Aufgabe der Architektur ist es dem Menschen zu dienen. Dazu gehört nicht nur, ihm ein Dach über dem Kopf zu geben, sondern auch ein gewisses Maß an Lebensqualität. Und wer hätte das nötiger als Menschen, die nach ihrer Flucht in einem Camp stranden und in provisorischen vier Wänden wohnen? Diesem Thema widmet sich das junge Architekturbüro ABVM (Mailand, Zürich), das mit dem Maidan Zelt eine mobile Struktur entworfen hat, die die Funktion eines urbanen Zentrums in informellen Siedlungen übernehmen soll.
Das Wort Maidan kommt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie öffentlicher Platz. Und genau das soll die vier Meter hohe und 200 Quadratmeter umfassende Struktur aus Stahl und Aluminium sein: Treffpunkt, Platz, Ort der Begegnung. Mehr als 300 Personen finden unter dem Dach aus PE-Textil Platz. Der kreisförmige Raum ist in acht Sektoren unterteilt, wobei der Raum in der Mitte der runden Anlage frei bleibt und als großer Gemeinschaftsbereich dient. An seinen Rändern entstehen kleinere, etwas privatere Räume einschließlich schattiger Veranden. Das rundherum offene Zelt lässt eine natürliche Belüftung zu und öffnet sich der Umgebung.
Der Prototyp des Maidan Zelts steht im griechischen Flüchtlingscamp Ritsona, 86 Kilometer nördlich von Athen. Für die etwa 700 Menschen, die hier auf die Entscheidung über ihren Asylantrag warten, soll das Gemeinschaftszelt eine Alternative zu den Containern und Zelten bieten, in denen sie leben. So wird das zentral errichtete Maidan Zelt von Containern ergänzt, die zusammen eine Art urbanes Zentrum bilden sollen.
Finanziert wurde das erste Zelt per Crowdfunding, dessen Entwicklung als ehrenamtliches Gemeinschaftsprojekt von Architekten, Organisationen und Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Geflüchteten angelegt ist. So unterstützten beispielsweise die Ingenieure von Arup (London) die Entwicklung des Rahmens, bei der Herstellung der Zeltplane half das Forschungszentrum LEAP (Laboratorium für Politik wirksamer Armutsbekämpfung) der Bocconi Universität in Mailand. (eb)
Fotos: Delfino Sisto Legnani, Marco Cappelletti
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karl | 01.03.2019 21:04 Uhrschönes projekt
So wie der Mensch jeden Tag Essen braucht, braucht er jeden Tag Raum. Möge es nutzen und die Gemeinschaft stärken.