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25.04.2008
Bauen für Despoten II
Gerkan und Ingenhoven geraten in Hamburg aneinander – ein Bericht
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eagle62 | 26.04.2008 12:05 Uhr@politmensch
prinzipiell hat politmensch mit seinem kommentar vollkommen recht. es hat letztendlich noch nie etwas gebracht, sich dem handel und kommerz zu verweigern, nur weil man damit zeichen setzen will. so rechtschaffend und moralisch ingenhoven daherkommt, man mag es kaum glauben, da seine moral seiner eigenen firmenpolitik und dem hier bereits mehrfach in den kommentaren erwähnten umgang mit den eigenen mitarbeitern nicht standhält. ich denke darum geht es aber nicht, keiner hat etwas dagegen, dass ein deutscher architekt in arabien, libyen oder china ein gewissermassen "neutrales" haus baut. ähnlich wie zur zeit im nationalsozialismus sind ja heute eigentlich nur architekten wie speer belastet, während ingenieur- und zweckbauten z.b. von sagebiel weniger im rampenlicht stehen. ich denke zurecht. wer hitler die reichskanzlei entwirft, macht eben mehr als ein gebäude, wer am platz des himmlischen friedens ein nationalmuseum baut, kann doch nicht ernsthaft glauben es gehe nur um den stein, das glas und die raumaufteilung. das wäre so als würde leni riefenstahl sagen es ging nur um den schnitt, das tempo und die spannung. wer sich an bauwerke mit historischem, politischen und emotionalen inhalt wagt, muss sich einfach auch mit den inhalten messen lassen, sorry, so schnell kommt man damit nicht weg.
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howard roark | 26.04.2008 00:57 Uhrvongmp vs dipl.ingenhoven
"Das edelste Recht des Menschen ist das auf Verzicht" habe ich an dieser Stelle neulich gelesen. Ist das Arroganz oder Konsequenz, nicht auf dem Platz des Himmlischen Friedens" bauen zu wollen ? Homo Erectus und Homo Erectus Pekinensis sind eventuelle doch noch verschiedener als Mann und Frau. Die eine Seite kauft sich Olympia als Krönung des Kultur- und Technologieklaues und die andere Seite hält schön den Mund weil ihm das Hemd näher ist als der Rock. Architketen, die ob Ihrer vielgerühmten sozialen Verantwortung dabei mitmachen sind genauso inkonsequent wie Staaten, die nicht den Anstand besitzen, Olympische Spiele unter dem Roten Stern der Menschenrechtsverletzungen, zu boykottieren. Vielleicht liegt´s doch an der adligen Herkunft...Zu Zeiten vom guten alten Australopitecus war so ein künstlich begrenzter Genpool, wie der von Blaublütern noch zum Aussterben verdammt...
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stardust | 25.04.2008 22:31 UhrDas darf nicht wahr sein.
Auf der einen Seite ein Architekt der behauptet was deutsche Wirtschaftsbosse vor dem Hintergrund das eben Geschäfte gemacht werden müssen vereint und dann im Falle von Herrn von Gerkan ganz elend auch um undifferenziert niveaulose und persönliche Angriffe nicht verlegen ist und auf der anderen Seite ein Architekt der eben ganz und gar nicht arrogant lediglich klar und differenziert zu Haltung auffordert und selbst Stellung bezieht. Jede in dieser Diskussion klatschende Hand für Herrn von Gerkan betrachte ich wohlwollend als Applaus auf sein Lebenswerk - inhaltlich als Ohrfeige an alle die in einer globalisierten Welt auch nur im entferntesten an Verantwortung denken.
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politarchitekt | 25.04.2008 19:24 Uhrvorwand
die diskussion über architekten und politik ist immer dann am verlogensten, wenn sie nur innerhalb der eigenen disziplin geführt wird. von feuilletonisten in die architektur getragen sind es plötzlich die baumeister statt beispielsweise den wirtschaftlern, politikern oder sportfunktionären, die sich moralisch verhalten müssen? erscheint mir erstmal wenig logisch. architekten haben IMMER für die reichen und mächtigen gebaut - pyramiden, tempel, kirchen, circus maximus. in fussballstadien in afghanistan wurden menschen erschossen - das kann morgen woanders passieren.
ole scheeren hat es bei einer ähnlichen diskussion in berlin mal auf den punkt gebracht: der architekt hat nur einen begrenzten machtzirkel, auch wenn er das selber gerne anders sehen würde. ob der cctv von OMA dann demokratisch genutzt wird oder nicht hat nichts mit seiner glasfassade zu tun und dem "öffentlichen weg", der theoretisch durch ihn hindurch führen wird (der ist schnell abgesperrt) und auch nichts mit seiner anti-hierarchischen form...
und: warum sollten die menschen, die unter einer diktatur o.ä. leiden, nun keine gelungenen gebäude, ökologisch nachhaltig, wiederverwertbar etc bekommen? boykott ist meistens unsinn, beständiger dialog mit ALLEN der beste weg. wer sich moralisch verhält sollte bitte auch nicht mehr bei Shell tanken, bei H&M kaufen und Nike-schuhe tragen. die kleinsten dinge sind manchmal politischer und nachhaltiger als eine neid-debatte über ein sehr gelungenes stadion in peking.
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www.plattformnachwuchsarchitekten.de | 25.04.2008 18:14 UhrLibeskind und Speer
Dank dem BauNetz-Chefredakteur für diesen unterhaltsamen Bericht. Das SPIEGEL Forum sollte bald eine Fortsetzung des spannenden Themas in Berlin liefern und Libeskind und Speer zum Duell einladen!
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Juri | 25.04.2008 17:25 Uhrman muß sich an die eigene Nase fassen
Wir kaufen alle die, doch so günstige, Ware aus China und anderen undemokratischen Ländern. Niemand regt sich bein T-Shirt oder Turnschuhkauf auf. Hauptsache billig. Wir leisten alle einen Beitrag zu den Diktaturen dieser Welt. Wo ist da der Unterschied zum Architektutexport?
Tausende Europäischer Firmen treiben Handel mit China. Nur ist das nicht so öffentlich.
Es gilt immer noch: Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.
Auf jeden Fall ist eine solche Diskussion notwendig und ein Anfang für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Globalisierung auch im gestalterischen Bereich.
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Dr. Ronald Kunze | 25.04.2008 17:00 UhrKichen für Tibet?
Für mich spricht nichts gegen ein Parlamentsgebäude in Vietnam oder sonstwo. Aber ein Gebäude auf dem Platz des himmlischen Friedens? Irgendwo gibt es doch noch Grenzen? Demnächst baut gmp noch Kirchen in Tibet. Sind doch grundsätzlich nicht anstößig. So abgehoben wie es bh meint scheint die Diskussion nicht gewesen zu sein. Es geht um eine Grundeinstellung. Da müssen einige noch etwas dazulernen.
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ottoalexander | 19.05.2008 14:46 UhrArchitektur für Despoten
Ich als Architekt finde es sehr bedauerlich in welche Richtung die Diskussion derzeit geht.
Abgesehen davon, dass inzwischen immer mehr fadenscheinige wirtschaftliche Gründe als Argument angeführt werden, wird auch gerne behauptet, dass durch die wirtschaftliche Einflussnahme eine Demokratisierung erreicht werden könne.
Tut mir Leid, aber dies ist hanebüchener Unsinn und die Personen, die dies behaupten, tun dies entweder um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen oder um andere zu täuschen und sich weiter zu bereichern.
Es gibt tatsächlich kein einziges Beispiel in der gesamten bekannten Geschichte, in dem wirtschaftliche Einflussnahme oder Verquickungen zu einer Demokratisierung eines Systems oder Befreiung eines Volkes geführt hat - kein einziges!
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Ist es wirklich richtig, wirtschaftliche Gründe und Interessen in den Vordergrund zu rücken, wenn es darum geht für Systeme zu arbeiten, die die Menschenrechte nicht einhalten, Meinungsfreiheit nicht zulassen und die Würde des Einzelnen ignorieren, nur um sich als Architekt selbst zu beweihräuchern und sich selbst zu Lebzeiten ein Denkmal zu setzen?
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Das zweite Argument, was von bestimmten Kollegen gerne angeführt wird ist: tu ich es nicht, tut es ein anderer (schlechter)...
Was ist denn das bitte für eine Begründung?
Soll das hier nun wirtschaftlich (bevor mir ein anderer den Auftrag wegschnappt) oder überheblich künstlerisch (besser ich mach es, als irgendeiner, der mir das Wasser nicht reichen kann) gemeint sein?
Ich habe früher noch gelernt, sowohl aus dem Elternhaus, als auch der Schule, dass so etwas nie als Grundlage des Handelns dienen darf, sondern vielmehr immer die Reflexion über sich selbst und die Beziehung zum Nächsten.
Sollten wir es wirtschaftlich entschuldigend betrachten, wird es noch erbärmlicher, da es dann das zynische Lieblingsargument von Waffenhändlern wird.
Selbst wenn man versucht diese Aussage aus der künstlerischen Perspektive zu betrachten, wird sie nicht wirklich besser, da sie dabei den schalen Beigeschmack von Arroganz und Überheblichkeit erhält.
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Hierbei stellt sich die Frage, ob dem Gehenkten wirklich wichtig ist, dass sein Scharfrichter ein großer Künstler ist und ein gutes Herz hat?
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Und schließlich noch die Frage, bzw. Hoffnung "gute" Architektur würde die Menschen verändern.
Auch hier scheint es sich für mich lediglich um eine Scheinargumentation zu handeln. Die betroffenen und unterdrückten Menschen würden sich unter dem Einfluss herausragender Architektur über die Jahrzehnte, Jahrhunderte vielleicht ändern und beeinflussen lassen, das System aber, welches diese Architektur bestellt hat, doch wohl nicht. Hier stellt sich dann auch eher die Frage, ob sich der Künstler vom System nicht hat instrumentalisieren lassen.
Sobald Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und dabei um ihr Leben fürchten müssen, oder abertausende zwangsumgesiedelt werden, ist der Preis "guter" Architektur zu groß.
Auch sollte die Funktion und der Ort des zu bauenden Gebäudes sorgfältig geprüft und hinterfragt werden:
So sind Prachtbauten (Stadien und Paläste) für Regime, systemstützende Funktionsbauten (Fernseh- oder Radiosender) oder systemglorifizierende Bauten auf schicksalsträchtigen Orten (z.B. Platz des himmlischen Friedens) meines Erachtens nach moralisch überhaupt nicht tragbar.
Zudem ist mir, weder in meinem Architekturstudium, noch beim Befassen mit Kunstgeschichte, je davon zu Gehör gekommen, dass Kunst oder Architektur zur Demokratisierung oder Befreiung geführt hätten.
Vielmehr ist es auch hier so, dass alle Diktatoren, Despoten und "Unrechtssysteme" ihre mehr oder minder willigen Helfer bzw. Unterstützer unter Künstlern und Architekten fanden, die für ihre Tätigkeit währenddessen und, oder im Nachhinein immer eine Entschuldigung fanden.
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Wäre es nicht endlich an der Zeit, so selbstverantwortlich, selbstreflexiv und ehrlich, wahrhaftig zu sein, dass Entschuldigungen nicht mehr nötig sind?