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30.07.2021

Wohnen über Büchern

Gemeinschaftshaus in Norwegen von Helen & Hard


Tief in den Wäldern des östlichen Norwegens, an den dunklen Wassern des Sees Storsjøen, liegt das Dörfchen Sand, das kaum 1.000 Einwohner*innen zählt. Der Ort kämpft mit den typischen Herausforderungen kleiner Gemeinden im ländlichen Raum: Viele junge Menschen verlassen die Gegend, um in den Städten Arbeit und Zukunft zu finden. Mit dem Ziel, dem schrumpfenden Sand ein belebtes Zentrum und mehr Attraktivität zu geben, schrieb deshalb die Kreisverwaltung einen Wettbewerb für ein Gemeinschaftshaus aus, in dem eine neue Bibliothek zusammen mit Büros der Sparkasse und zehn Wohnungen untergebracht werden sollte. Die Wohnungen mussten auch für betreutes Wohnen im Alter geeignet sein. Den Wettbewerb konnten die Architekten Helen & Hard aus Stavanger gewinnen, deren Arbeit aktuell auch in Venedig zu sehen ist. Ihr Vorschlag für Sand nennt sich Samling und wurde im letzten Jahr fertiggestellt.

Der Neubau steht direkt neben dem zentralen Kreisverkehr, der quasi den Mittelpunkt der zerstreuten Siedlung darstellt. Die Rundungen des öffentlichen Raums setzen sich auch im Gebäude fort, wo sich ein ovaler Innenhof versteckt, um den sich alle Gebäudeteile orientieren. Auch das Holztragwerk ist radial geordnet. Das wird besonders deutlich im zweigeschossigen, offenen Hauptraum der Bibliothek mit seiner breiten Holztreppe, aber auch in den geschwungenen Fluren und Büroräumen der Bank. „Unser Haus soll ein neues Wohnzimmer für die Gemeinschaft werden“, schreiben Helen & Hard. Mit großflächig verglasten Fassadenteilen öffnet sich das Haus zur Hauptstraße, zum Park und zur Kirche nebenan und setzt diese Verbindungen mit einer inneren Straße fort. So soll sich das öffentliche Leben außer- und innerhalb des Gebäudes miteinander verbinden.

Die Primärstruktur aus Holz liegt offen und prägt den Raumeindruck. Die Architekt*innen setzen das Thema Holz bis zu den Möbeln fort und kombinieren dabei Eiche, Buche und Douglasie – alles lokale Holzsorten aus der Region. Die technischen Einbauten werden dabei zwischen den Deckenlamellen der Tragkonstruktion untergebracht, aus deren Rhythmus auch die Bücherregale im Inneren und die außenliegende Brise Soleil hervorgehen. (fh)

Fotos: Ivan Brodey


Zum Thema:

Mehr zum aktuellen Holzbau in der BAUNETZWOCHE#579 „Hoffnung Holz“ vom 20. Mai 2021


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