Wir brauchen dringend die Energiewende. Tatsächlich geht es hierzulande in einigen Bereichen sogar langsam voran. Laut Umweltbundesamt deckten erneuerbare Energien 2023 erstmals über 50 Prozent des Bruttostromverbrauchs. Doch längst nicht überall ist dieser erfreuliche Trend zu verzeichnen. Manche Architekt*innen können es wohl gar nicht mehr hören, aber der Gebäudesektor ist noch stets ein Sorgenkind. So wurden 2023 einer Studie zufolge 2,5 Mal mehr fossile als klimagerechte Heizungen verkauft. Ein Nackenschlag für die Wärmepumpe.
Und was kann die Architektur dafür? Vielleicht muss sie angesichts des Verdrusses, mit der diese Debatte teils geführt wird, einfach durch ihren ästhetischen Qualitäten überzeugen. Seit einiger Zeit fallen diesbezüglich ambitionierte Gestaltungen für Anlagen der Energie-Infrastruktur auf. Im Archiv der BauNetz-Meldungen finden sich immer öfter Heizkraftwerke, Umspannwerke oder Stromaggregate, die mit ansehnlichen Fassaden trumpfen.
Zumindest könnte die Architektur so das Wohlwollen der Menschen stärken, entsprechende Anlagen auch in ihrer Nähe zu errichten. Hübsche Hüllen sind da das eine. Noch eher sind hybride Nutzungskonzepte zu begrüßen. Hier muss die Müllverbrennungsanlage Amager Bakke in Kopenhagen genannt werden, der BIG und SLA eine Skipiste aufs Dach planten. Das Gebäude vereint nicht nur Energieversorgung mit Freizeit, sondern setzt eine selbstbewusste Marke für etwas, das sonst gerne aus dem Alltag verbannt wird. Vielmehr lautet das Motto hier: Ja, in meinem Hinterhof. (mh)
Teaser: Amager Bakke (auch CopenHill genannt) in Kopenhagen von BIG und SLA. Foto: Rasmus Hjortshoj