Die Baracke ist eine unbequeme Bautypologie. Sie erinnert an Behelfsbau, an Lager, und so richtig als Architektur möchte man sie ungern bezeichnen. In der DDR hatten viele Architekten ihren Arbeitsplatz in einer Baracke. In diesem Sinne lädt der Neubau für das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig von Schulz und Schulz Architekten (Leipzig) zu einer Zeitreise ein. Quadratische Betonplatten mit gleichförmigen Fensteröffnungen an den Längsseiten des eingeschossigen Riegels treffen auf Blechfassaden an den Stirnseiten. Die zahlreichen Rohre des Freiluftlabors auf dem Dach korrespondieren mit der Fernwärmeleitung auf dem Gelände des Wissenschaftspark Permoserstraße und erinnern an die prägenden Elemente des DDR-Städtebaus in Randlage – und ja auch irgendwie an die Baracken von damals.
Die aus dem Ruhrgebiet stammenden Bürogründer können sicherlich unbefangen mit Ostalgie-Vergleichen umgehen, zumal die Architektur des neuen Forschungsgebäudes baukonstruktiv selbstverständlich heutigen Standards folgt. Der von den Architekten als „Forschungsmaschine“ bezeichnete Bau wirkt gut detailliert. Die Fassadenmodule mit den Maßen von 3,60 x 3,60 Meter sind standardisierte Sandwichelemente aus Tragschicht, Dämmung und Fassadenbekleidung. Sie sollen die strukturgebenden Laboreinheiten nach außen abbilden. Gleichzeitig entsteht so eine günstige Konstruktion: nur 37 Prozent der Bauwerkskosten macht die Gebäudehülle laut Architekten aus.
Nach dem Wolkenlabor mit seinem ikonischen Zylinder, das den BDA-Architekturpreis 2007 erhielt, und dem Rechenzentrum von 2011 ist der kürzlich fertig gestellte 3.100-Quadratmeterbau das dritte Werk von Schulz und Schulz im Wissenschaftspark Leipzig. Die Ästhetik des Ensembles ist sicherlich nicht Jedermanns Sache, wohl aber ein gutes Beispiel für Liebhaber einer naturwissenschaftlich-technischen Architekturauffassung. (dd)
Fotos: Gustav Willeit
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