Der Ort Fisksätra liegt am Lännerstasund in der Peripherie von Stockholm. Der Vorort wurde in den 1970er Jahren erbaut und umfasst größtenteils Sozialwohnungen. Die 7.475 Bürger*innen bewohnen plattenbauartige Blocks entlang einer Vorortbahnlinie, das Flair erinnert ein bisschen an eine sowjetische Planstadt. Im Rahmen der Aufwertung des Wohnviertels wurde als erste Baumaßnahme ein neues Gemeinde- und Jugendzentrum realisiert, auf Schwedisch gerne als Folkets Hus bezeichnet.
Der Entwurf stammt vom Stockholmer Büro sandellsandberg. Der Neubau ersetzt ein bestehendes Gemeindezentrum, das allerdings etwas ungünstig außerhalb der Siedlung verortet war und deshalb kaum genutzt wurde. Das neue Folkets Hus steht unübersehbar zwischen Wohnblöcken und Bahnstation. Es soll allen Altersstufen offenstehen und den Bewohner*innen, die Wurzeln in über siebzig verschiedenen Ländern haben, einen Ort des Zusammenkommens bieten.
Mit seinen pastellgrünen Metallplatten setzt sich das Volkshaus von den orange-braunen Fassaden der Wohnblocks ab. Eine gewisse Nähe des Entwurfs zu einer Zeltkonstruktion ist gewollt – die Planer*innen beziehen sich auf das Kupferzelt im Hagaparken in Solna. Dieses um 1790 erbaute Zelt war zunächst nur als temporäre Struktur gedacht, ist aber bis heute als Sehenswürdigkeit erhalten geblieben. Eine zeltähnliche Architektur als Ort der Zusammenkunft findet man übrigens seit kurzem auch in Zürich.
Wie sein Vorbild in Solna ist auch das Volkshaus in Fisksätra zunächst mal als temporäres Bauwerk gedacht. Es steht auf einem Parkplatz und verfügt im geschwungenen Dach über ein 30 Meter langes Oberlicht, das Helligkeit ins Innere des 550 Quadratmeter Bruttogrundfläche umfassenden Gebäudes bringt. Der überwiegend weiße Innenraum erfreut durch verspielte Einbauten. Im Erdgeschoss sind umlaufen dreieckige Fensteröffnungen angeordnet, die wiederum an Zelteingänge erinnern. Die Böden bestehen aus geschliffenem Beton und Pinienholz, die Wände sind mit weiß lasierten Holzpaneelen verkleidet.
Der temporären Natur des Projektes geschuldet, musste es beim Bauen schnell gehen. Von der ersten Entwurfsskizze bis zur Eröffnung verging gerade mal ein Jahr. Aber wer weiß, vielleicht ergeht es dem Folkets Hus wie den Kupferzelt in Solna – interessant genug wäre es jedenfalls. (tl)
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Kommentare
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mages | 03.03.2021 16:53 Uhr
DETAIL BILD 13
Das Detail erinnert mich stark an die selbstreinigenden Einlauffilter, die an Regenwasserzisternen zum Einsatz kommen. Ich nehme daher an, dass es sich um etwas ganz Ähnliches handelt. Das schräggestellte Gitter fängt Laub ab, das durch das Fallrohr gespült wird, sollte sich das Gitter mit dem Laub zusetzen, wird das Laub automatisch mit dem nachfließenden Regenwasser vom Gitter heruntergespült (nach Außen ins Gelände). Wenn das Gitter frei ist, fließt das Wasser dann wieder durch das Gitter in das darunterliegende Fallrohr. Weitere mögliche Funktion dieser Konstruktion wäre, dass hier das Wasser kontrolliert auslaufen kann, sollte der Einlauf in die Grundleitung blockiert sein (z.B. bei Vereisung im Winter)
5
Lottemann | 18.02.2021 18:03 Uhr
Bild 13
Kann jemand das Detail auf Bild 13 erklären? (Dies ist keine Test-Frage!)
4
peter | 15.02.2021 11:24 Uhr
sehr sehr schönes projekt
skandinavien halt
3
STPH | 13.02.2021 15:58 Uhr
...
Das nebeneinander von Zelt und Haus erinnert an Bilder von mongolischem Sesshaftwerden am Stadtrand. Das ist doch mal ein positives Bild für alle Zugereisten. Analog dem Tempodrom für die Wessis.
2
Dr. Yikes | 13.02.2021 14:32 Uhr
Yikes
Die Qualität von Design-Build-Projekten in Schwellenländern und den Resultaten der europäischen Architekturpraxis nähert sich immer mehr an...
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mages | 03.03.2021 16:53 UhrDETAIL BILD 13
Das Detail erinnert mich stark an die selbstreinigenden Einlauffilter, die an Regenwasserzisternen zum Einsatz kommen. Ich nehme daher an, dass es sich um etwas ganz Ähnliches handelt. Das schräggestellte Gitter fängt Laub ab, das durch das Fallrohr gespült wird, sollte sich das Gitter mit dem Laub zusetzen, wird das Laub automatisch mit dem nachfließenden Regenwasser vom Gitter heruntergespült (nach Außen ins Gelände). Wenn das Gitter frei ist, fließt das Wasser dann wieder durch das Gitter in das darunterliegende Fallrohr.
Weitere mögliche Funktion dieser Konstruktion wäre, dass hier das Wasser kontrolliert auslaufen kann, sollte der Einlauf in die Grundleitung blockiert sein (z.B. bei Vereisung im Winter)