Der Twiste-Stausee – und damit indirekt auch das Strandbad Twiste – verdankt seine Existenz einem traurigen Ereignis. Am 16. und 17. Juli 1965 starben bei der sogenannten Heinrichsflut in Nordhessen, Niedersachsen und Westfalen sowie in Teilen der damaligen DDR insgesamt 16 Menschen. Zur Regulation des Wassers errichtete man Hochwasserschutzräume, zu denen eben bei Bad Arolsen der Twistesee gehört.
Die Erinnerungen an die Katastrophe sind längst verblasst, aber der See erfreut sich heute als Naherholungsgebiet einer großen Beliebtheit. Ziemlich genau 60 Jahre nach der Heinrichsflut wurde dort im letzten Jahr ein neues Strandbad eröffnet, das von Müntinga + Puy Architekten gestaltet wurde. Gerhard Müntinga und Arno Puy arbeiten vor Ort, wie das Strandbad befindet sich auch ihr Büro in der nordhessischen Kleinstadt.
Für den Entwurf war die Zusammenarbeit mit dem Büro Schulz Landschaftsarchitekten aus Kassel maßgeblich. Das ehemals steile, geradlinig verlaufende Ufer weitet sich nun zu einer sanften Bucht, die durch das leicht geschwungene Volumen des Versorgungsbaus vervollständigt wird. Dieser folgt einer breiten Promenade und schmiegt sich an den Hang, so dass sich vom Café aus das ganze Schwimmbad in den Blick nehmen lässt. Die Umkleidekabinen befinden sich auf der Rückseite, sie werden durch Oberlichter erhellt.
Müntinga und Puy wählen Cortenstahl als Fassadenmaterial, was, wenn man so will, an verrostete Schiffswracks am Meeresstrand denken lässt. Zusammen mit dem weißen Sand des Strandes und dem hölzernen Steg, der weit ins Wasser führt, kommt hier mitten Hessen durchaus eine maritime Stimmung auf. (sb)
Fotos: Constantin Meyer
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