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23.05.2024

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Scharnier zum Quartier

Genossenschaftliches Wohnen von Klumpe Architekten in München


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Rund 30 Prozent ihrer neu zu bebauenden Flächen stellt die Stadt München Genossenschaften zur Verfügung. Viele Projekte werden daher in den derzeit größten Neubaugebieten sukzessive geplant und realisiert. Eine Akteurin ist die von Architekt*innen gegründete Kooperative Großstadt, die sich in der Messestadt Riem im äußeren Osten mit dem vielfach prämierten Projekt San Riemo bereits einen Namen gemacht hat.

Im brandneuen Stadtteil Freiham im äußeren Westen ist nun ein weiteres Wohnprojekt der Genossenschaft abgeschlossen. Freihampton – der Hang zum Wortspiel blieb – umfasst 45 Wohnungen im geförderten Mietwohnungsbau auf insgesamt 6.440 Quadratmetern Bruttogrundfläche, darunter Gemeinschaftsräume und ein Quartierspavillon. Wie schon in der Messestadt Riem – und zuletzt für ein Vorhaben im Neubaugebiet Neufreimann – ließ die Bauherrin einen europaweiten, offenen Realisierungswettbewerb mit öffentlicher Jurierung durchführen. Das junge Büro Klumpe Architekten (Mannheim) nahm sich in der Folge der Aufgabe in den Leistungsphasen 1 bis 5 und der gestalterischen Baubegleitung an. In einem Interview mit BauNetz sprach Markus Sowa, Vorstandsmitglied der „Koogro“, nach dem Wettbewerb für das Freihamer Baufeld WA2-Ost im Jahr 2019 über die Motivation der Genossenschaft, auch unbekannten Planenden eine Chance zu bieten, die ersten Lehren aus dem Riemer Projekt und den unverändert hohen Anspruch an soziale, gemeinschaftliche Inhalte.

Knapp fünf Jahre später im inzwischen bewohnten und belebten Ensemble Freihampton sind die Prämissen im Vergleich zu Riem leicht verändert. Das gemeinschaftliche, sich zum Quartier öffnende Erdgeschoss ist in Freiham auf Vorschlag der Planenden zu einem eigenständigen Volumen – einem eingeschossigen Pavillon – an der Schnittstelle zwischen zwei Wohnriegeln geworden. Der Pavillon wird für Feste, Yoga oder Stammtische genutzt und wirkt durch seine Lage an der Straßenecke Otto-Meitinger-Straße und Marie-Luise-Jahn-Straße auch als Scharnier in das Quartier. Auch das Verhältnis von Rückzug und Gemeinschaft habe sich inzwischen etwas geändert. Außerdem hätte man in Hinblick auf die Grundrissflexibilität – nicht zuletzt aufgrund eines engeren Handlungsspielraums vonseiten der Wohnraumförderung – im Vergleich zum Vorgängerprojekt reagiert, wie die Genossenschaft erklärt.

Zahlreiche Gemeinschaftsflächen innen und außen stehen den Genossenschaftsmitgliedern zur Verfügung, so beispielsweise im halböffentlichen Innenhof, den die beiden drei- bis fünfgeschossigen Wohngebäude umschließen. Die gesamten Außenanlagen planten Gerhardt Landschaft (Chemnitz/München). Zudem sind im als Hochparterre ausgebildeten Erdgeschoss, das zwischen dem Straßen- und dem erhöhten Innenhofniveau vermittelt, vier Gartenzimmer untergebracht. Dort können Gehhilfen oder Kinderwägen geparkt, Wäsche gewaschen, Fahrräder repariert, Fitnessaktivitäten betrieben oder ein gemeinschaftliches Wohnzimmer genutzt werden. Ein Gästeapartment ist ebenfalls untergebracht, dazu kommen zwei mietbare Kooperationsräume, etwa für Co-Working, und eine Dachterrasse. Im Untergeschoss befindet sich eine Fahrradgarage und eine Tiefgarage mit nur 19 Plätzen. Ein Mobilitätskonzept mit Lastenrädern und Carsharing ermöglichte den reduzierten Stellplatzschlüssel.

Alle Wohnungen sind barrierefrei erschlossen, zwei sind rollstuhlgerecht. Ein- bis Fünfzimmer-Wohnungen und zwei Cluster-Wohnungen, darunter auch eine WG für über 60-Jährige unterstreichen den Ansatz des Mehrgenerationenwohnens und bieten Platz für insgesamt 115 Bewohner*innen. 


Errichtet wurden die Gebäude mit Wänden aus Kalksandstein und Stahlbeton, massive Stützen und Decken ergänzen die Konstruktion. Die hinterlüfteten Fassaden aus vorgefertigten, gedämmten Holzelementen sind mit Holzbrettern im diagonalen Wechsel bekleidet. Der untere Teil des Sockels ist in Fliesen gehüllt, die Fenster, Loggien und Absturzsicherungen sind aus Holz. Die Baukosten werden mit rund 10,7 Millionen Euro brutto (KG 300+400, ohne Photovoltaik) beziffert. (sab)

Fotos: Fabio Burghardt, Sebastian Schels, Carolin Klumpe



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

jbh | 24.05.2024 15:17 Uhr

supernormal

Da hier schon fleißig über die umgangssprachliche Ästhetik gestritten wird, eine kleine Ergänzung aus meinem Blickwinkel:
Die Architektur hier schafft es meines Erachtens sehr gut, aus eher 'einfach' wirkenden Elementen (siehe Treppengeländer, Ausführung Fenster etc.) einen hohe gestalterische Qualität zu bilden. Die Wohnungseinrichtungen ohne übermäßigen Gestaltungsanspruch (aber nett!) wirken hier plötzlich nicht 'out of place', sondern ganz im Gegenteil: eine minimalistische Einrichtung aus dem Connox-Katalog ist gar nicht nötig. Eine gewisse Ästhetik entsteht hier aus dem vermeintlich Normalen.

6

a_C | 24.05.2024 10:45 Uhr

Gefällt mir sehr gut!

Wow, das ist wirklich ein gelungenes Projekt und mal - im positiven Sinne - was Anderes! Mir persönlich gefällt die Fassade sehr gut! Überhaupt ist das ganze Gebäude ein sehr schöner Kompromiss zwischen gestalterischer Individualität und Kosteneffizienz.

Hut ab, dass hier die Ansprüche so hoch waren und sich die Verantwortlichen nicht auf die erwartbaren WDVS-Verbrechen eingelassen haben, sondern mehr erreichen wollten. Das ist ihnen absolut gelungen! Weiter so.

5

arcseyler | 24.05.2024 08:16 Uhr

Gemeinschafts- als Bauexperiment

So eine Holzfassade stellt die Hausgenossenschaft irgendwann auf die Probe auf Grund ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe und Finanzen. Und wenn dann noch, wie in Bamberg geschehen, der Architekt Urheberrechte geltend macht......
Dann wird aus einen Gemeinschfts- ein Bauexperiment.

4

Ulrich | 24.05.2024 02:27 Uhr

Freudlosigkeit

Den Bauten - wenn auch sehr durchdacht - sieht man die Notwendigkeit zur Bezahlbarkeit an. Gute Grundrisse fuer kinderlose Ehepaare und Singles. Aber wieso macht man immer und immer wieder dieses Kistenhafte, die graue Fassade, die Rechteckigkeit bis zum Erbrechen - wo ist denn da irgendein Ausdruck von Lebensfreude und Farbe? In Muenchen, einer Stadt mit italienischem Flair? Das hier ist teutonische Rationalität und Sterilität, wie sie 80% aller Bauten im Land auszeichnet. Wozu braucht man eigentlich Architekten, wenn alles gleich ist?

3

auch ein | 23.05.2024 17:50 Uhr

architekt

gutes konzept, viele ideen.

ABER DIE FASSADEN???
was sollen diese wie aufgeklebt aussehenden lisenen?
hätte mans gleich aus containern gebaut....
ganz gruselig

2

lutzinger | 23.05.2024 17:17 Uhr

inhalt und form

inhaltlich gibt es nichts auszusetzen, dass münchen (relativ) konsequent auf genossenschaften setzt ist ein gutes, sinnvolles zeichen.
architektonisch ist es zu wenig. letztlich ist der architektur auf allen seiten die mühe anzusehen, sich mit den kompakten kisten im kern abzurackern. aber es bleiben eben kompakte, schlichte rechteckige kisten. da nutzen alle lattenzäune an den balkonen nichts, im gegenteil, die machen eigentlich alles nur noch schlimmer und ästhetisch trister. es bleiben container und auch die farbigen linien scheinen dieses kisten-aufeinander-stapeln nur noch zusätzlich zu betonen. Das ist mindestens schade. Ich habe bei vielen projekten das gefühl, dass wir da vor 40 jahren schon mal weiter waren und uns mit raster und ausnahme intensiver auseinander gesetzt haben. da müsste doch heute mit all den mühelos cnc-gesteurten modulproduktionen noch viel mehr möglich sein?? oder nicht? woran liegts? alles für die ENEV? kollegiale grüße, l.


1

Tim | 23.05.2024 16:14 Uhr

Vielfalt

Genossenschaftlichen Projekten stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber. In diesem Fall ist es die Vielfalt an Möglichkeiten, Lebensentwürfe zu verwirklichen, die mich begeistern.

Beste Voraussetzungen, dass hier Menschen Gemeinschaften bilden können, auch generationenübergreifend, innerhalb derer Sie glücklich werden.

(Die Wortspiele sind eher gruselig, aber das trifft auf so viele Projekte zu.)

 
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