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26.10.2016
Ein Gartenhaus im Haus
Freiraum-Architektur bei Gent von De Vylder Vinck Taillieu
Freiraum-Architektur, das ist ein recht komplizierter Begriff für eine eigentlich simple Operation. Das Stammhaus der Psychatrischen Klinik Caritas im belgischen Melle genügte schon lange nicht mehr den heutigen Ansprüchen und war längst dem Verfall preisgegeben. Anstatt des schon geplanten Abrisses entschied sich die Klinikleitung jedoch auf Wunsch der Patienten und Mitarbeiter für einen Erhalt. Architecten De Vylder Vinck Taillieu haben die Quasiruine in einen halboffenen Außenraum zwischen Gebäude und Gartenkunst verwandelt.
Der Umbau durch das Genter Büro erfolgte dabei in enger Zusammenarbeit mit allen Menschen, die die Klinik als ihren alltäglichen Lebensmittelpunkt begreifen – unabhängig von ihrem Mitarbeiter- oder Patientenstatus. Ein Zwischenraum sollte entstehen, der in einer ansonsten sehr stark funktional geprägten Umgebung Platz für Aneignung und freien Gebrauch schafft. De Vylder Vinck Taillieu sichern hierfür den Bestand und öffnen das Erdgeschoss zu allen Seiten, so dass eine leicht zugängliche pavillonartige Raumstruktur entsteht.
Zur neuen Leichtigkeit im historischen Backsteinbau trägt außerdem bei, dass die Architekten mehrere Decken entfernen. Damit sorgen sie nicht nur für neue Sichtbeziehungen, sondern schaffen zugleich Platz für ein paar Bäume und einen theaterartigen Platz mit Sitzstufen im Untergeschoss. Eingestellte Gewächshäuser auf den verbliebenen Geschossebenen bieten zudem Schutz vor den Elementen. Die Nutzungen bleiben dabei – wie schon erwähnt – offen. Das Projekt ist als verwinkelter Treffpunkt gedacht, der die ansonsten zwar weitläufige, aber etwas reizarme Gartenlandschaft ergänzt.
De Vylder Vinck Taillieu beschreiben ihr Projekt übrigens mit poetischen Worten. Für sie ist das alte St.-Jozefshuis nicht nur eine Struktur, die sich gut umnutzen lässt, sondern ein verdienter Mitarbeiter, der sich seinen Ruhestand redlich verdient hat. Es ist der Respekt, der bei dieser Idee mitschwingt, den man bis in die Details der Architektur spürt. Bei aller Radikalität wirken ihre Eingriffe nie grob oder fehl am Platz, was ihre Freiraum-Architektur zu einem der interessantesten Umbauprojekte der letzten Jahre macht. (sb)
Fotos: Filip Dujardin
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