In Südkoreas Städten kann es eng werden. Am Rand der Stadt Hanam zum Beispiel scheint jeder Baugrund mit einer schnell und billig hochgezogenen Architektur dicht besetzt zu sein. Für ihr neues Geschäftshaus standen den Architekten von studio_GAON schließlich nur 70 Quadratmeter Baufläche zur Verfügung. Umschlossen von vielbefahrenen Straßen, ist das Grundstück zudem dreieckig – nicht ganz einfach, aber sehr speziell.
Eins und eins zusammengezählt, hat das Büro aus Seoul sein Gebäude konsequenterweise auf einem dreieckigen Grundriss entworfen. Aus Stahlbeton mit flacher Fassade und breiten Fenstereinschnitten hat es den Bau realisiert. Doch, die Ignoranz der umliegenden Architektur beklagend, öffnen die Architekten ihren Neubau für die Umgebung. Den Bauch des Dreiecksbaus haben sie aufgeschnitten und darin eine Passage für Fußgänger gelegt.
Kontrastierend mit der klaren Komposition der versetzten Fensterbänder sind einzelne kleine Fenster mit stark profilierten Rahmungen auf die Fassade gestreut, „als seien sie durch die Außenwand geschlagen“, beschreiben die Architekten. Das ist nur eine der Verspieltheiten, mit denen sie ihre Architektur von der städtebaulichen Monotonie in Hanam abgrenzen wollen. Eine andere ist die verglaste Spitze ihres dreieckigen Gebäudes. Die zum Winkel hochwachsenden Fenster öffnen den Betonbau „wie ein dicker Fisch sein Maul“ und – bleibt man bei diesem Bild – die Autos der flankierenden Hauptstraße fahren mitten in den Rachen des Tiers.
Raumwände hat das Geschäftshaus von studio_GAON nicht. Die Architekten haben das Innere des Gebäudes auf Weite und Großzügigkeit angelegt. In der zweiten Etage reicht die Decke ungewöhnlich hoch über zwei Raumniveaus. Die durchgehende Holzverkleidung soll zudem eine warme Atmosphäre schaffen. Zumindest innen sollte man der Dichte der Umgebung entgehen können. (sj)
Fotos: Youngchae Park
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