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15.12.2017

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Buchtipp: Für Kinder

Frauen bauen. Kinder entdecken Architektinnen


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Anfangs hätte kaum jemand Zaha Hadid zugetraut, tatsächlich zu bauen. Berühmt wurde sie trotzdem und ihre Bauten sind heute Publikumsmagneten. Hadids exzentrische Art und ihre irrationale Formgebung wurden von manchen als typisch weiblich wahrgenommen. Ihre Entwürfe sehen so aus „als ob sie allen Regeln der Baukunst widersprechen wollten“, schreibt Arne Winkelmann. Unter den Architekturstars blieb sie als Frau allein. War sie eine „Quotenfrau“? Noch immer arbeiten Architektinnen eher im Hintergrund. Anlässlich der Ausstellung „Frau Architekt“ im Deutschen Architekturmuseum DAM haben der Autor Arne Winkelmann und die Illustratorin Kitty Kahane ein Buch gestaltet, das Kindern ihre Biografien nahebringen will. Der Titel: „Frauen bauen. Kinder entdecken Architektinnen“.

Die Idee ist gut: Porträts und leicht verständliche Texte zu zwölf Architektinnen aus dem 20. Jahrhundert zeigen auf, dass Frauen in allen Bereichen der Architektur arbeiten und auch an so ziemlich allen historisch bedeutenden Architekturentwicklungen beteiligt waren. Endlich ist es da: Das Buch mit weiblichen Vorbildfiguren für architekturinteressierte Kinder. Da steht Margarete Schütte-Lihotzky in ihrer Frankfurter Küche und sagt: „NUR 6,6 m2.“ Lotte Stam-Beese wird vor ihrem Wiederaufbauplan für Rotterdam gezeigt und Kazuyo Sejima während ihres Studiums im Kimono am Zeichenbrett. Angesichts dieser Übersicht will man kaum glauben, was der erste Satz des Buches verkündet: „Dass Frauen bauen, ist gar nicht so selbstverständlich.“

Schon im Vorwort deutet sich an, dass nicht nur in der Welt der praktizierenden Architekten viel passieren muss, damit Frauen dort ernst genommen werden. Auch die Architekturvermittlung hat noch einen langen Weg zu gehen. Ist es noch zeitgemäß, Frauen im Architekturberuf als Exoten vorzustellen? Gibt es wirklich immer noch „so wenige“ Architektinnen, dass man deshalb „immer mal wieder die Aufmerksamkeit auf sie richten muss“? Keine Frage: Die Geschichten der Architektinnen sind spannend und absolut lesenswert. Zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Ländern herrschten ganz unterschiedliche Vorstellungen von Geschlechterrollen, die zu unterschiedlich schwierigen Bedingungen für die Frauen führten.

Die wirklich spannenden Hintergründe werden in den Texten leider oft nur angerissen. Galina Balaschowa war beispielsweise leitende Architektin im Experimental-Konstruktionsbüro OKB-1 in Koroljow bei Moskau und entwarf die Kapseln der Raumstation MIR. Anstatt nun aber zu erklären, welche strukturellen Bedingungen in der Sowjetunion es vielen Frauen ermöglichten, den Architektenberuf zu ergreifen, heißt es nur undeutlich: Nach dem Krieg „mussten viele Frauen die Arbeit von Männern machen und erst so wandelten sich die Berufsbilder und das Selbstverständnis der Frauen“. Solche Momente gibt es an mehreren Stellen im Buch. Deshalb kommt die Frage auf, ob man nicht auch Kindern heutzutage eine etwas komplexere Auseinandersetzung mit dem Thema zumuten kann und sollte. Auf jeden Fall bietet das schön gemachte Buch eine gute Grundlage, um Eltern und Kinder ins Gespräch kommen zu lassen.

Text: Dina Dorothea Falbe

Frauen bauen. Kinder entdecken Architektinnen
Arne Winkelmann
Illustrationen: Kitty Kahane
Herausgeber: Marietta Helen Andreas und Christina Budde
antaeus Verlag, 2017

55 Seiten
ISBN 978-3-9810809-9-5

15,80 Euro


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

schlawuki | 21.12.2017 17:23 Uhr

@0815 Architekt

Kollege oder Kollegin 0815,
völlig einer Meinung!
Was soll das mit der Zaha Hadid und ihrer Darstellung?
Das spiegelt weder die Berufsalltagswelt noch die Person Hadid ( die im übrigen ein ziemlicher Drachen war, der Mitarbeiter_innen bis aufs Blut gequält und ausgebeutet hat und vermutlich mehr Mann als Frau war) wieder.
Also, eine nette, aber bei weitem überflüssige Produktion.

1

0815 Architekt | 19.12.2017 13:46 Uhr

erschreckend

Ich bin entsetzt, dass es sowas gibt und zumindest irgendwer der Meinung ist, dass es so etwas (noch) geben muss. Damit wird doch gerade noch betont, dass es etwas besonderes sei. M.E. sollte es Kindern gegenüber als selbstverständlich dargestellt werden, dass Frauen im Bauwesen tätig sind. Alles andere lernen Sie später - aus Geschichtsbüchern.

Diese Betonung der Unterschiede/unterschiedlichen Behandlung von Mann und Frau in unserer Branche führt gerade nicht dazu, diese abzubauen.
Ich kenne kein Architekturbüro, in dem nicht mindestens 50% der Mitarbeiter Frauen sind. Was wäre also heute selbstverständlicher?

Davon abgesehen: ein hyperexzentrisches Bild von Zaha Hadid - was soll das den Kindern mit auf den Weg geben?

Grundsätzlich besteht Handlungsbedarf, was die Geschlechterdarstellung in Kinderbüchern (und allen Medien, die Kindern zugänglich sind) angeht - klar!
Aber da ist m.E. eine ganz andere Herangehensweise nötig. Gut gemeint und doch total daneben.

 
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