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26.04.2021
Begehbarer Spiegelring
Gebäudebrücke von Office Kersten Geers David Van Severen in Brüssel
Mit der Verbindung zweier Regierungsbauten im Zentrum von Brüssel ist dem ortsansässigen Office Kersten Geers David Van Severen ein ephemerer Blickfang gelungen. Die technische Aufgabenstellung einer Verbindungsbrücke zwischen dem Huis van de parlementsleden (Parlamentsgebäude der Belgischen Landesregierung) und dem Forumsgebäude mit den Sitzungssälen deuten die Architekten mit ihrer nach außen verspiegelten, ringförmigen Konstruktion zu einer Raumskulptur um.
Die nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf entstandene Brücke nennt sich Tondo – wie die rundformatigen Gemälde der Renaissance – , die Architekten wollen ihn als künstlerisch-räumlichen Eingriff verstanden wissen. Statt einem einfachen Verbindungsweg stehen die Parlamentarier vor der Wahl zweier geschwungener „Umwege“. Die Ringform ist aber nicht nur Spielerei: Sie gleicht den 80-Zentimeter-Höhenunterschied über vier Prozent Gefälle zwischen den beiden Gebäuden deutlich beschwingter aus als eine lineare Variante, außerdem fällt der leicht versetzte Zugang dadurch visuell nicht mehr ins Gewicht. Gerade durch die leichte Achsenverschiebung wirkt der Bau dynamisch, er scheint weniger zwischen den beiden Hauswänden zu stecken als vielmehr über der Rue de Louvain zu schweben.
Statisch gesehen hängt die Stahlkonstruktion zwischen beiden Gebäuden und der Boden vom Dach ab. Die Innenseiten des Rings sind vollverglast und ermöglichen Blickbeziehungen zwischen den beiden Brückenarmen. Zur Stadt hin zeigt sich die Konstruktion ob des verspiegelten Metalls der Außenfassaden als geschlossenes Element und besitzt geradezu skulpturale Qualitäten, die zum Beispiel an Anish Kapoors Spiegelskulpturen wie das Cloud Gate in Chicago denken lassen. Während die Kollegen von MVRDV mit ihrem riesigen Spiegelei in Rotterdam das Verspiegelungsprinzip grenzwertig überstrapazieren und BIG ihrem brückenförmigen Museum bei Oslo einen gehörigen Dreher verpassten, vermittelt das Tondo von Office Kersten Geers David Van Severen elegantes Understatement. Informationen darüber, wie die Brüsseler Stadtvögel mit dem Neubau zurechtkommen, sind derweil noch keine verfügbar. (stu)
Fotos: Bas Princen
Die nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf entstandene Brücke nennt sich Tondo – wie die rundformatigen Gemälde der Renaissance – , die Architekten wollen ihn als künstlerisch-räumlichen Eingriff verstanden wissen. Statt einem einfachen Verbindungsweg stehen die Parlamentarier vor der Wahl zweier geschwungener „Umwege“. Die Ringform ist aber nicht nur Spielerei: Sie gleicht den 80-Zentimeter-Höhenunterschied über vier Prozent Gefälle zwischen den beiden Gebäuden deutlich beschwingter aus als eine lineare Variante, außerdem fällt der leicht versetzte Zugang dadurch visuell nicht mehr ins Gewicht. Gerade durch die leichte Achsenverschiebung wirkt der Bau dynamisch, er scheint weniger zwischen den beiden Hauswänden zu stecken als vielmehr über der Rue de Louvain zu schweben.
Statisch gesehen hängt die Stahlkonstruktion zwischen beiden Gebäuden und der Boden vom Dach ab. Die Innenseiten des Rings sind vollverglast und ermöglichen Blickbeziehungen zwischen den beiden Brückenarmen. Zur Stadt hin zeigt sich die Konstruktion ob des verspiegelten Metalls der Außenfassaden als geschlossenes Element und besitzt geradezu skulpturale Qualitäten, die zum Beispiel an Anish Kapoors Spiegelskulpturen wie das Cloud Gate in Chicago denken lassen. Während die Kollegen von MVRDV mit ihrem riesigen Spiegelei in Rotterdam das Verspiegelungsprinzip grenzwertig überstrapazieren und BIG ihrem brückenförmigen Museum bei Oslo einen gehörigen Dreher verpassten, vermittelt das Tondo von Office Kersten Geers David Van Severen elegantes Understatement. Informationen darüber, wie die Brüsseler Stadtvögel mit dem Neubau zurechtkommen, sind derweil noch keine verfügbar. (stu)
Fotos: Bas Princen
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