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14.03.2016

Fiktive Rekonstruktion

Galerieumbau in Los Angeles


Die Galerie Sprüth Magers baut ihre internationale Präsenz aus: Neben den Standorten in Köln, Berlin und London hat sie Mitte Februar eine Dependance in Los Angeles eröffnet – im Mai wird ein Büro in Hongkong folgen. Das allein ist noch keine Nachricht für Architektenkreise. Betrachtet man aber die neuen Räume am Wilshire Boulevard in L.A., spürt man schnell, dass es sich hier um einen besondere Umnutzung handeln muss. Sprüth Magers sitzen in einem markanten Sechzigerjahre-Beton-Bau von Aston Pereira & Associates (San Francisco), dessen brutalistische, symmetrische Fassade aus hellem Beton und dunklem Glas sich im vorgelagerten Wasserbecken spiegelt.

Diesen lange Zeit nicht genutzten Bestand haben die Architekten Botho von Senger und Etterlin aus Berlin und Andreas Lechthaler aus London saniert und umgebaut, wobei letzterer die Umsetzung unter der kalifornischen Sonne betreut hat, Kontaktarchitekt vor Ort war Vano Haritunians (AECOM). Das Setting: perfekt. Der kubusartige Pavillon blickt auf das 1971 ebenfalls von William Pereira errichtete, 31-geschossige Hochhaus am Wilshire Boulevard. Gegenüber ist gerade Peter Zumthors Los Angeles County Museum in Planung, daneben steht das 2008 eröffnete Broad Contemporary Art Museum von Renzo Piano. Miracle Mile heißt dieser Abschnitt zwischen Fairfax und Highland Avenues.

Monika Sprüth und Philomene Magers vertreten in Los Angeles unter anderem kalifornische Künstler aus den Sechzigerjahren. Ihnen gefiel an dem Aston-Pereira-Pavillon deshalb auch der „ikonographische Charakter“ samt seiner „Verwurzelung der architektonischen Gestalt in der Radikal-Moderne der ausgehenden 60iger Jahre“ – es war genau der Bezug, den sie für ihre Galerie gesucht hatten. Völlig verbaut und sanierungsbedürftig, musste der bestehende Pavillon zunächst komplett entkernt werden. Dass die Architekten dabei die abgehängten Decken entfernt haben, kam der Raumwirkung zugute. Nach Beseitigung der abgehängten Decke entdeckten die Architekten innen ein Stahlträgerraster, das mit dem Bild, was die äußeren Pfeiler abgeben, überhaupt nicht übereinstimmte – die Fassadenpfeiler waren nur Dekor.

Botho von Senger und Etterlin und Andreas Lechthaler erarbeiteten eine Art fiktive Rekonstruktion und vervollständigten die fehlenden Stützen im Inneren, die die Fassade vorgab, zur eigentlichen Konstruktion aber gar nicht nötig waren. Einen Nutzen haben diese nachträglich eingebauten Pfeiler aber doch: Sie verbergen neben der Decke einen Teil der Haustechnik. Das offene Bild der Räume im Pavillon konnte so erhalten bleiben, die für eine Galerie nötigen, großflächigen weißen Wandflächen werden als temporäre Einbauten in die Struktur geschickt integriert, ohne den Raum zu stören. Platz ist genug: Mit jeweils 465 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf zwei Ebenen und zusätzlichen 370 Quadratmetern für Büros, Bibliothek und Konferenzräumen erinnert die L.A. Dependance von Sprüth Magers mehr an ein Museum als an eine private Galerie. Bis zum 9. April sind hier noch die Werke von John Baldessari (Courtesy Marian Goodman Gallery) zu sehen. (jk)

© Sprüth Magers, Los Angeles, Foto: Joshua White, 2016


Zum Thema:

www.spruethmagers.com


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Sprüth Magers, Los Angeles, Foto: Joshua White, 2016

Sprüth Magers, Los Angeles, Foto: Joshua White, 2016

Sprüth Magers, Los Angeles

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