Die Veranstaltung hatte schon im Vorfeld Kritik ausgelöst. Vor allem von dem früheren Wehrbeauftragten Reinhold Robbe, der beanstandete, dass durch die Standortwahl die Kriegsopfer eher „versteckt“ als in die Gesellschaft integriert würden: In Geltow in der Nähe von Potsdam wurde diesen Samstag auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne eine Gedenkstätte zur Erinnerung an gefallene Bundeswehrsoldaten eingeweiht.
Das Berliner Büro Rüthnick Architekten war im August 2013 mit der Planung und Realisierung der Gedenkstätte beauftragt worden – mit vollem Erfolg, wie die Auszeichnung durch den Rat der Formgebung in der Kategorie „Architecture and Urban Space“ zeigt.
Robbes Vorschlag, lieber einen prominenteren Ort im Zentrum Berlins auszuwählen, damit das Thema stärker in der Öffentlichkeit verankert wird, kann an den Architekten also getrost vorübergehen. Der thematische Bezug ist jedenfalls dadurch gegeben, dass in der Kaserne das Einsatzführungskommando sitzt, das die Auslandseinsätze plant und leitet. Dass ein Platz in der Nähe des Bundestages mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhalten würde, steht dabei außer Frage, doch hätte der Ort dann seinen eigentlichen Zweck als Besinnungs- und Trauerstätte verloren. Genau so ein Ort sollte es aber werden.
Der „Wald der Erinnerungen“ wurde auf Initiative von Hinterbliebenen, Angehörigen, Freunden und Kameraden begründet und soll dem Gedenken einen neuen Raum der Geborgenheit geben – einen „Ort der Besinnung“ wie ihn Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nennt. Um genau diese Aussagen ging es den Architekten, als sie die Gedenkstätte entwarfen.
Die Grundlage ihres Konzeptes ist der „Weg der Erinnerung“, er führt an sieben Stelen entlang, auf denen die Namen der 104 gefallenen Soldaten verewigt worden sind. Betreten wird er durch das Empfangszentrum, wo sich die Besucher anhand von Ausstellungen zu den Einsätzen informieren können, und endet im „Ort der Stille“. Dieser als Rückzugsort dienende Raum bildet den räumlichen Abschluss der Gedenkstätte. Hier besteht die Möglichkeit für die Besucher, noch einmal in Ruhe zu verweilen.
Zwischen diesen beiden Gebäuden sollen insgesamt sieben Ehrenhaine ihren dauerhaften Platz finden. Diese Orte bilden durch ihre unterschiedliche Beschaffenheit für jeden Besucher einen individuellen Raum zum Gedenken. Gekennzeichnet sind sie durch Findlinge, Gedenktafeln und Kreuze, wobei darauf geachtet wird, dass jeweils für das Einsatzland typische Materialien verwendet werden. Sie werden alle von demselben erdfarbigen Ziegelstein gefasst, der sowohl für den Weg als auch für die Gebäude verwendet wird, sodass eine sichtbare Einheit entsteht.
Der Freiraum des „Waldes“ ist betont zurückhaltend und naturnah von dem Landschaftsarchitekten Marcel Adam gestaltet worden, um den Angehörigen einen würdevollen Rahmen zu bieten. Durch das Konzept, das an einen Friedwald angelehnt ist, können Hinterbliebene sich zum Beispiel einen Baum zu einem individuellen Erinnerungsort machen, indem sie Gedenktafeln anbringen. Ein Grund, wieso der Standort vielleicht doch passend gewählt ist. (kh)
Fotos: hiepler, brunier,
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