Gewächshäuser, da denkt man an Tomaten und Tulpen aus Holland oder Erdbeeren aus Spanien. Komplizierter wird es, wenn es nicht nur um die Optimierung der Nahrungsmittelproduktion geht, sondern darum, in unseren Breiten geeignete Bedingungen für ganz unterschiedliche Pflanzen zu schaffen. Auf dem Campus Riedberg in Frankfurt am Main haben Königs Architekten (Köln) nun für die Goethe-Universität ein Gewächshaus gebaut, das unter drei Glashallen mehrere Klimazonen für Anzucht, Pflege, Unterhaltung und Präsentation von Pflanzen erzeugt.
Auf dem südlichen Campus-Abschnitt gelegen, stehen die Hallen nicht frei, sondern werden durch einen L-förmigen Sockel verbunden, der sich an die Hanglage des Grundstücks anschmiegt und die technischen Einrichtungen sowie Büro- und Sozialräume enthält. Die Höhenstaffelung der Hallen ermöglicht für alle Pflanzen die jeweils optimalen Lichtverhältnisse und dank aufwendiger technischer Installationen wie getrennte Wasserkreisläufe oder programmierbare Beleuchtungs-, Befeuchtungs- und Verschattungsanlagen lassen sich für jeden Forschungsabschnitt spezifische klimatische Bedingungen herstellen.
Entsprechend funktional ist auch die Gestaltung des Gewächshauses, dessen räumlicher Eindruck vom Höhenversprung des Sockels und den vielen sich wiederholenden Elementen wie den tragenden Bögen aus Stahlprofilen oder den zahllosen Lampen geprägt wird. Einzig ein Betonrelief mit zartem Blättermuster erinnert auch an die poetische Seite der Beschäftigung mit Pflanzen. Das Ergebnis dieser gestalterischen Zurückhaltung ist jedoch so ansprechend, dass sich der Gedanke geradezu aufdrängt, ob das Gebäude vielleicht nicht nur als Wohnumgebung für Pflanzen, sondern auch für Menschen geeignet wäre. Allerdings sollte man dann trotz des herannahenden Winters um die hauseigene Abhärtungs-Abteilung lieber einen großen Bogen machen.
Fotos: Christian Richters
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Windfried Leubner | 15.10.2013 20:51 UhrGratulation
Die runden Formen sind gut gelungen und eben mal kein banaler Kasten. Dadurch entsteht das interessante Ensamble aus Licht und Schatten! Feine Sache!