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22.10.2024

Alte Bahnen neu gezogen

Freibadsanierung und Erweiterung in Lyon von 4_32 architecte


In Lyon hat eine von Tony Garnier entworfene Freibadanlage ein neues Gesicht erhalten. Basierend auf den ursprünglichen Ideen des Architekten, der als einer der Wegbereiter für die Moderne gilt, sanierte das ortsansässige Büro 4_32 architecte das 1932 fertiggestellte Freibad und ergänzte die Anlage um drei Volumen. Das im südlich gelegenen Stadtteil Gerland gelegene Centre nautique et sportif de Gerland beherbergt nun neben dem Frei- auch ein Hallenbad sowie ein Trainingszentrum und Verwaltungsräume.

Die Entstehungsgeschichte des Freibads, eines der ersten städtischen Einrichtungen dieser Art in Frankreich, liest sich etwas holprig: Im Jahr 1913 wurde Garnier mit dem Bau einer großen Sportanlage beauftragt. Es entstanden Pläne für Tennisplätze, eine Anlage für Radsportler*innen, ein Stadion und ein Schwimmbad, eingebettet in einen großzügig gestalteten Park. Realisiert wurde jedoch lediglich das Stadion, das heutige Matmut Stadium Gerland, fertiggestellt im Jahr 1926. Anschließend legte die Stadt das Gesamtprojekt zwar vorerst ad acta. Und trotzdem ließ man 1932 – um die Zahl der Ertrinkenden in der Rhone zu minimieren – ein Freibad errichten, in etwas abgeänderter Form, aber immer noch nach Plänen von Tony Garnier.

Die Sanierung und Erweiterung wurde von Lyon Olympique Universitaire (LOU) Rugby in Auftrag gegeben. Der Verein ist Inhaber des Matmut Stadium Gerland. Das Projekt Centre nautique et sportif de Gerland entstand in Folge einer Sanierung des Stadions, die 2017 abgeschlossen werden konnte. Damit beauftragt war Albert Constantin (Lyon) sowie als Projektleiter Claire Bertrand und Pierre-Benoît Thevenon, die 2019 mit 4_32 architecte ihr eigenes Büro gründeten und die Planung des Schwimm- und Sportzentrums übernahmen.

Wie bereits von Garnier vorgesehen, inszeniert die neue Anlage die Allée des Lions, die als Hauptzugang zum Matmut Stadium Gerland dient. Die drei neuen Baukörper betonen die Symmetrie der Anlage. Sie sind durch zwei geschlossene Volumen miteinander verbunden und fassen das Schwimmbecken U-förmig ein. Während das mittig angeordnete Gebäude den historischen Sprungturm in Szene setzt, bilden die beiden niedrigeren Volumen den Rahmen für die erhaltenen Tribünen und das Schwimmbecken.

Sowohl Gesamtkomposition als auch Details sind in Anlehnung an Tony Garnier schlicht gehalten. Sanierung und Neubau lassen sich erst bei genauerer Betrachtung voneinander unterscheiden. Während sich der sanierte Bereich der etwas wärmeren Farbe des ursprünglichen Betons angleicht – entstanden durch die Verwendung von Sand aus der Saône –, ist für die Neubauten ein kühlerer Farbton prägend.

Die Sanierung umfasste neben Tribünen und Sprungturm außerdem die Fundamente des Schwimmbads. Im Laufe der Jahre hinzugefügte Beschichtungen wie etwa Fliesen wurden entfernt, Flächen gereinigt und zum Teil Bewehrungen freigelegt, um korrodierte Teile auszubessern. Um eine Balance zwischen Rutschfestigkeit, Komfort und Ästhetik zu finden, wurden die Böden zusätzlich mit Sandstrahltechnik bearbeitet. Entstanden ist eine Bruttogrundfläche von 5.900 Quadratmetern. Die Baukosten werden mit rund 18,2 Millionen Euro brutto angegeben. (dsm)

Fotos: Vladimir de Mollerat du Jeu


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