„Der Tourist würde sich manche Plakatanschauung abgewöhnen, wenn er vorurteilslos genug ist, die Augen aufzumachen.“ Mit diesem hübschen Zitat von Kurt Tucholsky beginnt die Presse-Mitteilung für Foto-Ausstellung „Sight-_Seeing. Bildwürdigkeit und Sehenswürdigkeit. Sieben fotografische Positionen zum Bild der touristischen Landschaft in Tirol“, die ab Donnerstag in Berlin zu sehen sein wird.
„In touristischen Werbebildern werden immer dieselben ikonischen Erwartungen reproduziert, die mit der Realität oft nichts zu tun haben. Erstarrt in klassischen Klischées, perfekter Inszenierung und oberflächlichen Bildsprachen erscheint das geschönte Katalogbild der Werbung immer unglaubwürdiger. Zudem hat sich die Rezeption von Bildern in den letzen Jahrzehnten radikal geändert. Kann es gegen diesen Zirkel, in dem das Original zur Kopie seiner selbst wird, gelingen, einer zur Ikone erstarrten Landschaft im Bild selbst erneut Unmittelbarkeit und Schönheit zu verleihen?“
Für diese Ausstellung – die übrigens von der Tourismusagentur Tirol Werbung getragen wird – wurden 2010 sieben Fotografen gebeten, ein neues, klischeefreies Bild des aktuellen Tirol zu machen. Bei diesem „bildtheoretischen Experiment“ wurden insgesamt 8.000 Fotografien produziert, die Ausstellung zeigt 50 davon. Darin sind tatsächlich schöne, überraschende Bilder zu sehen, die auch den alten bayrischen Werbe-Spruch vom Laptop mit der Lederhose aufwärmen könnten – etwa die beiden jungen Frauen im Dirndl mit Coffee-to-go im surrealen Licht einer Tankstelle.
Dass aus der Ausstellung allerdings auch „das Gesicht der neuen Imagekampagne Tirols“ entwickelt wurde und dass alle Bilder doch einem gewissen Hochglanz verfallen, gibt der Schau nur ein kleines „Gschmäckle“ am Rande...
Eröffnung: 9. Juni 2011, 19 Uhr
Ausstellung: 10. bis 24. Juni 2011,
Ort: Epicentro Art, Karl-Marx-Allee 82-84, 10243 Berlin
Zum Thema:
www.epicentroart.com
Auf Karte zeigen:
Google Maps