Beim Wettbewerb im Jahr 2008 erhielt das Büro HG Merz Architekten, Berlin/Stuttgart, einen Sonderpreis. Entgegen der Auslobung hatte es die Funktionen anders aufgeteilt – und konnte es dann tatsächlich so bauen. Die Rede ist von Grundinstandsetzung und Umbau des ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnisses in Berlin-Hohenschönhausen, die schon im vorigen Jahr abgeschlossen werden konnten.
Der zentrale Gedanke des Entwurfs ist die klare Unterscheidung zwischen dem „Geschichtsträger“, also dem authentischen Schauplatz und Tatort mit seinen zahlreichen historischen Schichten, und der Dokumentations- und Ausstellungsebene. Dienende Funktionen wurden, anders als im Wettbewerb zunächst gefordert, nicht im Hauptgebäude, sondern im vorgelagerten Garagenhof untergebracht. Damit konnte das Hauptgebäude, eine ehemalige Großküche aus der Nazizeit, „als authentischer Ort unbelastet bleiben“ (HG Merz).
Alle baulichen Veränderungen wurden erhalten und als Teil der Geschichte gezeigt. Somit ist das Raumgefüge für den Besucher unverstellt zugänglich, „ohne falsche Inszenierung, Simulation oder Rekonstruktion“. Weiter: „Die architektonischen Eingriffe bleiben auf Distanz, ebenso die musealen Präsentationen.“ Die Erschließung erfolgt „nondestruktiv“ über variable Einbauten, Projektionen und einen Audioguide. „Über die historische Bausubstanz legen sich auditive und grafische Informationsschichten, die eine deutliche Differenz zwischen dem Authentischen und dem Neuen markieren.“
Fotos: Bernd Hiepe, Lukas Roth
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Nora | 03.10.2014 09:21 Uhr....alles so appetitlich...
Wer diese Gedenkstätte einmal besucht hat, wird sich nicht an "Appetitlichkeit" erinnern, sondern an grau in grau, Muffigkeit und elende Einsamkeit der Eingesperrten. Daß das nach Umgestaltung erhalten blieb, ist HG Merz zu verdanken.