Den silbernen Löwen von Venedig hat er schon – nun kommt eine Ehrung aus Wien: Andrés Jaque (Madrid, New York) wird mit dem Friedrich Kiesler Preis 2016 ausgezeichnet. Die internationale Jury lobt den spanischen Architekten und sein Office for Political Innovation für die „innovative Analyse, Multimedia-Performance und sein herausragendes polemisches Design.” Andrés Jaque sei „der erste Architekt, der die urbanen und architektonischen Auswirkungen der neuen sozialen Medien und der damit verbundenen Sharing Economy umfassend würdigt“.
Mit seinen humorvollen Arbeiten enttarnt Jaque gesellschaftliche Zustände und entwickelt Werkzeuge, ihnen zu entgegnen. Sein Projekt IKEA Disobedience etwa lehnt sich gegen das Paradigma der white nuclear family auf und zeigt mit einer Installation und sozialen Aktion in gleicher Self-Made-Attitüde wie beim Möbelhaus ein gemeinschaftliches Anderssein auf. Auf der Venedig Biennale 2014 spitzte er mit der preisgekrönten Arbeit Sales Oddity ein Stadtbauprojekt von Berlusconi aufs Ridiküle zu und für das MoMa PS1 entwickelte er im letzten Jahr eine farbenfrohe Installation, die zugleich eine Abwasseranlage war.
Andrés Jaque arbeitet an der Schnittstelle zwischen Aktion, Architektur und Kunst und vertritt damit auch die Interdisziplinarität Friedrich Kieslers (1890–1965), der seinerseits als Architekt, Möbeldesigner, Bühnenbildner und bildender Künstler tätig war. Die mit 55.000 Euro dotierte Auszeichnung wird abwechselnd alle zwei Jahre von der Republik Österreich und der Stadt Wien im Bereich der Architektur und der Künste vergeben. Ausgezeichnet werden Leistungen, die den experimentellen und innovativen Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der ,correlated arts‘ entsprechen. Vor Andrés Jaque erhielten Frank O. Gehry (1998), Asymptote Architecture / Hani Rashid + Lise Anne Couture (2004) sowie Bruce Nauman (2014) den Preis.
Zum Thema:
www.kiesler.org