Wenn man mitten in der Wüste New Mexicos baut, muss man die klimatischen Bedingungen (durchweg trocken und im Sommer besonders heiß) einplanen. Etwa 120 Meilen östlich von der Stadt Albuquerque – dort wo Charles Ross seit 1975 über 40 Jahre lang an seinem monumentalen Landschaftskunstwerk „Star Axis“ gebaut hat – ist nun in vergleichsweise kurzer Zeit ein Besucherzentrum mit Gästehäusern entstanden. 2014 fertig gestellt, zeichnet das New Yorker Studio MOS Architects für Entwurf und Planung verantwortlich. „Element House“ nennen die Architekten ihr Ensemble, das sich mit einer Fassade aus isolierten Strukturpaneelen ähnlich wie ein Kühlhaus vor der Wüstenhitze schützt. Bauherr ist das dortige Museum of Outdoor Arts.
Konzeptuell haben MOS Architects ihren Neubau als einen lebendigen Organismus entwickelt, formal setzt sich das Ensemble aus einzelnen Modulen in Fertigbauweise zusammen. Dieses Cluster mit den fünf silbern schimmernden Auswüchsen orientiert sich mit den verschiedenen Hausfronten nach Nordwest sowie nach Südost. Die markante Bauform haben die Architekten nach Vorbild der Fibonacci-Folge entworfen: einer unendlichen Folge natürlicher Zahlen, die zweimal mit 1 beginnt und in der die Summe zweier aufeinanderfolgender Zahlen die unmittelbar danach folgende Zahl ergibt. Auch viele Pflanzen weisen in der Anordnung ihrer Blätter oder anderer Teile Spiralen auf, die auf Fibonacci-Zahlen basieren. Bei ihrem Neubaukomplex für das Landart-Projekt Star Axis haben MOS Architects dieses Prinzip der Rekombination bei der Anordnung der Räume angewendet. Jedes abgewinkelte Modul, das vom Zentrum weiter nach außen wächst, ist stets noch mit dem restlichen Gebäude verbunden, bildet aber dennoch eine eigene Einheit.
Das etwa 140 Quadratmeter große Ensemble hat demnach auch keinen Haupteingang, sondern kann von allen Seiten betreten werden. Schornsteinähnliche Aufbauten, die die Architekten als „Sonnenkamine“ bezeichnen, sorgen für Licht und frische Luft im Inneren – die warme Luft wird nach oben geleitet. Im Passivhausstandard errichtet, komplettieren weitere Elemente wie Solarenergie, LED-Lichtsysteme und eine Wasseraufbereitungsanlage den Anspruch einer nachhaltigen Autarkie.
Doch zurück zur Kunst. Das „Element House“ ist nämlich selbst ein Exponat. Zeichnungen und Modelle dieser niedlichen Architektur wurden in die Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenommen. (jk)
Fotos: Florian Holzherr