Auf der internationalen Gartenbauausstellung Floriade in Almere wurde im April eine sehr besondere Brücke errichtet. Sie ist 15 Meter lang und besteht aus Flachsfasern, die kombiniert mit einem speziellen Bioharz, einen leichten und stabilen Werkstoff entstehen lassen. Sie reultierte aus der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen europäischen Universitäten, Unternehmen und Gemeinden unter Leitung der Technischen Universität Eindhoven.
Das EU-Projekt sieht sich anschauliches Beispiel dafür, wie Innovationen für den Umweltschutz erfolgreich auf den Weg gebracht werden können. „Die intensive Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie und Gemeinden hat der Materialentwicklung einen großen Schub gegeben“, so Projektleiter Rijk Blok von der TU Eindhoven.
Der Bioverbundstoff aus Flachs und Harz birgt ein enormes Potenzial für eine bio-basierte Kreislaufwirtschaft in der Baubranche. Neben seiner hohen Stabilität zeichnet sich Flachs durch schnelles Wachstum aus, vor allem im Vergleich zu Holz. Die 100 Prozent natürlichen Flachsfasern sind für die Festigkeit des Baustoffes verantwortlich, das Bioharz verbindet die Fasern so miteinander, dass ein starkes und leichtes Material entsteht, welches mit Aluminium und Stahl vergleichbar ist.
Da im Bereich von Bioverbundstoffen noch viel Forschungsarbeit nötig ist, wird die sogenannte erste „Smart Circular Bridge“ in Echtzeit überwacht. Knapp 100 Sensoren sammeln Daten zum Matrialverhalten im Alltag, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Diese Daten können in einem Dashboard öffentlich eingesehen werden.
Neben dem Exemplar in Almere sind 2022 und 2023 in Ulm und im niederländischen Bergen op Zoom zwei „Smart Circular Bridges“ für Fußgänger und Radfahrer geplant. In Zukunft soll das Harz so weit wie möglich aus nicht-fossilen Quellen kommen. Bei der Brücke in Almere beträgt der Anteil des pflanzlichen Ursprungs 25 Prozent, bei der zweiten soll dieser auf 60 Prozent steigen. Möglich wird dies durch den Einsatz von Abfall-Produkten der Bio-Diesel-Herstellung sowie chemisch recycelten PET-Flaschen.
Text: Luise Thaler
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