Die Selbstverständlichkeit von Dingen, die schon immer da gewesen sind – das ist der Anspruch, den Iotti Pavarani Architekten an ihr neues Gemeindezentrum in Reggio Emilia in Norditalien legen. Tatsächlich fügt sich der Neubau aus Backstein sehr ruhig und unbemüht in das vorhandene Ensemble aus Kirche und Pfarrhaus ein. Eine gewisse Ruhe vermittelt ja schon der Name der Patronin dieser Kirchengemeinde: Regina Pacis, die „Königin des Friedens“.
Das neue Gemeindezentrum umfasst mit 980 Quadratmetern ein diverses Programm: Eine Multifunktionshalle mit 150 Sitzen für Theaterveranstaltungen und Konzerte, außerdem neun Klassenräume für den Katechismus-Unterricht und Nebenräume für Gemeindeaktivitäten wie etwa eine Küche. Mit dem Umbau des vorhandenen Pfarr- und Gemeindehauses sind darüber hinaus Räume für die Andacht, Kinderbereiche und Umkleiden entstanden, und der Außenbereich mit seinen Sport- und Veranstaltungsflächen wurde neu organisiert.
Das Ziel, sich harmonisch in die Umgebung einzufügen, verfolgen die Architekten auch auf der städtebaulichen Ebene: Der Neubau steht auf den Fundamenten eines alten Kinos und geht in seiner Kubatur nicht über Bereiche hinaus, die nicht auch vorher schon bebaut waren – ein neues Gebäude ersetzt ein altes. Dieses Vorgehen ist mit der Idee verbunden, dass sich die Stadt von innen heraus erneuert, ohne auf bisher unbebautes Land auszuweichen und somit auch nicht an den Rändern auszufasern.
Der Neubau verfügt über zwei Geschosse. Das untere Geschoss ist an das vorhandene Pfarrhaus angeschlossen, der hier platzierte Eingang hat unterschiedliche Raumhöhen und verbindet verschiedene Niveaus, um so den funktionalen Bezug zwischen neuen und alten Gebäuden zu gewährleisten. Hier können auch andere Veranstaltungen stattfinden, je nach Bedarf der Gemeindemitglieder. Daran angegliedert befindet sich die Multifunktionshalle; im Obergeschoss sind die Lehrräume angesiedelt.
Mit dem Gemeindezentrum ist ein neuer Hof entstanden, der die Apsis der Kirche und den Neubau voneinander trennt, ein Zwischenraum „in respektvollem Abstand“, wie die Architekten es beschreiben. Der Anschluss ans Pfarrhaus wirkt im Vergleich hierzu etwas unbeholfen – die Verbindung der Seitenflügel des Altbaus mit dem Neubau, ablesbar in der Erdgeschossfassade durch eine Art Band mit Vordach und Zugangsbereich, will nicht ganz so organisch erscheinen. Das übergeordnete Ziel, mit der Architektur eine Geste des Willkommenheißens zu zeigen und Orte für den gedanklichen Austausch und der Integration in die Gemeinde zu schaffen, ist jedoch gelungen. (kh)
Fotos: Saverio Cantoni