Der 13. Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst geht an den japanischen Architekten Junya Ishigami. Das gab die Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung letzte Woche in Wien bekannt.
Der 1974 geborene Ishigami verfolgt eine experimentelle Architektur, die sich an den Schnittstellen der Disziplin zu Landschaft und Natur bewegt. Ishigami hat mehrere Jahre bei SANAA in Tokio gearbeitet und auf dieser Basis einen gestalterischen Ansatz entwickelt, der sich von den profanen Zwängen des Bauens zu befreien versucht – zu Gunsten radikal poetischer Orte. 2004 machte er sich mit seinem Büro junya.ishigami+associates in Tokio selbstständig.
Die Ergebnisse dieses Ansatzes sind so beeindruckend wie spektakulär. Das beweist beispielsweise das höhlenartige Restaurant in Ube, das wir vor gut einem Jahr vorstellten. 2019 verantworteten Ishigami und sein Team den Serpentine Pavilion in London. In den Niederlanden entstand (in Zusammenarbeit mit der Rotterdamer Architektin Marieke Kums) das ultrareduzierte Besucherzentrum in der historischen Anlage Park Vijversburg, das deutlich die Mitarbeit Ishigamis bei SANAA spüren lässt.
Die Wahl Ishigamis passt gut zum Profil des Preises, der sich an der Schnittstelle von Architektur und Kunst positioniert und damit – jenseits aller Floskelhaftigkeit von Interdisziplinarität – das intellektuelle Erbe des vielfach begabten Künstlers, Designers, Bühnenbildners und Architekten Friedrich Kiesler (1890–1965) auf überzeugende Weise bewahrt. Die Mitglieder der Jury waren dieses Mal die Künstlerinnen Leonor Antunes (Berlin) und Céline Condorelli (London/Mailand), der Wiener Designer Harald Gründl sowie die Architekt*innen Anupama Kundoo (Berlin) sowie Kjetil Thorsen vom Büro Snøhetta (Oslo). Thorsen fungierte als Juryvorsitzender.
Der Kiesler-Preis wird alle zwei Jahre vergeben und zählt mit 55.000 Euro international zu den hoch dotierten Preisen im Bereich Architektur und Kunst. Letzter Preisträger war der 1973 in Chicago geborene Architekt Theaster Gates , der mit seinen Arbeiten einen sozial-aktivistischen und performativen Ansatz verfolgt, der weit über Architektur im engeren Sinn hinausweist. Wegen Corona geriet diese letzte Ausgabe aus dem gewohnten Rhythmus und fand 2021 statt. Ab jetzt wird der Preis wieder alle zwei Jahre vergeben. (gh)
Zum Thema:
Anlässlich seiner ersten Einzelausstellung in Europa 2013 brachten wir in Baunetzwoche#308 einen längeren Beitrag sowie ein Interview mit Ishigami.
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schlawuki | 30.01.2024 00:22 Uhr@bild 4
bild 4 ist in anbetracht der umgebung die einzig richtige lösung