Die flämischen Kohleminen liegen seit Langem brach. Um die Wirtschaft anzukurbeln, setzt die Regierung nun auf Konversion mittels der Forschung zu erneuerbaren Energien. Die Stadt Genk will zwischen den Ruinen ihrer Bergbau-Anlagen entsprechende Firmen ansiedeln und entwickelte mit dem Architekturbüro HUB aus Antwerpen den Masterplan für einen Technologiepark. Eingebettet in eine öffentlichen Parkanlage werden mehrere Grundstücke bereitgestellt. Auf einem davon ließ nun die Universität Leuven mit finanzieller Unterstützung, unter anderem von der EU, ein „Sustainable Energy Research Center“ bauen. Die Architekten vom Atelier Kempe Thill (Rotterdam) konnten alle Interessen der Bauherrenschaft unter ein Dach zusammenbringen – so entstand ein „industrial palace“ auf einer Grundfläche von 72,5 x 50 Metern.
Zu den wesentlichen Forschungsthemen der Einrichtung zählen neben Elektro- und Hybridfahrzeugen auch sogenannte „smart grids“, deren Ziel nichts geringeres als ein komplett neues Energienetzwerk für Europa ist, in dem Energie gewonnen und gespeichert werden kann. Umso überraschter waren die Architekten über die Notwendigkeit, die beteiligten Forschungsinstitute von der wirtschaftlichen und ökologischen Sinnhaftigkeit eines kompakten Baukörpers zu überzeugen.
Alle Funktionen vom Hörsaal über die Büros bis zur Werkstatt sind in einer 19 Meter tiefen Randbebauung untergebracht, die eine große Halle umschließt. Wenige Stützen mit einer Spannweite von 7,2 x 14 Metern sowie eine tragende Beton-Lochfassade ermöglichen größtmögliche Flexibilität in der Raumeinteilung. Eigentlich wollten die Bauherren nur eine große Industriehalle für Experimente. Die Antwort der Architekten ist nun der „matrix-space“ unter einem Oberlicht, das für „Lichtbedingungen wie unter freiem Himmel“ sorgt. Auch das für diese Bauaufgabe so typische Thema der Transparenz setzten Kempe Thill mit mehr als sechs Meter breiten Fenstern auf eigene Weise um. Die Glasflächen ermöglichen zahlreiche Sichtbeziehungen und rahmen die malerische Ruinenlandschaft.
Die Architekten selbst sagen, die großzügige Wirkung ihrer Räume mit einer Geschosshöhe von 4 Metern sei „historischen Palästen“ nachempfunden. Durch ihre Größe würden die Fenster zudem an der Fassade „zählbar“, was das Gebäude trotz seiner Ausmaße „erfassbar und verständlich“ mache. Die Laibungen und Rahmen aus bronze-eloxiertem Aluminium sind eine weitere Anspielung auf historische Bauten. Da die Position der Lüftungsschächte kaum kontrollierbar war, entschieden sich die Architekten, die gesamte Fassade mit einem einzigen Rost zu verkleiden, der zusätzlich auch als Zaun in Erscheinung tritt. (dd)
Fotos: Ulrich Schwarz
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