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14.02.2025
Mimikry in Tultitlán
Gemeindezentrum von Taller Architects
Kulturschaffende eignen sich gerne alte Produktionsstätten an. Warum soll dann ein entsprechender Neubau nicht gleich selbst wie eine umgenutzte Industriebrache wirken? Das könnten sich die Architekt*innen des Projekts Elena Poniatowska Agora and Library im mexikanischen Tultitlán de Mariano Escobedo gedacht haben. Hinter dem Entwurf stehen Taller Architects (Bogota/Amsterdam) in Kooperation mit Departamento del Distrito und dem Landschaftsarchitekturbüro Oficina de Resiliencia Urbana (beide Mexiko-Stadt).
Das Planungsteam erhielt den Direktauftrag 2020 vom Staatlichen Sekretariat für Agrar-, Territorial- und Stadtentwicklung (SEDATU). Wie so viele andere mexikanische Kulturbauten der jüngeren Zeit geht auch dieser aus dem Urban Improvement Program hervor. Seit 2019 hat die Regierung damit circa 1.000 Bauvorhaben in über 150 Gemeinden vorangetrieben. In Tultitlán, nur zehn Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, sollte ein Gemeindezentrum mit einer Mischung aus Gesundheitsversorgung, Kunst, Kultur und Bildung entstehen.
Besuchende des knapp 15.900 Quadratmeter großen Geländes könnten sich nun zwischen aufgefrischten Industriehallen wähnen. Links und rechts einer breiten und 222 Meter langen Passage liegen drei eingeschossige, tiefe Baukörper. Inspiriert von den etlichen Warenhäusern in Tultitlán, schreiben die Architekt*innen, basieren die Bauten auf einfachen Stahlgerüsten. Schlichte Ausfachungen in Mauerwerk, Wellblech-Fassaden und Sägezahndächer verstärken das industrielle Bild.
Ganz wie bei tatsächlichen Umbauten üblich, wurden auch hier farbige Kontraste gesetzt. Jeder der drei Bauten beherbergt einen einzelnen Programmpunkt, markiert durch unterschiedliche Anstriche der Stahlelemente und Fensterrahmen: Grün steht für soziale und Gesundheitsangebote, Orange für Bibliothek und Auditorium, Rot für Kunst-, Kultur und Sport.
Um mehr Tageslicht ins Innere zu holen, schnitten die Architekt*innen Höfe aus den tiefen Volumen. Einige gehen nahtlos in die offenen Pergolen über, die das gesamte Ensemble entlang der begrünten Passage verknüpfen. Wenn diese weißen Gerüste erst von Rankpflanzen bewachsen sind, bieten sie sicher schattige Spaziergänge, etwa von einer Lesung hinüber zum Boxtraining. Vermutlich drängt sich aber auch eine Interpretation als überwucherter Bestand auf. (mh)
Fotos: Adriana Hamui, Departamento del Distrito
Zum Thema:
Tatsächliche Industrie-Umbauten versammelt unserer zweiteiliges Themenpaket: Teil Eins zeigte Gewerbe- und Büronutzungen, Teil Zwei Kulturorte.
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