Ein Industrie- und ein Waldgebiet – das sind die beiden gegensätzlichen Nachbarn des neuen Forschungszentrums von Francisco Mangado für die Firma Norvento, die unter anderem Windkraft- und Biogasanlagen herstellt. Der langestreckte Neubau, in der Nähe der Stadt Lugo im Nordwesten Spaniens gelegen, muss also vermitteln: Zum Wald hin öffnet sich das Gebäude großzügig, streckt quasi seine Finger aus, zum Industriegebiet hin schottet es sich ab.
Die Architekten wollten an das Thema Arbeiten und Forschen anders herangehen, als bei einem herkömmlichen Bürogebäude. Der Anspruch, auch im Bürobau anonyme Zellenbüros zu vermeiden und Identifikationsmöglichkeiten, Privatheit und Begegnungsorte zu schaffen, ist dabei nicht neu, was man ja auch an den angesagten Bürokonzepten für Google oder Springer sehen kann. Mangado behält jedoch die grundsätzliche Reihung von Arbeitsbereichen in einer linearen Anordnung bei, was eine ruhige Grunddisposition vorgibt. Die „Personalisierung“ der Räume entsteht vielmehr durch die Verzahnung mit der Landschaft und die Geometrie des Grundrisses. Einfachheit und formale Klarheit ohne plakativ zu sein, in diesen Entwurfsparametern sahen die Architekten die Möglichkeit für den Nutzer, sich mit dem Gebäude identifizieren zu können. Das Gebäude besteht aus ineinander gesteckten Elementen, die eine vielseitige Geometrie schaffen und es ermöglichen, jede Abteilung autonom zu gestalten.
Das Thema Nachhaltigkeit wurde von verschiedenen Seiten betrachtet: Entsprechend der Unternehmenstätigkeit von Norvento ist das Gebäude in Bezug auf seine Energieversorgung autonom, dabei lässt es sich– wie in der Wettbewerbsausschreibung vorgegeben – in Zukunft ohne Probleme erweitern. Darüber hinaus wollte man auch den Bauprozess selbst im Sinne der Forschungstätigkeit des Unternehmens innovativ gestalten. So wurde Eukalyptus-Holz, das in Galizien zwar sehr verbreitet ist, aber meist nur in der Zellstoffproduktion zum Einsatz kommt, als Fassadenmaterial verwendet.
Ob das allerdings der Weisheit letzter Schluss ist, muss sich zeigen, denn im Sinne der Nachhaltigkeit ist Eukalyptus aufgrund seines hohen Wasserbedarfs und der großen Waldbrandgefahr umstritten. Ursprünglich aus Übersee eingeführt, hat das Gewächs viele eher geeignete, heimische Baumsorten verdrängt. Umgekehrt dürfte aber auch gelten: Besser als seine Verwendung als Papier, das schon bald wieder im Müll landet, ist sicherlich sein dauerhafter Einsatz als Fassade. Löblich ist dabei übrigens, dass sich das Unternehmen selbst diese Fragen ebenfalls stellt und zu diesem Zweck ein entsprechendes Forschungsprogramm aufgelegt hat. (kh)
Fotos: Juan Rodriguez
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: