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15.06.2018
Klassizismus für Krasnodar
Fussballstadion von gmp
Zumindest die deutschen Berichterstatter der jetzigen Fußball-WM werden erleichtert sein, dass dieses neue Stadion für den Verein FK Krasnodar von gmp • Gerkan Marg und Partner nicht zu den offiziellen Spielstätten zählt. Denn bei der typischen Kamera-Gesamtansicht auf das Gebäude würden einige Journalisten in die Bedrängnis geraten, die Ähnlichkeit des Baus mit dem nationalsozialistischen Olympia-Stadion in Berlin zu erklären. Und das, wo doch diese WM in Russland ohnehin von großer Kritik begleitet wird.
Dieses Dilemma wird also bei dem 33.000 Zuschauer-Stadion nicht eintreten. Trotzdem ist es beeindruckend, welch einen kritiklosen Neo-Klassizismus das Hamburger Büro hier umgesetzt hat. In enger Absprache mit dem Bauherrn – etwa dem russischen Immobilienentwickler Investroij und dem Milliardär sowie dem Präsident des Fußballvereins, Sergey Galitsky – hätten gmp die Architektur für das neue Heimstadion des FK Krasnodar entworfen. Dabei einigten sie sich auf kein geringeres Vorbild als den Urtyp des Stadions: das römische Amphitheater. Die ovale, steinerne Form des Baus ist eben jener römisch-antiken Arena wie dem Kollosseum in Rom entnommen. Kannelierte Pilaster aus hellgrauem Travertin bilden eine dreiteilige Fassade mit strengen Kollonaden nach und legen eher Verbindungen zur Formsprache der griechischen Antike frei. Von einer großzügigen Parkanlage umgeben, auf einem Podest lagernd und über eine weite Plattform zugänglich, wird der Bau durch seine gesamte Umgebung visuell überhöht.
Dem antikisierenden Äußeren steht ein zeitgenössisches Inneres gegenüber: Die Tribüne wird von einem leichten Ringseildach überdeckt. Die zweilagige Membraneindeckung aus PTFE-beschichtetem Glasgewebe erzeugt einen volumetrischen Dachkörper, der die technischen Funktionsfelder von Flutlicht und Heizung für die Zuschauerränge integriert. Die Fläche hinter dem oberen Rang ist ringsherum von einem 4.700 Quadratmeter großen LED-Bildschirm umgeben. Die Umsetzung des widersprüchlichen Gesamtkonzepts dieses Stadions mit einem hypermodernen Inneren und einem starr historischen Äußeren übernahm Sergej Tchobans Moskauer Büro JSC SPeeCH. Die Architekten von gmp verteidigen ihr Projekt damit, dass es „auf einmalige Weise Rationalität in Konstruktion und Tektonik” verbinde. (sj)
Fotos: Marcus Bredt
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Kommentare:
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Sieht auf den ersten Blick fast so aus wie das Olympia-Stadion in Berlin: das Fußballstadion von gmp • Gerkan Marg und Partner in Krasnodar
Die Landschaftsplanung, ebenfalls von gmp, lässt neben der starr antikisierenden Architektur des Stadions auch kurvige Formen zu.
Der dreiteilige Fassadenaufbau mit kannelierten Pilastern aus römischem Travertin ist eine Referenz an die antike Arena als Urtypus des Stadions.
Das Innere ist hochmodern: Ein Ringseildach überdeckt die 33.000 Zuschauerplätze und eine mäandernde LED-Projektionsfläche umfasst die gesamte Rückwand.
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