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25.08.2023
Viel Raum für kleine Teilchen
Forschungscampus von Henning Larsen Architects und COBE in Lund
Bereits 1993 gab es erste Überlegungen für die Planung der European Spallation Source (ESS). Nun konnte der riesige Forschungscampus im südschwedischen Lund endlich fertiggestellt werden. Auf einem rund 70 Hektar großen Gelände widmen sich internationale Wissenschaftler*innen in naher Zukunft der Neutronenstrahlung für Materialforschung und Werkstofftechnik. Der Entwurf für den Komplex stammt von Henning Larsen Architects und COBE Architects. Zum Planungsteam gehörte außerdem das Landschaftsarchitekturbüro SLA. Die drei Kopenhagener Büros konnten 2012 den entsprechenden Wettbewerb für sich entscheiden.
Mit 100.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche nimmt die Anlage eine enorme Fläche ein. Insgesamt soll die ESS bis zu 22 Forschungsstationen beherbergen, mithilfe derer sich die atomare und molekulare Struktur von Materialien untersuchen lässt. Kern der Forschung ist die Spallation. Bei diesem Vorgang prallt ein Strahl von Protonen auf ein sogenanntes Wolframtarget. Dabei werden 1018 Neutronen pro Sekunde freigesetzt.
Den Spallationsprozess nutzten Henning Larsen Architects als Inspirationsquelle für ihren Entwurf. Durch seine Anordnung bilde der Komplex diesen Vorgang ab, so die Architekt*innen. Während der unterirdisch angelegte, 600 Meter lange Protonenbeschleuniger in der Landschaft ablesbar wird, tritt das Wolframtarget als ellipsenförmiges Dach in Erscheinung. Die bei dem Prozess freigesetzten Neutronen schließlich werden durch in der Anlage verstreute Volumen repräsentiert.
Einige Gebäude stehen einzeln, während andere ohne erkennbares Muster in Gruppen zusammengefasst sind. Das Äußere spiegele den Zweck jedes Gebäudes wider, schreiben die Architekt*innen. Entsprechend muten ein paar Fassaden eher industriell an, andere wiederum verweisen durch ihre kleinteilige Gestaltung eindeutig auf die Nutzung als Büroräume. Zentrales gestalterisches Element ist das mittig angeordnete Volumen mit ellipsenförmigen Dach, wo sich eines der wichtigsten Elemente des Spallationsprozesses, das Wolframtarget, befindet. Neben Beschleuniger, Laboren und Büroräumen sind in den Gebäuden noch Hörsäle untergebracht.
Erwartet werden jährlich bis zu 3.000 Forscher*innen aus den Bereichen Materialwissenschaft, Chemie, Biologie und Physik. Gleichzeitig bietet die ESS Arbeitsplätze für mehr als 500 Mitarbeiter*innen. Laut Angaben belaufen sich die Kosten für den Komplex inklusive Forschungsinstrumente auf rund 1,8 Milliarden Euro. Davon tragen Schweden 35, Dänemark 12,5 und Deutschland 11 Prozent. Die jährlichen Kosten für den Betrieb werden auf etwa 140 Millionen Euro geschätzt. In zwei bis drei Jahren sollen die ersten Experimente stattfinden, 2027 soll die Anlage vollständig in Betrieb sein. (dsm)
Fotos: Rasmus Hjortshøj
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