Eine durch und durch prosaische Bauaufgabe: Östlich der Bielefelder Innenstadt sollte in einem alten Industrie- und Gewerbegebiet ein Geschäftshaus mit Discounter entstehen. Das klingt nach Wärmedämmverbundsystem und billigem Putz, nach Einkaufswagendepots und riesigen Schriftzügen, die die Fassade dominieren. Das Büro Wannenmacher + Möller (Bielefeld) ging mit Sichtbeton und Backstein allerdings einen anderen Weg – und selbst der Supermarkt im Erdgeschoss ordnet sich unter.
Die Wahl zweier kontrastierender Materialien begründen die Architekten mit der Unterscheidbarkeit der Programme. Die öffentlichen Teile des Neubaus – also neben dem Erdgeschoss insbesondere das gebäudehohe Foyer im Inneren – sind in Beton ausgeführt. Im Gegensatz dazu wurden die Büroetagen mit einer reduzierten Fassade aus dunkel gebrannten Klinkern verkleidet, die sich so ähnlich auch bei zahlreichen historischen Bauten in der Umgebung finden.
Organisiert sind die Büroetagen so, dass auf jedem Geschoss bis zu vier autarke Mieteinheiten möglich sind. Erschlossen werden sie über ein Treppenhaus und das bereits erwähnte Foyer, in das schwarz verkleidete Treppenläufe skulptural eingestellt sind – im Zusammenspiel mit den locker gehängten Lampen entstand hier der spannungsvollste Raum des Projekts. Auch in den Büros finden sich allerdings nicht nur Trockenbauwände und abgehängte Decken – der Beton darf hier und da sichtbar bleiben und hölzerne Fensterrahmen sorgen für natürliche Akzente.
Ansonsten bleibt das Gebäude im Rahmen dessen, was mit Blick auf die Bauaufgabe eben möglich war – ausgehend von einer effizienten Raumorganisation bleibt beispielsweise der Rhythmus der raumhohen Fenster naturgemäß repetitiv. Trotzdem zeigen Wannenmacher + Möller, wie selbst mit einem Aldi guter Standard geht. Mehr davon wünscht man sich vielleicht nicht an prominenten Straßen und Plätzen, an vielen Orten wäre soviel Qualität aber ein Lichtblick. (sb)
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solong | 29.02.2016 10:22 Uhr...erstaunlich...
... das "aldi farbkonzept" dem gesamten gebäude "aufgedrückt" ...