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05.12.2023

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Zwei hinterm Kotti

Geschäftshäuser von Baumhauer Architekten in Berlin


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In Berlin-Kreuzberg wurde kürzlich wieder ein Gewerbehof erweitert. Dieses Mal handelt es sich um zwei Geschäftshäuser in den Adalbert-Höfen der GSG Berlin unmittelbar hinter dem Kottbusser Tor. Eines klebt sogar direkt am Rücken des Zentrums Kreuzberg (bis 2000 Neues Kreuzberger Zentrum) von Johannes Uhl und Werner Jokisch. Zwei Hausnummern trennen die beiden Neuzugänge Adil & Berta voneinander. Die Entwürfe für beide Bauten stammen vom Berliner Büro Baumhauer Architekten. Es sind schlichte Häuser, die sich ohne großes Aufheben in die Adalbertstraße und die Blockstruktur hinter dem Kotti einfügen.

Straßenseitig treten Adil & Berta ganz ähnlich in Erscheinung: Die großen Fensterformate der Lochfassade aus Sichtbeton variieren leicht, die Sockelzonen wurden mit geriffeltem Klinker verkleidet. Während sich die Hausnummer 8 komplett in Grau präsentiert und mit goldenen Fensterrahmen und Raffstores ausgestattet wurde, erhielt die rote Nummer 5 silberne Rahmenelemente und Jalousien. Die Tragkonstruktionen bestehen aus innen sichtbar belassenem Stahlbeton und geschlämmtem Kalksandstein für die Giebelwände.

Die Adalbert-Höfe gehören zu den etwa 40 Gewerbehöfen der GSG, die das seit 2007 privatisierte Unternehmen in Berlin betreibt. Erschlossen werden die beiden Neubauten vom Blockinneren der Höfe aus, für dessen Freiraumgestaltung hochC Landschaftsarchitekten (Berlin) verantwortlich zeichnen. Der rote Bau schließt mit seinem Seitenflügel an das bestehende Hinterhaus an und nutzt so dessen Treppenhaus. Der graue Bau soll in Zukunft noch eine Fassadenbegrünung erhalten. Im Gegensatz zum rauen Beton auf der Straßenseite wurden die Hoffassaden mit Kratzputz versehen. Zwei Brandwände des Bestands zieren nun Kunstwerke von Jim Avignon.

Baumhauer waren mit den Leistungsphasen 1 bis 5 beauftragt. LP 6–8 übernahmen Karsten Groot Architektur (Hamburg/Berlin) mit Bernd Schneider Ingenieure (Berlin). Insgesamt sind hier rund 3.500 Quadratmeter Bruttogrundfläche entstanden. Die 2.750 Quadratmeter vermietbare Fläche ist bereits komplett vergeben. Ins rote Haus ist der Spieleentwickler Klang Games eingezogen, im grauen fanden unter anderem eine Musikagentur und ein Yogastudio neue Räumlichkeiten. Karsten Groot gaben die Netto-Baukosten inklusive Außenanlagen mit elf Millionen Euro an.

In letzter Zeit mussten mehrere Kunst- und Kulturinstitutionen Kreuzberg verlassen, weil ihre Mietverträge nicht verlängert wurden. Davon betroffen waren etwa die nGbK und eine Künstler*innengemeinschaft nebenan in der Adalbertstraße 9. Zwischenzeitlich entstanden in den vergangenen Jahren reihenweise neue Büro- und Gewerbebauten im Stadtteil – unter anderem auch für die GSG. Dabei setzten die Architekt*innen gerne auf Betonkonstruktionen. Karsten Groot etwa stockten für das Unternehmen die Aqua-Höfe zum Teil mit Beton auf. Und Thomas Hillig Architekten ergänzten die Prinzessinnen-Höfe um ein Betonregal mit Sägezahn-Fassade. (mh)

Fotos: Jan Bittter


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

20

50667 | 07.12.2023 17:58 Uhr

Sehr interessant...


...was für eine Diskussion zwei wirklich harmlose Häuschen auslösen können...das sollte man mal wissenschaftlich untersuchen und begleiten lassen.... falls es noch weiter geht....

19

Kiez Anwohner | 07.12.2023 17:42 Uhr

toll

super Häuser, Danke allen Projektbeteiligten für den architektonischen Beitrag an dieser Stelle

18

arcseyler | 07.12.2023 17:17 Uhr

....

So wie Behnischs Akademie der Künste dem Pariser Platz und der unmöglichen Ecke neben dem Adlon eine gläserne Öffnung gibt, so auch hier das Gewerbe mit übermäßig noch mehr Glas die Schließung parierend, als Antwort auf die Rückwand des Kotti. Also die rote Speckwand weg. Dann gehört die ganze monumentale Ecke dem Gebäude statt sich in Fortsetzung der Altbauzeile als Karambolage dagegen zu stemmen. Das kann sich ruhig im zweiten Bau wiederholen um insgesamt der Adalbertstraße hier mehr Luft zu geben. Aus Schwächen Stärken machen.

17

... | 07.12.2023 17:11 Uhr

@ 8,9 & co

Wo und woran arbeiten Sie denn alle... ich hoffe nur an sozialem Wohnungsbau? ...

Wir als Architekten sind am Ende auch nur Dienstleister, der Bauherr bestimmt die Aufgabe. Wer es sich leisten kann Projekte aus solch ehrenhaften Gründen abzulehnen und trotzdem Löhne, Büromieten, etc. zu zahlen hat wohl großes Glück ...

16

Christian Halz | 07.12.2023 16:16 Uhr

@solong

...dann sollten sie ihrer Aussage nach mal anfangen zu bauen denn es beschleicht sich bei ihnen der Eindruck dass sie ganz andere Baustellen haben...

15

solong | 07.12.2023 09:28 Uhr

etwas traurig

... diese simplen ... trostlosen kisten ... mit ihren merkwürdig gewollt anmutenden sockelgeschossen ... da würde man sich für den "kotti" mehr wünschen ... andererseits haben die "klein häuschen" gegenüber dem 70er-jahre komplex (der ja ursprünglich mal büro +verwaltung beherbergen sollte und erst im laufenden bau auf sozialen wohnungsbau "umgehummelt" wurde) auch nicht wirklich viel entgegen zusetzen ...
... zu dem trüben deutschen weltbild ... nicht immer alles mies machen ... wir jammern alle auf extrem hohen niveau ... das thema lebensmittel ist viel komplexer ... diese sind hier einfach viel zu günstig ... ohne subventionen hättet ihr nichts auf dem teller ... da für den vk nicht produzierbar ... und wir sind auch sicher nicht mehr die unterdrücker afrikas ... sondern die örtlichen despoten und warlords ... und nicht vergessen . bauen macht nur sinn wenn man an die zukunft glaubt ....

14

Jan | 06.12.2023 17:38 Uhr

@13

Nun, wir beteiligen uns alle zum Beispiel an der Unterdrückung Afrikas, in dem wir von der EU subventionierte Agrarprodukte kaufen und die hiesige Landwirtschaft stützen, die auch den afrikanischen Lebensmittelmarkt mit günstigen Narungsmitteln fluten und somit die Entwicklung einer unabhängigen, lokalen Lebensmittelversorgung verhindert. Und Sie und ich und wir alle machen da fleißig mit.
Dies ist nur ein beliebiges Beispiel, wie unsere komplexe und verwirrende Welt funktioniert.
Eine hohe Ambiguitätstoleranz hielft dabei sie zu ertragen. Hedonist oder Nihilist zu sein ebenfalls. Es ist in dieser Situation wohl auch eine bessere Wahl, als sich dem Moralismus zuzuwenden.

Sie sehen, es wird einfach nicht besser.

13

... | 06.12.2023 13:51 Uhr

@jan

was Sie da schreiben, zeugt von einem zutiefst beunruhigenden weltbild. woran würden Sie sich noch beteiligen, wenn Sie zu der auffassung gelangten, davon zu profitieren?

12

jean-marc abcarius | 06.12.2023 13:15 Uhr

Zwei hinterm Kotti

noch eines von so vielen traurigen berliner neubaubeispielen...

11

Jan | 06.12.2023 12:29 Uhr

@ 8 und 9

Die Sache ist ja die: so ist einfach die Lage, so funktioniert die Welt.
Ich habe nicht gesagt, dass ich die Situation gut finde. Ich möchte lediglich herausstellen, dass ich mich dafür entschieden habe mitzumachen, weil dagegen ankämpfen aussichtslos ist, weil die Welt nun mal so ist wie sie ist. Also mache ich mit und versuche zu profitieren, denn wenn ich es nicht mache, macht es jemand anderes.

It´s a sad sad world.

10

Peter Dünsch | 06.12.2023 11:55 Uhr

Bild 8

Krass ist, dass dort ein Döner einfach 6 Euro kostet....

...und ich das nicht mal mehr als teuer empfinde.

9

Der Finanzakteur | 06.12.2023 10:51 Uhr

@.7

Hallo Jan,
ich bin dafür verantwortlich, dass unsere Infrastruktur kaputt ist. Auch habe ich die letzten Jahre unsere Krankenhäuser auf maximalen Profit getrimmt. Ich habe es auch geschafft, dass es kaum noch Sozialwohnungen gibt und die Miete der Ärmsten direkt als Dividende an Aktionäre ausgezahlt wird. Irgendwie habe ich es tatsächlich geschafft, dass Gewinne privatisiert und Verluste von der Gesellschaft getragen werden. Wie schön, dass ich sie als meinen Handlanger im Team habe. Wenn wir so weitermachen haben wir es sicher bald geschafft diese lästige Demokratie ganz abzuschaffen. Leider muss ich Ihnen noch mitteilen, dass ihre Aktienbasierte Rente dahin ist.

Bis bald aufm Golfplatz




8

peter | 06.12.2023 09:30 Uhr

herrlich, kommentar 7

beweist eindrucksvoll das egomane verhalten unserer kaste. raus aus der gemeinsamen sozialkasse, geld! geld! geld!, bauen! bauen! bauen! damit es MIR gutgeht. scheiss auf den rest!

7

Jan | 05.12.2023 19:05 Uhr

Aufschwung

Die beiden Gebäude gefallen mir ganz gut. Schön, dass die Baulücken geschlossen werden.
Es ist gut zu sehen, dass der Stadtteil aufgewertet wird. Und natürlich mache ich als Architekt bei dem Spiel mit, denn die Fonds und andere Finanzakteure sind schließlich diejenigen, die die Rendite für unser Versorgungswerk oder die private Rente generieren; das ist also nur zu unserem Vorteil.
Und bevor es jemand anders macht, mache ich es lieber selbt und profitere davon.

6

Christian Richter | 05.12.2023 18:23 Uhr

Einfach oder Kompliziert

Es macht mich immer ein wenig skeptisch, wenn die bewusst roh und unfertig daherkommenden Häuser eine ausgetüftelte Bewirtschaftung benötigen - weil sie in Wirklichkeit gar nicht unfertig sind, sondern bis ins Detail eine Gestaltidee durchhalten wollen. Hier die Fenster: im Hof reicht noch ein normaler Zirkusakrobat, um die Fenster zu reinigen, obwohl das bei der Teilung überhaupt nicht nötig gewesen wäre. An der Straße hilft alles Zauberpersonal nicht mehr, hier muss - bei einem so kleinen Haus! - gleich der Hubsteiger anrücken, denn aus dem kleinen Kläppchen wird sich selbst ein Schlangenmensch nicht mehr herauswinden können. So adrett, ja fast schweizerisch, es erst einmal aussieht, da bröckelt das Konzept zulasten der Nutzer.

5

mmm | 05.12.2023 17:55 Uhr

wahrscheinlich

wird diese Fassade von den Architekten (ich gendere bewusst nicht) gefeiert. Diese pure Architektur und so weiter blabla. Es ist unerträglich, wie viel Geld für so eine hässlische nackte Fassade ausgegeben wird. Die ist einfach nackt und unfertig, roh. Aus der Sichtweise von 99% der Bevölkerung. Wie gesagt, die 1% Architektenschaft wird sich freuen. Naja, wir bauen ja schließlich eh nur, um Fotos zu machen und uns gegenseitig zu beglückwünschen.

Wir leben in einer Zeit, in der künstlerisch noch nie so arm gebaut worden ist, wie heute.

4

Peter | 05.12.2023 16:57 Uhr

Deprimierend

"Es sind schlichte Häuser, die sich ohne großes Aufheben [...] hinter dem Kotti einfügen."
Das ist die positive Formulierung. Man könnte auch sagen, dass hier in Uralt-Bautechnik eine belanglose Formensprache mit unterentwickeltem Esprit wiederholt wurde. Etwas deprimierend, aber immerhin gut belichtet.

3

Stadtbewohnerin | 05.12.2023 16:26 Uhr

Architektur ist nicht nur der Bau an sich

Es ist einigermaßen irritierend, welcher engstirnige , apolitische Begriff von Architektur dieser Meldung anscheinend zugrunde liegt. Es geht schließlich nicht nur um eine sich sachlich und schlicht gebende Form, sondern auch darum, welche Auswirkungen solche durch profitorientierte Akteure geschaffenen Bauten mit ihrer elitären, nicht lokalen Nutuzng haben in einem Umfeld, das geprägt ist von großen sozialen Problemen, starkem Verdrängungsdruck (wovon übrigens nicht nur Kulturinstitutionen betroffen sind!) und extremen ökonomischen Ungleichheiten. Der Verweis auf die Verdrängung der nGbK liest sich da wie reine Makulatur. You should do better!

2

dap | 05.12.2023 16:07 Uhr

Gewerbeverdrängung

Schade, dass die angerissene Geschichte am Ende des Beitrags nicht weiter erzählt wird. Die nGbK musste die Oraneinstraße nach Jahrzehnten verlassen, genauso wie viele andere Gewerbemieter*innen, die sich die spekulativen Mietpreise von mittlerweile bis fast 50 € nicht mehr leisten können. Die Oranientraße liegt im Milieuschutzgebiet, das hilft aber bei Gewerbemieten gar nichts. Und private Immobilienentwickler wie die ehemals landeseigene GSG können im Neubau unfaßbar hohe Mieten verlangen. Zugleich werten sie ihre Grundstücke samt Bestandsbauten mit Neubau massiv auf und handeln damit auf einem globalen Anlagemarkt. Da kann man als Architekt*in mitspielen - oder nicht. Wir können nicht mehr so tun, als hätten wir mit all dem nichts zu tun. Architekt*innen stellen die Ware her, die gelebte Arbeitsräume verdrängt und Nachbarschaften zerstört. Und damit ist die Geschichte immer noch nicht zu Ende erzählt, aber zumindest ein kleines Stück weiter. Und bei aller Liebe für elegante Architektursprachen. Aber schlicht kann man diese beiden Gebäude nun wirklich nicht nennen. Die kommunizieren genau das, was sie kommunizieren sollen: Hochpreisigkeit.

1

Normalerweise | 05.12.2023 15:41 Uhr

mag

ich diesen Stil mit pigmentiertem Beton und Minimalismu und ein bisschen rauh oder so......

Kann man so alles machen.

Aber am Kotti? Da steht zu viel dieser rauhen Architektur rum, die eher unfreiwillig rauh geworden ist.

Ein bisschen freundlicher und netter vielleicht und nicht genius loci? Eher ungenius loci.

 
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Adil & Berta

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Innenraum Adalbertstraße 5

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Adalbertstraße 5

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Adalbertstraße 8

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