Der Salón de Reinos, ein erhaltener Flügel des einstigen Buen-Retiro-Palastes in Madrid, blickt seit seiner Erbauung durch Crescenzi und Carbonel im 17. Jahrhundert auf eine lange Geschichte von Zerstörung, Umbau und Erweiterung zurück. 2015 erwarb das Museo del Prado das zuletzt als Armee-Museum genutzte Objekt und lobte einen Wettbewerb für dessen Umbau aus. Entstehen sollen insgesamt 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche und weitere 2.900 Quadratmeter für technische Einrichtungen und die Verwaltung.
Unter den acht konkurrierenden Büros befanden sich mit Nieto Sobejano Arquitectos, David Chipperfield, Souto Moura Arquitectos oder OMA einige namhafte Büros. Für sich entschieden haben den Wettbewerb jedoch Foster + Partners (London) in Kollaboration mit Rubio Arquitectura (Madrid), die das Gebäude mit ihrem Entwurf zur seiner ursprünglichen Nutzung zurückführen sollen: Beherbergte der Salón doch ursprünglich eine Vielzahl an großformatigen Gemälden, die später in die berühmte Sammlung des Prado eingingen.
Durch Ersetzen des die Hälfte des Gebäudes überspannenden Giebeldaches mit einem Flachdach wird über die gesamte Gebäudetiefe ein viertes Geschoss gewonnen. Die hier entstehenden Räume sind mit variablen Oberlichtern an vielfältige temporäre Nutzungen anpassbar. Die notwendigen Versorgungsräume werden unterirdisch angelegt, um den so gewonnenen, großzügigen Raumeindruck nicht einzuschränken. Die restaurierte dreigeschossige Originalfassade wird zugleich als Rahmung neu inszeniert: Durch fein modellierte Öffnungen wirkt sie durchlässiger als im ursprünglichen Zustand. Das umgebende Straßenniveau wird außerdem um einen halben Meter tiefer gelegt und im Inneren die verschiedenen Stufungen des Parterres aneinander angeglichen, so dass sich das Wandeln im künftig öffentlichen Erdgeschoss fließender gestaltet.
Das Prado ist bekannt für seinen fortschrittlichen Umgang mit klassischer Kunst. Bereits 2009 wurden 14 Gemälde aus seinem Bestand ultrahochauflösend abfotografiert und in Google Earth veröffentlicht. Die Betrachtung der Gemälde, aufgrund hohen Besucherandranges oft nur von weitem möglich, wurde durch die Digitalisierung samt der einhergehenden Möglichkeit des Heranzoomens auf ein neues Niveau gehoben. Vielleicht stellt dieser Umbau, der zum 200. Jubiläum des Museums 2019 fertiggestellt sein soll, mit seiner Offenheit im Erdgeschoss einen weiteren Schritt zur Demokratisierung des Kunstzugangs dar. (ks)
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