Schon in unserer Meldung zum 90. Geburtstag des Architekten Günter Wilhelm 1998 beschrieben wir die bis 1954 erbaute Silcherschule in Stuttgart-Zuffenhausen als eines seiner bedeutendsten Bauwerke. Wilhelm realisierte nach 1945 zahlreiche Schulbauten und galt als einer der wichtigsten Fürsprecher für radikale Reformen im Nachkriegsschulbau. Mit einst sieben freistehenden Gebäuden — heute ergänzt durch eine Mensa —, die sich auf einem großzügigen Hanggelände verteilen, gilt die Grundschule als frühes Beispiel einer sogenannten Pavillonschule im Raum Stuttgart.
Nachdem das ortsansässige Büro reichert schulze architekten 2014 bis 2018 mit dem Bau 4 bereits das größte der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sanierten, übernahmen sie bis vergangenes Jahr auch die Generalsanierung der Turnhalle. Als Bauherr agierte das Referat Jugend und Bildung, Schulverwaltungsamt der Landeshauptstatt Stuttgart, vertreten durch das Technische Referat des Hochbauamts, die die Projektkosten mit 4,3 Millionen Euro angeben.
Die Außenhülle der Sporthalle behielt ihre bauzeitliche Gestalt. Sie zeigt das Stahlbetonskelett, ausgefacht mit roten Klinkersteinen sowie eine Dacheindeckung aus hellgrauen Faserzementplatten. Letztere erneuerten die Architekt*innen samt Dämmung, während sie das Klinkermauerwerk über eine Einblasdämmung energetisch ertüchtigten. Die Bestandfenster erhielten Isolierglasscheiben und neue Dichtungen, der außenliegende Sonnenschutz neue Behänge. Auf Grundlage restauratorischer Untersuchungen konnten zudem die Pastellfarben der Putzoberflächen wiederhergestellt werden, von denen sich Regenrinnen und Fallrohre in kräftigen Blau abheben.
Das Erdgeschoss des Baus liegt im Hangfuß. Es nimmt das Foyer auf, dessen Oberlichter aus Glasbausteinen die Architekt*innen freilegten und durch eine außenliegende Glaskonstruktion absicherten. Mit aufgefrischten Farben blieben Türen, Treppengeländer und Teile der Innenausstattung nach Möglichkeit erhalten, während der graublaue Anstrich der neuen Foyerdecke an die einstige Gipsrabitzdecke erinnern soll. Ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht sind Umkleide- und Duschbereiche sowie Technikflächen, die im Zuge der Bauarbeiten vollständig erneuert wurden.
Ein Treppenhaus führt ins Obergeschoss zur Turnhalle, die eine neue Prallwand, Sportboden und Sportgeräte erhielt. Auch hier soll die Gestaltung der neu eingesetzten Decke mit quadratischem Raster und Leuchtenauslässen der ursprünglichen Decke ähneln, die gemäß Werkplan des Verfassers aus einer Holzfaserplatte mit unregelmäßigem Lochmuster und quadratischen Einbaudeckenlampen ausgeführt worden war. Weiter führt die Treppe zu zwei Räumen, die dem westlichen Gebäudeteil aufsitzen und die Höhe der Turnhalle ausgleichen. Sie nehmen das Gebäudemanagement sowie einen Unterrichtsraum auf. (sbm)
Fotos: Zooey Braun
Zum Thema:
Was man unter einer Einblasdämmung versteht, steht im Glossar von Baunetz Wissen.
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peter | 07.08.2024 22:22 Uhrdenkmalschutz
die prallwand finde ich persönlich nicht so prall, wirkt in der halle irgendwie fremd. so ein deutscher hochsicherheitsspleen. in fast allen anderen ländern geht es auch ohne diese aalglatten verkleidungen, und auf die wärmedämmung konnte man dank (?) denkmalschutz ja auch teils verzichten. und die akustikdecke im treppenhaus hätte man besser mit einer glatten oberfläche versehen, so viel teurer ist das auf der überschaubaren fläche nicht. die plastikleuchten im treppenhaus stören, ebenso wie noch einige weitere details.
nörgel nörgel.
man wird ja wohl noch perfektionist sein dürfen :)
aber insgesamt schon schön, dass ein solides haus erhalten wurde und es auch etliche alte details bis ins weitere 21. jahrhundert geschafft haben bzw. schaffen werden.