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13.09.2023

Praemium Imperiale 2023

Fünf Fragen an Preisträger Francis Kéré


Gestern wurde der Praemium Imperiale verliehen. Er wird von der Japan Art Association seit 1989 in fünf Kunstgattungen vergeben. Der Preis für Skulptur ging an Ólafur Eliasson, der für Architektur an Diébédo Francis Kéré. Unser Autor sprach am Rand der Presseveranstaltung mit dem Preisträger, der in Berlin das Büro Kéré Architecture führt.

Francis Kéré, herzlichen Glückwunsch zum Preis. Sie haben letztes Jahr den Pritzker-Preis bekommen, nun den Praemium Imperiale. Was bedeuten diese Auszeichnungen für Sie?

Sehr viel. Es ist eine Ermutigung, weiterzumachen und dort weiter zu graben wo ich als Student angefangen habe. Ich fühle mich sehr geehrt.

Sie stellen dieses Jahr in der Hauptausstellung der Architektur-Biennale in Venedig aus. Was ist Ihr Resümee?
Ich finde es interessant, dass die Biennale nicht rein architektonisch ist, sondern dass auch Perspektiven aufgezeigt werden, wie andere den Beruf erfassen. Zum ersten Mal ist gezielt ein Kontinent vertreten. Es werden dabei Themen angesprochen, die uns alle angehen.

Was sind die planerischen Herausforderungen aus der lokalen Perspektive der afrikanischen Gesellschaften – sofern man das derart vereinfacht für einen gesamten Kontinent sagen kann?
Man muss sich bewusst werden, dass in Afrika ein großes Bevölkerungswachstum stattfinden wird. Es gibt einen riesigen Bedarf an Infrastruktur. Der Städtebau muss sich sehr dringend ändern. Aber dabei darf die Umwelt nicht vergessen werden, denn gerade in Afrika bemerkt man die Auswirkungen des Klimawandels sehr stark.

In Deutschland stehen Sie wie kein zweiter für „Architektur in Afrika“. Wie gehen Sie damit um und wie sehen Sie ihre Vermittlerrolle?
Ich freue mich. Bereits als Student ging es mir darum, die notwendigen Dinge zu erlernen, um das Wohnumfeld in meinem Heimatort zu verbessern. Es stört mich nicht, dass ich so gesehen werde. Ich mache weiter. Wenn ich dadurch eine Sonderstellung habe, freut mich das. Aber ich hoffe auch, dass andere durch meine Arbeit und die Ehrungen inspiriert werden. Dass es sich lohnt, im wahrsten Sinne des Wortes im Dreck zu graben und mutig sein Ding zu machen.

Was kommt als nächstes? Was sind Ihre aktuellen und wichtigsten Projekte?
Sehr vieles! Und es gibt kein wichtigstes Projekt. Wichtig ist mir aber, dass in Burkina Faso mittlerweile auch diejenigen, die es sich leisten können, mich fragen, ihre Wohnhäuser aus Lehm zu bauen. Zuvor galt Lehm als Baustoff der Armen. Das ist neu und das ist für mich das wichtigste überhaupt. Früher wurde Lehm abgelehnt, aber jetzt sehen die Menschen im Lehm zunehmend die Zukunft des Kontinents und für sich selbst – und sind bereit zu investieren.

Die Fragen stellte Gregor Harbusch.

Eine ausführliche Bildstrecke realisierter und geplanter Bauten von Kéré Architecture gibt es in der Meldung zum Pritzker-Preis 2022.


Zum Thema:

Geehrt wurden außerdem die Malerin Vija Celmins, der Jazz-Musiker Wynton Marsalis und Theatermacher Robert Wilson. Darüber hinaus wurden zwei „Grants for Young Artists“ vergeben. Die Auswahl traf dieses Jahr die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton in ihrer Rolle als International Advisor des Praemium Imperiale. Ein Preis ging an die 1964 gegründete Harlem School of the Arts, der zweite an Rural Studio. Das 1993 gegründete Design-Build-Programm an der Auburn Universität im ländlichen Alabama richtet sich an Studierende, die dort lernen, mit einfachen Mitteln kostengünstige Häuser und soziale Einrichtungen für benachteiligte Menschen zu planen und zu realisieren. Bisher wurden dabei 220 Projekte umgesetzt.


Zu den Baunetz Architekt*innen:

Kéré Architecture


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