Als die Huaxiang-Kirche in der südchinesischen Hafenstadt Fuzhou im Jahr 1938 erbaut wurde, überragte ihr Turm weithin sichtbar ein Meer aus traditionellen Gebäuden. Mittlerweile hat sich dieses Bild radikal verkehrt – heute steht der Kirchenbau klein und fast ein wenig verloren inmitten eines äußerst heterogenen Labyrinths aus modernen Hochhäusern. Nun hat ihm INUCE, das Büro des deutsch-brasilianischen Architekten Dirk U. Moench mit Sitz in Fuzhou und dem schweizerischen Weinfelden, eine kraftvolle Erweiterung zur Seite gestellt: das Huaxiang Christian Center, ein neues Gemeindezentrum mit einer Oberfläche aus rotem Granit-Kieselputz.
Das Projekt verleiht nicht nur der methodistischen Huaxiang-Kirche eine neue Sichtbarkeit, sondern symbolisiert ganz generell das gewandelte Selbstverständnis der christlichen Gemeinden in China: Früher eine Minderheit, die im Verborgenen agierte, erfreuen sie sich schon seit Längerem immens wachsender Mitgliederzahlen, expandieren räumlich und zelebrieren ihren Glauben selbstbewusst in der Öffentlichkeit. So bietet Fuzhous neues Gemeindezentrum nicht nur in seinem Inneren zusätzliche, multifunktional nutzbare Flächen für Gottesdienste und Versammlungen, sondern auch auf seinem Dach. Inuce gestaltete es als Ansammlung öffentlich zugänglicher Amphitheater, die als dramatischer, von den umgebenden Hochhäusern gut sichtbarer Treffpunkt der Gemeinde dienen.
Hinsichtlich des stadträumlichen Zusammenhangs wurde der Neubau als „urbaner Mediator“ konzipiert, so die Architekten. Das Projekt stellte sie vor mehrere Herausforderungen: Zum Ersten standen die funktionalen und räumlichen Bedürfnisse der Gemeinde im Konflikt mit behördlichen Flächen- und Höhenbeschränkungen, denen das Grundstück unterlag; zum Zweiten war aufgrund umgebender Hindernisse die Sicht von der nahegelegenen Straße eingeschränkt; zum Dritten erforderte die unmittelbare Nachbarschaft zur historischen Kirche inmitten eines chaotischen, unkommunikativen Settings aus alt und neu, hoch und niedrig, modern und traditionell eine klare Positionierung und Formensprache.
Die von den Architekten vorgeschlagene Lösung überzeugte nicht nur den Bauherren, sondern auch die Behörden. Die Höhe des Baukörpers wurde in einer organisch fließenden, wellenförmigen Auf-und-ab-Bewegung moduliert, der sich auch die vertikalen Fensteröffnungen anschließen. So geht das neue Volumen optimal auf die Proportionen der Kirche ein. Hoch beginnend fällt es zum Bestandsbau immer mehr ab und führt den Blick direkt zum Kirchturm hin. Auch die Fassade schafft direkte Bezüge: Wie die Kirche besteht sie aus rotem Granit, der hier in Form unzähliger kleiner Steine mithilfe einer alten, regional typischen Putztechnik eingearbeitet wurde. Die so entstandene Struktur besticht nicht nur durch ihre Ästhetik und haptische Qualität – sie bildet auch einen Ruhe und Erdung vermittelnden Gegenpol zu den spiegelnden Glasfassaden der umgebenden Bürotürme. (da)
Fotos: Shi Kai
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