Hier liegen Trubel und Ruhe ganz nah beieinander: Das 2017 fertiggestellte Gemeindezentrum „Unser Lieben Frauen“ im Bremer Stadtbezirk Schwachhausen bietet nicht nur Raum für Gottesdienste und stille Gebete – es beherbergt auch eine Kindertagesstätte mit baumumstandenen Spielplatz. Das Haus gehört zur Gemeinde der historischen Liebfrauenkirche in der Bremer Altstadt. Entworfen wurde der Neubau mit 1.750 Quadratmetern Gesamtgeschossfläche von Völlmar Architektur und Katja-Annika Pahl, beide aus Hamburg. Ihre Einreichung wurde im 2014 ausgeschriebenen Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Das Haus war notwendig geworden, da die bestehende Kita und das Gemeindezentrum abgerissen wurden. Ein Vorteil des Neubaus: Die beiden räumlich getrennten Einrichtungen konnten an einem gemeinsamen Standort zusammengeführt werden.
„Ein ruhiger Hof mitten in der Stadt“ – so beschreiben die Architekten den grundlegenden Ansatz ihres Entwurfs. Dem kommt bereits die Lage des Baugrundstücks entgegen: Weit zurückgesetzt von der Straße ist es in das Grün eines Wohngebiets eingebettet. Völlmar und Pahl platzieren in dieser Situation räumlicher Zurückgezogenheit ein reduziertes und zugleich kraftvoll wirkendes Gebäudeensemble aus hellen dänischen Ziegeln und gesäuertem, sandsteinfarbenem Beton, bestehend aus einem hohen Saal, einem eingeschossigen Gemeindehaus und einer zweigeschossigen Kindertagesstätte.
Alle Baukörper orientieren sich mit großen Fensteröffnungen zu einem quadratischen, von einer vierseitigen Kolonnade aus schlanken Betonfertigteilen eingefassten Innenhof, der als eine Art moderner Kreuzgang den Kern der Anlage bildet. Ein Vorplatz dient der Erschließung, eine von dort aus bereits sichtbare Magnolie akzentuiert die als meditative Ruhezone gestaltete Fläche – ein Ort, um den Lärm der Stadt im Hintergrund auszublenden.
Auch im Inneren geht es visuell ruhig zu. Eine Auskleidung mit drehbaren Lärchenholzlamellen lässt den für Gottesdienste und andere Veranstaltungen genutzten Gemeindesaal zu einem behaglichen Kabinett werden. Je nach Drehung der Lamellen kann intime Geschlossenheit oder eine großzügige Öffnung nach außen erzeugt werden. Eine doppelflügelige Holztür verbindet den Saal direkt mit dem Hof. Es handelt sich dabei um den „Sonntagseingang“, der nur zum Gottesdienst geöffnet wird.
An allen anderen Tagen betritt man das Gebäude über zwei „Alltagseingänge“ im Hof, die in die Foyers von Gemeindehaus und Kita führen. Auch hier bestimmt Lärchenholz den Raumcharakter: im Gemeindeteil als eingestelltes Holzelement, das einen Empfangs- und Kaffeetresen sowie die dienenden Räume enthält, in der Kita als hölzerner Kern über zwei Geschosse, in den Treppe und Garderoben integriert wurden. Die inklusive Tagesstätte kann circa 100 Kinder aufnehmen und umfasst fünf Gruppen- und Bewegungsräume mit raumhohen Fenstern zum Spielplatz.. (da)
Fotos: Stefan Müller, Völlmar und Pahl
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