Seit einigen Jahren gibt es in Mexiko das nationale Urban Improvement Programme, mit dem öffentliche Infrastruktur in strukturschwachen Gemeinden kofinanziert wird. Im Rahmen dessen entwickelte die Hafenstadt Progreso, die an der Nordküste der Halbinsel Yucatán liegt, ab 2019 Pläne für einen öffentlichen Platz an der Strandpromenade. Ein Geologiemuseum sollte entstehen, denn Progreso liegt im Chicxulub-Krater, ein fast kreisförmiges Becken von 180 Kilometern Durchmesser und 10 Kilometern Tiefe. Es entstand vor etwa 66 Millionen Jahren durch den Einschlag jenes Asteroiden, der vermutlich das Massenaussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit auslöste. Mit dem Entwurf wurde Estudio MMX (Mexiko-Stadt) beauftragt.
Das Studio entwickelte ein strenges Raster aus quadratischen Boxen, die sie über das gesamte Grundstück legten. Zwischen allen Quadern verlaufen schmale Gänge, die sich in der Mitte zu einem breiteren Boulevard öffnen. Dieser führt von Norden nach Süden über das Grundstück. Die Quadrate und Volumen werden unterschiedlich gefüllt: Manche bleiben flach als öffentlicher Platz, in dem die geometrische Form als Grünstreifen oder durch den Bodenbelag ablesbar ist. Andere werden zu ein- oder zweigeschossigen Bauwerken, die entweder als überdachte Passage offen bleiben oder zu umhüllten Museumsräumen werden. An manchen Stellen führen Treppen zu begrünten Dachterrassen. Die Grenzen zwischen Platz und Gebäude verschwimmen. Das Museum selbst nimmt nur die südöstliche Ecke des Grundstücks ein, etwa ein Viertel des 2.250 Quadratmeter großen Grundstücks.
Treppen, offene Dachformen, dreieckige Ausschnitte: In Farben und Formen weckt das Gebäude absichtlich Assoziationen zur Architektur der Maya. Das reicht bis zum Chukum-Putz der Betonstruktur – jenem nachhaltigen Baustoff, der aus dem Harz der stacheligen Chukum-Bäume gewonnen wird und bereits den Mayas bekannt war. Der Putz wird lokal produziert, ist von Natur aus wasserfest und weich. Auch das quadratische Layout beziehen MMX auf die Region, in der viele Städte als streng gerasterte Planstädte entstanden sind. Die offenen Wände und verschatteten Höfe unterstützen eine natürliche Kühlung der Gebäude über die Meeresbrise.
Eine weitere naheliegende Referenz ergibt sich aus der geologischen Beschaffenheit vor Ort. In den offenen, überdachten Höfen haben MMX nicht nur üppig wachsende Pflanzen eingesetzt, sondern auch gestufte Wasserbecken. Diese sind von den Süßwasserhöhlen der Region inspiriert, den sogenannten Cenoten, die vermutlich durch den Asteroideneinschlag geformt wurden und ebenfalls schon bei den Maya als Eingang zur Unterwelt eine große spirituelle Bedeutung erfuhren. (fh)
Fotos: Dane Alonso
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Charles | 01.11.2024 17:19 UhrCorrea
lebt weiter in Mexico....
nett!