des 20. Jahrhunderts" nachbelegen (Workload: 20 Credit Points): Die Hauptstadt der Bewegung kann nicht "wieder" in Berlin sein, weil sie dort nie war.

@ 5 Jenatsch

Diese Architektur referenziert eher Art Déco-Bauten der 30er Jahre in Frankreich oder den USA. Zu dem Zeitpunkt wurden eher wenige neogotische Villen gebaut.

@ 8 Lutz Borchers

Gut beobachtet, an den Geschosshöhen sollt Ihr sie erkennen: Der Retro-Renditewahn vernichtet seine eigenen guten Vibrations, indem er seinen Tand in viel zu niedrige Geschosse stopft. Beim Adlon hat das angefangen.

16

Eurospider | 16.06.2020 20:41 Uhr

Kudamm 170, anno 2010

Nutzer im EG: Urbschat, das Fotostudio für Parvenues, wo B-Promis für 1000e Euro Kitsch-Fotos von sich machen ließen (pleite), und der Orientteppichladen, der 22 Jahre lang immer pleite war (weil permanent Räumungsverkauf).

Gebäude: banalste 60er-Jahre-Bandfensterfassade, offenbar später verschlimmbessert. Nicht schade drum, außer beim Aspekt der vernichteten Grauen Energie.

Gebt mal bitte bei der Suchmaschine mit dem großen G den String "Kurfürstendamm 170" ein, schaltet auf die Bildergebnisse, und kuckt euch das Bild bei Wikimedia Commons von 2010 an. (Links können hier nicht geposted werden.)

15

Nö...fer | 16.06.2020 20:27 Uhr

Würdig

Hier sollte sich die 'Augustus Intelligence' einmieten.

14

JürgenS | 16.06.2020 19:56 Uhr

wie bitte?

Wie kann es sein, dass "auch ein" hier eine eindeutige Beleidigung ausspricht und veröffentlicht wird? Dieser Wutanfall ist symptomatisch für eine Architektenklasse, die mit Ihrem Dogmatismus alles an die Wand nagelt, das nicht ihrem verqueren Architekturverständnis entspricht! Das Palais Holler ist das Beste, was hier seit langem veröffentlicht wurde - jede Diskussion endet mit solchen Kommentaren!

13

legoland | 16.06.2020 18:52 Uhr

gewürge

... oder Bild 31: das ganze Imponiergehabe fällt jämmerlich in sich zusammen, wenn man vor der Milchglastür steht und sich die neureiche Berliner Mischung aus Blattgold, Naturstein und aufgeschraubtem scharfkantigem Alu-Klingelbrett anschaut - und wahrscheinlich hängt hinter der Tür der Desinfektionsspender aus Plastik, der wird aber erst nach der Aufnahme der schönen Bildbandfotos montiert.

12

JürgenS | 16.06.2020 18:43 Uhr

selten normal

Endlich mal ein Projekt, das dem Kita-Kisten-Einerlei, dass man hier meist zu sehen bekommt, wunderbar entgegensteht. Sicher für viele der hier schreibenden Zyniker eine Provokation, aber eine gelungene! In der wirklichen Welt ist das keine Provokation, sondern ein beiläufig prächtiges Haus, das angenehm unauffällig ist - ein Gewinn für den architektonisch ramponierten Kudamm!

11

Toni Tek | 16.06.2020 17:57 Uhr

welche Provokation?

Ich verstehe den Titel eigentlich nicht: Warum ist das eine Provokation: Opulenz am Ku'damm? Wo denn sonst, wenn nicht hier, am Boulevard des Parvenüs, des Aufschneiders, des Emporkömmlings? Wäre es nicht viel eher eine Provokation, hier preisgünstig und anspruchslos zu bauen?

Davon abgesehen: Ich finde, dieses Haus ist einfach hervorragend gemacht, das muss man erst einmal so hinbekommen. (@peter: ich finde übrigens gar nicht, dass das Haus hinter seinen Jugendstil-Nachbarn zurücksteht.)

Und so eine Bauherrenschaft muss es auch erst einmal geben, der es eben nicht egal ist, was da schlussendlich steht. Vielen anderen Bauherren ist es das nämlich, weil die Bude eh nur in irgendeinem Immobilienfonds landet.

Ob man mit dem Geld was Sozialeres hätte machen können? Sicher. Aber wenn schon Luxus, dann doch einen, von dem die Stadt etwas hat. Einen Beitrag zur Stadtkultur zu leisten ist ganz anders zu bewerten als das Ausleben persönlicher Luxusbedürfnisse ( - und dabei sind selbst die nicht grundsätzlich unmoralisch.

10

auch ein | 16.06.2020 17:41 Uhr

architekt

bild 24 sagt alles über das gewürge aus.....

9

max | 16.06.2020 17:39 Uhr

Meyer

Oh mein ...., warum hast du mich/sie verlassen! Geht es noch?

8

Lutz Borchers | 16.06.2020 17:22 Uhr

zu niedrig

Wenn man so viel Geld hat, kann man sich dann nicht höhere Geschosse leisten? Die realisierten Höhen entsprechen dem Wiederaufbaunachbarn und nicht dem Altbaunachbarn. Was nützt da die ganze Dekoration.

7

Albert | 16.06.2020 16:51 Uhr

Zukunft

Und als nächstes bauen wir dann wieder eine Hauptstadt der Bewegung?

6

Wertkonservativer | 16.06.2020 16:32 Uhr

Ja. ... aber

Sicherlich von höchster Qualität; aber eben auch der Gipfel der Dekadenz und völlig an den Problemen der Zeit vorbei. Wir bauen uns eine blattvergoldete Blase, was schert uns der Rest der Welt?! Mit diesem Geld hätte eine "Stiftung" sicher viel Gutes tun können; UND sich einen schönen Stiftungssitz bauen können. Aber ich bin vermutlich in meiner Interpretation des Wortes Stiftung einfach zu ... nun ja: traditionalistisch?

5

Jenatsch | 16.06.2020 16:29 Uhr

Wildsau

In den Zeiten, aus denen diese Retro-Collage schöpft, wurden noch neogotische Villen gebaut, auch nicht immer stilsicher. Das ist also nichts Neues. Wenn Derartiges sich häuft, kann es Ausdruck einer verunsicherten Zeit auf der Suche nach Neuem sein. Ob man das im Fundus auftreiben wird?
Putzig sind "100 Jahre Bauhaus" im Schaufenster (Bild 11) und das Wildschwein. Hoffentlich macht es die Kutsch-Pferde nicht scheu!

4

auch ein | 16.06.2020 16:18 Uhr

architekt

NEIN ICH LASSE MICH NICHT PROVOZIEREN VON SO EINEM MIST !!!

NEIN !

3

peter | 16.06.2020 16:16 Uhr

"palais" holler

puh, hier wurde wirklich ein enormer aufwand getrieben - und doch sieht man an jeder ecke, wie schwierig es ist, ein "klassisches" haus zu bauen: bei all dem - heute einzigartigen - aufwand, pomp und geld, die hineingeflossen sind, bleibt es schon von außen meilenweit hinter seinem (von der straße aus gesehen) linken original-jugendstil-nachbarn zurück, der mit seinem feinen dekor und seiner subtilen handwerklichkeit keine ganz großen gesten braucht, um sich zu behaupten.

2

Rudi | 16.06.2020 15:55 Uhr

Wow

Was für ein wunderschönes Gebäude! Die Materialität die Formen alles spielt eine Symphonie.

Könnte fast von Prof. Dr. Paul Kahlfeldt seyn!

1

XYZ | 16.06.2020 15:39 Uhr

Vorgeklebt

Ist es besser ein Pfosten-Riegel vor die Gipskartonwände "vorzukleben"?

 
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Am Kurfürstendamm 170 bauten Nöfer Architekten im Auftrag der Münchner Holler-Stiftung ein Geschäftshaus mit 6.090 Quadratmetern Bürofläche.

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Das „Palais Holler“ atmet in seiner axialen Monumentalität und durch die hochwertige Materialität den Geist der Zeit um 1900.

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Im Hof verwendeten die Architekt*innen den portugiesischen Kalkstein Crema Marfil, da er eine hohe Lichreflektion aufweist und eine schöne Nahwirkung besitzt.

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Die grazilen Pflanzenmalereien auf den vergoldeten Flächen des Vestibüls stammen von Inka Gierden und Julien Collieux.

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