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25.02.2014

Ruhige Strenge

Galerie in New York von Annabelle Selldorf


Was wäre New York ohne seine Museen und Galerien? In einem ehemaligen Industrieviertel in West Chelsea ganz in der Nähe des High Line Park hat eine New Yorker Architektin einen Galeriebau realisiert, der eine ruhige Strenge ausstrahlt. Doch kein David Chipperfield oder Max Dudler hat sich hier in Beton manifestiert, sondern die deutschstämmige Annabelle Selldorf.

Diese ist keine ganz Unbekannte. Schon seit 1988 hat sie sich mit ihrem Studio Selldorf Architects vor allem mit der Planung und dem Innenausbau von Küchen, Bädern, Apartments, Penthouses und Flagshipstores einen internationalen Namen gemacht. Kurz nach dem Umbau für die Galerie Hauser & Wirth (ebenfalls in Chelsea) im vergangenen Jahr folgte auch das Projekt für den Galeristen David Zwirner: ein knapp 3.000 Quadratmeter großer monumentaler Bau, der auf dem Grundstück eines ehemaligen Parkhauses errichtet wurde.

Zwirner, bereits seit 20 Jahren ein Bauherr von Selldorf, wünschte sich einen fünfgeschossigen Neubau aus rauem Sichtbeton, der eine gewisse Ausstrahlung haben sollte. Die Galerie- und Showräume sind eigens so geplant, dass hier große Installationen Platz finden können – die Hauptexponate stammen von zeitgenössischen Künstlern wie Dan Flavin und Donald Judd. Verstecktes Highlight ist eine 500 Quadratmeter große stützenfreie Halle mit sechs Meter hohen Decken auf der Rückseite im Erdgeschoss. – Die vierreihigen Sheddächer sind nach Norden ausgerichtet, um in dem Ausstellungsraum ein optimales Licht für die Kunstwerke zu erzeugen.

Materialien und Farbpallette hat Annabelle Selldorf zurückhaltend gewählt: Weiße Wände und Böden aus Beton treffen auf Einbauten und Fensterrahmen aus Eichenholz; an einigen Stellen im Gebäude wurde Travertin verlegt. Die Architekten setzen damit auf das klassische Konzept des White Cube, der den Fokus auf die ausgestellte Kunst und nicht auf die Architektur legen soll.

Nur bei der Erschließung durfte sich der architektonische Aspekt in den Vordergrund spielen, wenn auch hier mit leichter Zurückhaltung. Der Treppenschacht wird fast „dramatisch“ über ein großes Oberlicht belichtet, Stufen und Podeste wurden in poliertem Beton ausgeführt und heben sich so von den rauen Betonwänden ab. Eine feine Ergänzung dazu sind die schmalen Geländer aus Stahl.

An den Details offenbart sich der Perfektionismus der in Köln geborenen Architektin. Die Laderampe zum Beispiel wurde so in die Fassade eingebaut, dass sie passgenau hinter einer übergroßen Schiebetür aus Milchglas für Besucheraugen verborgen bleibt. Ihr Ansatz sei ein architektonisches Äquivalent zu Slow-Food, erklärt Annabelle Selldorf: „Nicht alles erschließt sich auf den ersten Blick.“ (jk)

Fotos: Jason Schmidt


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