Ein Berliner plant im Hyde Park? Das Überraschendste an der Nachricht, dass Francis Kéré den nächsten Serpentine Pavilion in London entwerfen wird, ist vielleicht, wie wenig diese Nachricht überrascht. Der Architekt, der nach dem Studium an der TU Berlin seine ersten Schritte in seinem Heimatland Burkina Faso gemacht hatte, war schlicht der perfekte Kandidat, um auf Sou Fujimoto, SelgasCano und Bjarke Ingels zu folgen. Statt einer weiteren formalen Spielerei verspricht Kéré mit seinem Projekt nämlich eine Architektur, die wieder das soziale Miteinander ins Zentrum stellt.
Dass der Entwurf angesichts des breiten Interesses der Öffentlichkeit nicht gänzlich ohne typische Architekten-Plattitüden auskommt, ist dabei sicherlich verzeihbar. Sein Pavillon, so Kéré, sei von jenem Baum inspiriert, der in seinem Heimatdorf Gando als Mittelpunkt des Dorflebens diene. Konstruktiv auf einem leichten Stahlgerüst ruhend, kragt ein trichterförmiges Dach aus Holzlamellen weit aus. Es schützt vor Sonne und Regen und bildet einen Raum, der durch eine Wand aus hölzernen Blöcken weiter eingegrenzt wird. Diese ist von vier Öffnungen unterbrochen, was den Pavillon nahbar und gut zugänglich macht.
Anstatt jedoch der Baum-Metapher sklavisch zu folgen, nimmt Kéré einen interessanten Kunstgriff vor. Nicht ein zentraler Stamm trägt das Dach, sondern ein Ring aus leichten Raumfachwerkträgern, die damit zugleich einen offenen Platz bilden. Damit reagiert der Pavillon auch auf das Londoner Klima, soll sich doch hier bei Regen ein hübscher Wasserfall bilden. Auch das ist laut Kéré durchaus als symbolische Setzung zu verstehen, denn Wasser ist eine fundamentale Ressource für Leben und Wohlstand.
Die Entscheidung der Serpentine Gallery, in diesem Jahr Francis Kéré zu beauftragen, darf nur deshalb nicht als der nächste große Schritt in der Karriere des Architekten gelten, weil er mit seiner Architektur ja schon weit mehr als nur eine gewisse Bekanntheit erreicht hat. Die Kuratoren Yana Peel und Hans Ulrich Obrist loben die Einfachheit der Struktur, Richard Gnodde vom Hauptsonsor Goldman Sachs hebt den Wert für die Gemeinschaft hervor, und der technische Berater David Glover verweist auf das interessante Verhältnis von einfachen Materialen und innovativer Formensprache. Als Berater von Peel und Obrist fungierten David Adjaye und Richard Rogers.
Für Francis Kéré ist es im Übrigen nicht der erste Pavillon, den er für 2017 plant. Nach seinem Entwurf will Chris Dercon – der ja ebenfalls schon in London gewirkt hat – auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof einen fahrbaren Theaterbau errichten lassen. (sb)
Zum Thema:
www.serpentinegalleries.org
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Bert | 24.02.2017 12:12 Uhroh Gott
mal ehrlich Leute,
sieht bisschen peinlich aus der Pavillon, oder?