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06.01.2017

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Sibirische Lärche auf der Elbinsel

Geplantes Seniorenheim in Hamburg-Wilhelmsburg


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Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist besonders: Auf einer Elbinsel liegt er, abgeschnitten von der Innenstadt, umgeben von Wasser, Hafen und Industrie. Sein Name stammt aus dem 17. Jahrhundert, als Georg Wilhelm von Braunschweig das sumpfige Gebiet erwarb und trocken legte. Danach folgte eine lange proletarische Geschichte samt Arbeitersiedlungen und Backsteinexpressionismus, die schließlich in der Verwahrlosung dieses Erbes mündete.

Seit ein paar Jahren wandelt sich dieser periphäre Teil Hamburgs allerdings gewaltig. Gentrifizierung und postindustrielle Transformation sind die Schlagworte. Die IBA Hamburg, die vor allem die alte Elbinsel zur Spielstätte erhob, hat zum Wandel beigetragen. Seither zählt der knallbunte 200 Meter lange Schlängelbau der Stadtentwicklungsbehörde von Sauerbruch Hutton zur Landmarke auf der Insel.

Teil der Wandlung, die immer noch auf der Welle der IBA Hamburg liegt, ist ein neues Wohngebiet mit 2.000 Wohnungen. Zu dem städtebaulichen Projekt zählen auch 98 öffentlich geförderte Seniorenwohnungen. Diese wird nun mit Tim Schulenburg ein angehender Architekt aus einer alteingesessenen Familie bauen: die Schulenburgs leben selbst seit dem 17. Jahrhundert in Wilhelmsburg. Das Architekturbüro Schulenburg, vor dreißig Jahren von Gerhard Schulenburg in Buxtehude gegründet, wird im Auftrag der SG-Bau das sieben Stockwerke hohe Gebäude mit Appartements für ein bis zwei Personen bauen.

Die Materialwahl des Projekts ist ungewöhnlich: Kein klassischer Sichtbeton, sondern ein betonartiger grauer Stein wird dem Bau im Sockel vorgeblendet – damit, wie Architekt Tim Schulenburg in einer Regionalzeitung zitiert wird, der Bau „monolithisch wirkt“. Darüber wechselt Schulenburg zu sibirischer Lärche, die an ein gegenüber geplantes Wohnheim in Holzmodulbauweise anknüpft. Zur Straßenseite wird sich das Haus im Stil des Neuen Bauens mit einem verglasten Treppenhaus an abgekappter Ecke zeigen. Im Grundstücksinneren entsteht ein Hof mit Spielplatz und Fahrradstellplätzen. (sj)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

11

Thomas D. | 11.01.2017 22:11 Uhr

Warum bezhalt ein Bauherr für sowas Geld !!!

... Kann mich der vorangegangen Kritik nur anschliessen ...

Das Schlimme ist, das dieses Haus auch Geld kostet und ein Bauherr dafür Geld bezahlt. Ganz schlecht angelegtes Geld.
Kreative Lösungen kosten erstmal kein Geld, man muss nur die richtigen Leute fragen.
Mit einem Wettbewerb hätte sich der Bauherr die beste Lösung aussuchen können. Warum wird das nicht gemacht?
Hier werden Bauherren auch sehr schlecht beraten.

10

0815 Architekt | 11.01.2017 18:01 Uhr

Danke, Baunetz

Ich schließe mich der Kritik vollumfänglich an!
Wenn da nicht nachher noch die Lärchenfassade eingespart wird, weiß ich es nicht...

Trotzdem Dank an Baunetz, dass es uns die Augen öffnet darüber, was in unserem Land Normalität ist

9

S.D. | 11.01.2017 11:05 Uhr

... sibirische "Leiche" auf der Elbinsel...

... ein sehr schlechter Entwurf; angefangen von der Gebäudekubatur, über die Grundrissgestaltung bis hin zur Fassade. Nichts kommt hier zusammen:

Die Ansicht "erzählt" von einem Bunker; Die Kubatur ist ein riesiger Block; Das Lärchenholz in der Fassade erzählt von innovativen Materialen und Modernität, die es sonst im ganzen Entwurf nicht gibt.
Ein typisches Beispiel für schlechte Kulissenarichtektur (... soll halt modern aussehen, sonst alter Standard aus dem letzten Jahrhundert...)

Seniorenwohnen wird in unserer alternden Gesellschaft so ein wichtiges Thema werden.
Dieses Projekt ist kein positiver Beitrag dazu.

Warum gibt es hier keine Wettbewerbe? ... moderne neue Konzepte, innovative Lösungen?

Man kann nur hoffen das mal als älterer Mensch hier nicht einziehen muss.

8

mies antroph | 09.01.2017 11:27 Uhr

sibirische Lärche -

in der Tat; das passende Material für einen Senioren-Gulag.
Hier ist selten ein schlechterer Entwurf präsentiert worden. Das beginnt ja bereits mit der Anordnung einer verkrampften U-Form mit enger Hof-Schlucht - warum kein offener Winkel? Denn wenn man die Anlage nach Außen schon so verrammelt, sollte sie sich doch wohl wenigstens nach Innen öffnen.
Wer sowas baut, bestraft nicht nur die potenziellen Insassen, er setzt langfristig auch seine Investition in den Sand.

7

a_C | 09.01.2017 10:37 Uhr

Grauenhaft!

Das ist wirklich ein schreckliches Stück Architektur, mit dem uns das Baunetz hier zum Jahresbeginn empfängt. Man kann das Neue Bauen zitieren, dann aber nicht nur an einer Ecke. Man kann die Materialität des Nachbargebäudes aufgreifen, dann aber nicht nur als Ornament in der Fassade. Man kann sich aus Lärmschutzgründen mit den Aufenthaltsräumen von der Außenfassade abwenden, muss aber trotzdem die dahinterliegenden Flure nicht nur mit "Schießscharten" ausstatten.

Ein Entwurf, der schon im ersten Semester durchgeflogen wäre.

6

solong | 09.01.2017 08:41 Uhr

... wieso wird hier ...

... werbung eines ... sehr vom unteren mittelmaß ... gerprägten bauträgers ... zu einer baunetzinfo ? ... als
Wilhelm von Braunschweig das sumpfige Gebiet erwarb und trocken legte ... hatte er eine visionäre absicht ... die jetzt von einem ... " angehenden architekten " ... mit völlig ... unreifen ... kisten ... konterkariert wird .... schade um die vertane chance ... die SG-Bau ... hat übrigens die selbe adresse wie das büro schulenburg ... und ist durch das architekturbüro schulenburg gegründet ....

5

Das letzte Licht | 07.01.2017 13:18 Uhr

Schönreden..

Familie Schulenburg ist ja schon für die wunderbaren Belichtungssituationen in ihren Druckereien und Produktionshallen bekannt. Dass man da nun auch Senioren unterbringen kann ist neu...
Vielleicht soll es einen Vorgeschmack darauf geben, was nach dem Bewohnen des Heimes kommt.

Die Definition für "monolithisch" ergibt nur Sinn bei der Betrachtung eines ganzen Gebäudes und nicht nur eines Teiles dessen. Betrachtet man nur einen Teil, so wäre auch die Türschwelle ein Monolith, bedeutet aber nicht, dass es eine monolithische Wirkung auf den Gesamteindruck hat.

Auch die Bezeichnung des "Neuen Bauens" spottet ihrer eigentlichen Definition. Die abgekantete Ecke ist dabei Motiv der gründerzeitlichen Bebauungsstrukturen. Das Verhältnis zwischen geöffneter Fassade und massiver Struktur wird dem Begriff des "Neuen Bauens" nicht annähernd gerecht.
Genauso wenig die Wahl des Baustoffes Holz, da die dominierenden Baumaterialien Glas, Stahl, Beton und BACKSTEIN sind.

4

Wulf Prora | 07.01.2017 11:19 Uhr

Wahl des Architekten - ?

Die örtliche historische Verbindung des Architekten zum Objekt in allen Ehren, aber gibt es wirklich Gründe, ein derart hermetisches Senioren-Abstell-Lager im Baunetz zu präsentieren? Wer hat denn sowas genehmigt, oder kann man da nach §34 nichts mehr gegen unternehmen? War nicht auch ein Fokus darauf, Wilhelmsburg aufzuwerten, attraktiver zu machen? Das Gebäude sieht wie ein Gefängnis aus... ach was rede ich, jeder siehts ja selber.
Mit (ver)zweifelnden Fragen zurückbleibend -

3

T.C. | 06.01.2017 17:26 Uhr

Heim macht keine Heimat

Könnte man den Senioren nicht auch etwas mehr Fenster zugestehen und der Stadt mehr Architektur?
Die negative Konnotation von "-heim" scheint hier Gestalt angenommen zu haben.
Ich habe mich immer gefragt, warum diese Art von Nutzung woanders "Seniorenresidenz" genannt wird, jetzt weiß ich es: Es gibt offenbar auch Seniorenheime und die sind wirklich etwas für ganz ganz arme alte Leute.

2

woodie | 06.01.2017 16:08 Uhr

Holz-Tragkonstruktion

..ist das nur ein konventioneller Stahlbetonbau mit vorgepappter Holzfassade?

..dann sollten wir lieber über das benachbarte im Bau befindliche Studentenwohnheim Woodie sprechen - da ist auch die Tragkonstruktion aus Holz bzw. Holzcontainern.

1

Tine Wittler | 06.01.2017 15:53 Uhr

Charm einer Spanplatte

...Herr Schulenburg, Kompliment zur dieser Glanzleistung. ...Ich hatte schon vermutet, das hier ein neuer Möbelkraftmarkt entsteht...die Ähnlichkeit der Fassaden des Seegeberger Möbelmarktlagers ist stilistisch und materiell hoffentlich nur ein Zufall... Spanplatte für die Fassaden wäre dann aber auch okay gewesen, weil ja Holz immer =nachhaltig, wenn Sockel aus Stein immer =monolithisch oder Herr Schulenburg?

 
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