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01.04.2021

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Gelassenheit mit Silberweide

Freiflächengestaltung am Humboldt Forum von bbz landschaftsarchitekten


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Noch zeichnet sich nur eine dünne Silhouette einiger Jungbäume vor dem Humboldt Forum ab, aber in den nächsten zehn Jahren werden die Lederhülsenbäume vermutlich zu einem beachtlichen Hain vor der Nordfassade des wiederaufgebauten Berliner Schlosses heranwachsen. Dabei werden sie mit ihrem bizarren, bis zu 20 Meter hohen Wuchs einen historischen Gebäudeteil des Schlosses nachzeichnen, der in der jetzigen Stella’schen Rekonstruktion übergegangen wurde: den Apothekerflügel. Ob der lauten Berichterstattung um die Eröffnung des Humboldt Forums ging die Nachricht etwas unter, aber mit der Fertigstellung des Berliner Schlosses haben auch bbz landschaftsarchitekten (Berlin) ihre Gestaltung der Freiflächen um das rekonstruierte Bauwerk weitestgehend abgeschlossen.

Lediglich die Arbeiten an der Schlossfreiheit im Westen – mit der noch zu realisierenden, viel debattierten Einheitswippe – werden erst in diesem Jahr begonnen, doch mit den fertiggestellten Bereichen verdeutlichen bbz bereits ihr vielseitiges Konzept einer zeitgemäßen Anlage mit historischen Bezügen einerseits und thematisch-vegetativen Räumen andererseits. Es brachte ihnen 2013 den ersten Preis eines offenen freiräumlichen Wettbewerbs der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. „Die Balance zwischen identitätsstiftender Einheitlichkeit des Freiraums und einer räumlichen Differenzierung der Teilbereiche ist gelungen“, urteilte die Jury damals.

Geradzu lautlos werfen bbz in ihrer historischen Bezugnahme auch das Dilemma zwischen Erhalt, Rekonstruktion und Leerstelle auf, das an diesem Ort in Berlins Mitte auf besonder Weise ausgetragen wird: Im Süden am Vorplatz des heute denkmalgeschützten ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR etwa rekonstruierten bbz in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt originalgetreu den Belagsteppich aus Grauwake Mosaikpflaster und großformatigen Granitplatten. Daneben zeichnet der Hain aus nordamerikanischen Lederhülsenbäumen an eben diesem Vorplatz auch das nicht mehr existierende Gebäudeensemble „An der Stechbahn“ nach.

Jede Seite des Schlosses gestalteten die Landschaftsarchitekten atmosphärisch anders: Folgt die Spreepromenade im Osten mit den zwei Silberweiden am Ufer einem eher romantischen Bild, so vermitteln die Schlossterrassen im Norden den Gedanken des wissenschaftlichen, gestalteten Gartens. Hierfür entwarfen bbz drei verschiedene Pflanzentableaus wie sie Alexander von Humboldt in seinem Konzept zur Pflanzengeografie beschrieben haben soll. Im Süden wiederum wurde mit einer durchgehenden Bepflasterung eine geradezu harte Urbanität geschaffen.

195 Sitzbänke, 135 Stühle und Sessel zur freien Nutzung, 35 historische Schupmannkandelaber, 16 Stelen für Platz- und Fassadenbeleuchtung, 500 Meter Lichtlinien und vor allem: eine 33.000 Quadratmeter große Bepflasterung mit Naturstein auf einer Gesamtfläche von 36.500 Quadratmetern. „Die konsequente Reduktion auf ein Steinmaterial“, schrieb die Jury 2013 zum Wettbewerbsergebnis, „und dessen durchgängiger Gebrauch für vertikale und horizontale Flächen schaffen eine gelassene neue Identität“. Gelassenheit tut gut für einen derart kontrovers diskutierten Ort, es ist bei so viel Pflaster aber eine recht steinerne Gelassenheit. (sj)



Fotos: Lichtschwärmer


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

26

STPH | 07.04.2021 13:18 Uhr

...

Jetzt mal halb lang mit dem Schlossbashing. Das Ding liefert mit der Schlüterfassade mehr Qualität Maßstäblichkeit, Details und Feingliedrigkeit als alle umstehenden moderneren Bauten. Kaum zu glauben, das sich hinter der untersten Fensterreihe mal eine Monarchie verschanzt hat. Ganz ohne distanzierenden Sockel, modern barrierefrei. Jede Polizeistation gibt sich heute wehrhafter.
Mit seiner egalitären Traufgleiche und seiner schlichten Blockhaftigkeit ist es die Blaupause für unser so geliebtes Gründerzeitberlin. Fast bürgerlich.

25

solang | 07.04.2021 12:19 Uhr

...erschreckend...

...banale kommentare ... "deutscher michel" ... macht euch doch wenigsten mal die mühe und schaut euch das wenigsten richtig an ... anstelle schon nach dem ersten pflasterbild abzuschalten ... das sind großstädtische platzflächen ... keine parkanlage ... und nein ... nur der absolut oberflächliche laie kann hier konstatieren ... hätte man gleich der pflasterfirma überlassen können ..

24

Jan | 07.04.2021 10:23 Uhr

@Tius

Einerseits haben Sie Recht, doch der Vergleich mit Sienna oder Venedig hinkt.
Beides sind Städte mit autofreien Zentren, d.h. die großzügigen Freiflächen werden nicht von Straßen zerschnitten sondern von wohlproportionierten Fassaden eingefasst.
Dort steht der Mensch auf der Bühne, dem Platz; er ist im Mittelpunkt.
Hier haben wir eine autistische Schlosskiste, die plump die Mitte besetzt, um welche sich Restflächen ausbreiten, die mehr oder weniger zufällig an Straßen und "Kanalpromenaden" stoßen.
Dem Menschen wird in dieser Konstellation weitaus weniger Raum oder Geltung zugestanden als in Sienna oder Venbedig.

23

peter | 06.04.2021 20:46 Uhr

ist das wahr?

das kann eigentlich nicht wahr sein - wie so vieles, womit mein eigentlich geschätztes und bislang gern gemochtes heimatland derzeit verschandelt wird. es gab eine zeit, in der die bausünden der 50er und 60er jahre (zurecht) kritisiert und revidiert wurden. dann kam ab ca. 2005 eine zeit, die es noch schlimmer, noch weiter und noch flächendeckender treibt als die 60er - zum heulen.

warum müssen wir eigentlich aktuell alles liebenswerte, echte, kleinteilige zugunsten dieser hypercoolen, sterilen, anonymen, steinernen einheitsgestaltung plattmachen? allerorten wird wertvolle historische bausubstanz abgerissen, werden fruchtbare äcker zubetoniert, straßen verbreitert und gärten geschottert. reiche, sensible gestaltung wird also massenhaft durch plumpe, arme, flächige unkultur ersetzt, und irgendwie finden es alle gut?!

da muss ich nicht mitmachen, mache ich auch nicht, das ist einfach nur eine große sch...ande.

man kann nur hoffen, dass sehr bald eine neue generation von bürgern und architekten nachwächst, die diese einfallslosigkeit endlich stoppt.

22

Tius | 06.04.2021 18:01 Uhr

Kritik an falscher Stelle

Bei all der Kritik sollte nicht übersehen werden, dass die Freiflächen hier ausgleichen müssen, was Städtebau und Architektur vermasselt hat.
Das rekonstruierte Stadtschloss ist städetbaulich äußerst problematisch. Die Lustgartenfassade liegt schief zu Schinkels Museum, das nordwestliche Portal liegt nicht in der Achse des Lusgartens, die Kuppel zeigt ins Nichts, zum Gründungskern Berlins jenseits der Spree liegt zeigt der Bau dagen sienen Hintern.
BBZ haben das Beste daraus gemacht. Die freien Flächen helfen hier, die schlimmsten städtebaulichen Missberhältnisse und fehlenden Zusammenhänge notdürftig zu überspielen. Und das alles mit traditionallen Materialien aber ohne kitschig zu werden.
Was auf den Bildern nicht rüberkommt:
Vorort wirkt die Großmaßstäblichkeit und Einfachheit der Freiflächen sehr passend zu den Dimensionen der angrenzenden Gebäude und Stadträume (Lustgarten, Rathausforum).
In Siena oder Venedig stören wir uns ja auch nicht an befästigten Platzflächen. Im Gegenteil; , möchte ich behaupten.
Wenn Berlin wieder voll mit Touristen ist, wird von dem Pflaster ohnehin nicht mehr viel zu sehen sein.
Mein Fazit nicht die Freiflächen sind das Problem, sondern sie Restflächen, die das Stadtschloss erzeugt.

21

Anonymus | 06.04.2021 16:56 Uhr

Ich finde das Schloß ja schön,

auch wenn ich jetzt vielleicht dafür gesteinigt werde.

20

Mensch | 06.04.2021 15:53 Uhr

Bravo

Da waren mal echte Misanthropie am Werk. Und auch die Abneigung gegenüber der Natur ist deutlich zu spüren. Homo Faber wäre stolz.

19

latimer | 06.04.2021 13:37 Uhr

Gelassenheit ...

Der Titel des Artikels ist schon eine Parodie auf die aktuelle Kultur der Freiraumplanung in unserer Hauptstadt.
Ich weiß von vielen namhaften nationalen und internationalen Büros, die sich nicht für diesen Wettbewerb bewerben wollten, da zu befürchten war, dass nur etwas gewinnen konnte, das in größtmöglicher Einfallslosigkeit daherkommt.

Und so ist nun etwas wahr geworden, für das man sich im internationalen Vergleich nur noch fremdschämen kann: tot - toter - am totesten!
Es ist eine verpasste Chance in Berlins Mitte, sich der Zukunft zuzuwenden, Zeichen zu setzen und Vorbild zu sein. In einer Welt voller Herausforderungen ist das nur ein weiteres Zeichen völligen Versagens des Deutschen Berufsstands der Landschaftsarchitekten.

18

Jan | 06.04.2021 10:13 Uhr

Zusammenarbeit

Zumindest wissen wir jetzt alle mit welchen Landschaftsarchitekten man nicht zusammenarbeiten möchte.
Dass einer bemüht war dieses "Werk" ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen ist einfach nicht zu begreifen...

17

lassie | 06.04.2021 09:51 Uhr

total daneben

da hilft wohl nur Totalabriss oder eine Begrünung der neu-barocken Fassade (was auch immer neu-barock sein soll). im Sommer besonders schön, wenn sich die Steinplatten aufheizen, das verspricht keine große Aufenthaltsqualität. Auch die Detailausführung ist Meterware, da fehlt der italienische Esprit .. à la Scarpa. Berlin ist eben der Meister der verpassten Gelegenheiten. Aber die Touristen kommen trotzdem.

16

auch ein | 06.04.2021 09:06 Uhr

architekt

Bild 4:
"Vegetationsthemen" ....unglaubliches blabla für ein Hundeklo
und die bänke sind perfekt für skater, lediglich die pflastersteinwüste wird sie bischen stören.wird aber nur bischen lauter.


für was braucht man da"landschafts"- oder gar "architekten" ?
hätte man eine pflasterfirma direkt beauftragt hätte man zeit und geld für wettbewerb und ausführung gespart.

15

Loboprince | 05.04.2021 16:19 Uhr

Bonjour Tristesse

Schade dass es kein April Scherz ist.
Die traurige Realität, und das in der Hauptstadt...

Ein einziger Baum.

14

Gordon | 05.04.2021 10:52 Uhr

...

Kämpfe kleine Silberweide!

13

STPH | 03.04.2021 20:15 Uhr

...

ich finde die beiden Steigerungen mit Aufenthaltsqualität sind die beiden Ufer. Hierauf muss sich die Freiraumgestaltung konzentrieren. Insofern stützt die Gestaltung der Ostseite schon die neue Fassade, ergibt hier ein Ganzes. Im Westen mit mehr Sonne sind die Möglichkeiten noch reichhaltiger mit Kuppelachse, Denkmalsockel und bebauter Gegenseite.
Zur Achsstraße hin wäre am besten nur ein gepflasterter freier V0rplatz, also keine Beete.
Spannend das Ensemble zum ehemaligen Staatsrat im Süden. Wegen der exzentrischen Straße könnte hier eine achsiale große Baumreihe, das Verhältnis klären.
Nicht überall ein bisschen sondern vier carakreristische Großräume ausbilden. Das klare Rechteck des Schlosses machts möglich.

12

hausmeister krause | 03.04.2021 11:16 Uhr

ein flanörchen

auch mal ein lob da lassen:
vierbeinerfreundlich, immerhin ein bäumchen!
außerdem fehlen die graffitis noch, ist also noch gar nicht fertig...

11

Fritz | 02.04.2021 19:36 Uhr

krass

wenn man sich überlegt was an diesem Ort alles schöne hättte enstehen können. Man kann es kaum fassen ... uns jetzt steht da ein Schloß - es ist einfach krass!

10

Lars K | 02.04.2021 07:17 Uhr

Cool

Cool wäre ja ein Flussbad an diesen so genannten "Spree-Terrassen", dann gäbe es wenigstens geringe Hoffnung auf ein bisschen echtes Leben an diesem traurigen Ort. Ach, moment mal, da war doch was...

9

ixamotto | 01.04.2021 19:26 Uhr

...

ein anschlag auf die stadt

8

architekt | 01.04.2021 17:53 Uhr

oha

Der einsame Baum am Wasser....

7

Fabian Wieser | 01.04.2021 17:37 Uhr

Baum

Der Baum auf Bild 8...

...wurde vergessen abzuholzen.
...war zum Rückzugsort irgendeiner Fledermausart deklariert worden.
...wurde vom Praktikant gepflanzt der den Plan um 90° gedreht hielt.
...ist Kunst.
...wurde falsch ausgeschrieben, Menge 1 statt 10.
...ist der einzige der nicht via Suezkanal angeliefert wurde.

Meine Güte... an dem Projekt ist ja einfach alles schrecklich.

6

Ulknudel | 01.04.2021 17:25 Uhr

Für Fotos

aber nicht für Menschen geeignet...

5

Jan | 01.04.2021 17:24 Uhr

@reto

Danke für Ihren Kommentar.
Sie habe das geschrieben, was ich vor Entsetzen nur denken, aber nicht schreiben konnte.

Zumindest werden da bals viele Querdenker aufmarschieren können, auf dem schönen großen Steinplatz. Nur die lange Bank stört...

4

Romantiker | 01.04.2021 17:09 Uhr

Aprilscherz

Die Beschreibung der Steinwüste auf Foto 2 als "romantisches Spreegärtchen" hat mir immerhin ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Danke dafür!

3

reto | 01.04.2021 16:29 Uhr

Mehr Stein als Sein

Na, ich weiß ja nicht. Schon klar wir sind hier in der Stadt und nicht im Wald, aber hätte es nicht ein bisschen mehr Grün - ein bisschen mehr Leben in der Gestaltung - sein dürfen? Und dieser kahle Platz mit den langen Bänken - ich will ja nicht sagen, dass der Führer hier seine Freude dran gehabt hätte, aber zum Aufmarschieren ist das bestimmt super. Es gibt doch genug Beispiele einer multifunktionalen, modernen aber dennoch lebenswerten Freiraumgestaltung. Das scheint mir hier nicht gelungen.

2

Jan | 01.04.2021 15:58 Uhr

passt zum Rest

Das ist wirklich zum schämen.

Ganz ganz ganz schlimm.
Passt aber hervorragend zum einfallslosen Schloß und zum Zeitgeist erst recht.

1

Dennis | 01.04.2021 15:36 Uhr

von wegen..

"Gestaltung"

 
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Lederhülsenbäume vor der neu-barocken Nordfassade und ein Zugang zur Spree an der Ostseite des Schlosses.

Lederhülsenbäume vor der neu-barocken Nordfassade und ein Zugang zur Spree an der Ostseite des Schlosses.

Am Ufer das romantische Spreegärtchen mit Silberweide.

Am Ufer das romantische Spreegärtchen mit Silberweide.

Harte Urbanität im Süden mit langen skultpuralen Bänken und durchgehender Bepflasterung.

Harte Urbanität im Süden mit langen skultpuralen Bänken und durchgehender Bepflasterung.

Die Schlossterrassen mit Vegetationsthemen, die bbz analog zu den drei von Alexander von Humboldt besuchten Kontinenten Südamerika, Nordamerika und Eurasien entwarfen.

Die Schlossterrassen mit Vegetationsthemen, die bbz analog zu den drei von Alexander von Humboldt besuchten Kontinenten Südamerika, Nordamerika und Eurasien entwarfen.

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