Die Eröffnung des Forschungspavillons der Institute Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) der Universität Stuttgart auf dem Campus der Universität ist mittlerweile eine feste Größe im Architekturkalender. Wurden beim alljährlichen Showcase avantgardistischer digitaler Verarbeitungstechnologien bekannter oder auch weniger bekannter Materialien im letzten Jahr Carbonfasern vorgestellt, so beschäftigen sich die Professoren Achim Menges, Jan Knippers und ihre Studenten dieses Jahr wieder mit einem konventionelleren Baustoff. Für das Holz, ein Material, mit dem sie in den vergangenen Jahren schon oft experimentiert haben, testen sie allerdings eine außergewöhnliche Fügungstechnik: das Nähen.
In einem interdisziplinären Arbeitsprozess werden bionische Konstruktionsprinzipien in architektonische übertragen. Unterstützt von Biologen der Universität Tübingen, untersuchten die Studenten die segmentierte Schale des Sanddollars – ein Seeigel, dessen Schalensegmente durch Fasern verbunden sind – und entwickelten äquivalente textile Fügungstechniken für die leichten Holzelemente.
Der Roboterarm faltet dünne Furnierplatten aus Buchenholz, schwingt diese zur Industrienähmaschine, diese näht sie zu ballonförmigen Volumen zusammen, welche letztendlich zu Segmenten einer Schalenkonstruktion gefügt werden. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit von Ingenieuren, Biologen und Architekten. So ist die Choreographie des Roboters vielleicht Sinnbild für die Vermittlung zwischen verschiedenen Arbeitsmethoden und Wissensbereichen. Das Spektakel des robotischen Nähprozesses, seine Choreographie der Präzision und Reibungslosigkeit, ist, fast noch mehr als der Pavillon, das Endprodukt eines Arbeitsprozesses getrieben von extensiver Forschung, Interdisziplinarität, Perfektionismus – und sicher auch Geld. (df)
Fotos: ICD/ITKE, Universität Stuttgart
Video:
ICD/ITKE Research Pavilion 2015-16 from ICD on Vimeo.
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