Das neue Gemeinschaftszentrum des Architekturbüros RAW/deAbajoGarcia (Madrid/León) in Reinosa in Nordspanien nennt sich Impluvium. Der Begriff bezeichnet ein altrömisches Regensammelbecken, das sich im Innenhof eines Atrium-Wohnhauses befand.
Für ihren Neubau haben die Architekten die Form des Atriumhauses mit einem rechteckigen, zentral gelegenen Hof aufgegriffen und diesen mit einer großen Dachkonstruktion aus Leimholzbindern eingefasst. Um unterschiedlich tiefe Räume zu generieren und damit verschiedene Nutzungen zu ermöglichen, wurde der Hof jedoch etwas außermittig gesetzt. Auf dem Grundstück, auf dem vorher eine Markthalle stand, wurden die einzelnen industriell hergestellten Bauteile dann aufgestellt.
Räumlich bildet die Dachkonstruktion einen durchgängigen, offenen Grundriss, der nur durch eingestellte Boxen – Sanitärräume, Küchen und sonstige Nebenräume – gegliedert wird. Die Boxen stellen die Infrastruktur dar, die Flächen selbst spannen sich dazwischen auf und erhalten durch ihre Ausrichtung zum Innenhof und zum städtischen Kontext zusätzliche Qualitäten. Im Erdgeschoss wird das Niveau von innen bis hinaus in den öffentlichen Platzbereich gezogen, wodurch eine – wenn auch schmale – Verflechtung mit dem angrenzenden Stadtraum erzeugt wird. Ein Galeriegeschoss auf den Boxen bietet intimere Bereiche. Das Grundprinzip des offenen Raums ist allerdings auch hier – durch die Verbindung zum Erdgeschoss – gegeben.
Das Spiel mit der Offenheit spiegelt das Nutzungskonzept: Die Räumlichkeiten sollen nicht nur geplante Veranstaltungen, sondern auch spontane Nutzungen ermöglichen. Möglichst offen und flexibel in ihrer Konfiguration sollen sie sein. Wie passend gewählt ist hierzu die halboffene Fassade aus Holzlamellen, die wie ein Vorhang partiell Licht einlässt und gleichzeitig Schatten wirft? (kh)
Fotos: Montse Zamorano
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